Im shackspace wird eifrig programmiert und entwickelt. Foto: Caroline Leibfritz

In den Räumen des Vereins shack in Wangen tüfteln Computerfreaks an nützlichen und witzigen Neuheiten. Der Verein feiert 2015 seinen fünften Geburtstag.

Wangen - Wer zum ersten Mal die schwach mit LEDs beleuchtete Treppe des Stuttgarter Hackerspace erklimmt, kann sich wohl zunächst nur vage vorstellen, was ihn hinter der nächsten Tür erwartet. Kaum wird diese geöffnet, erschließt sich eine Welt aus Computern, Körperscannern, blinkenden Lichtern, bunten Kabeln und sprechenden Getränkeautomaten. Was klingen mag wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Film, ist für die Mitglieder des Stuttgarter Vereins shack normaler Alltag. Denn sie haben sich an der Ulmer Straße ihren „shackspace“ eingerichtet, ein Paradies für Hacker und Computerbegeisterte.

Der Begriff shackspace steht für „Stuttgarter Hackerspace“. Der Trägerverein shack wird in diesem Jahr fünf Jahre alt. Aktuell, sagt Gregor Jehle, eines der Gründungsmitglieder, zähle der Verein rund 200 Mitglieder, zehn Prozent davon seien Frauen. Erst hatte der Verein seine Räume am Stuttgarter Nordbahnhof, seit vier Jahren sitzt er an der Ulmer Straße in Wangen. Dort haben junge IT-Begeisterte die Möglichkeit, ihre Ideen und Projekte zu verwirklichen. Diese können mal nützlich, mal aber auch nur ein lustiger Zeitvertreib sein.

Die Mitglieder entwickeln Software und neue Roboter

„Manche Mitglieder entwickeln Apps oder bauen eine neue Software; ein Mitglied ist gerade dabei, einen Roboter zu entwickeln, der Cocktails mixt“, erklärt Gregor Jehle, der sich innerhalb des shackspace lieber „Hadez“ nennt. „Dann haben wir auch eine zur Dusche umgebaute Telefonzelle mit Bezahlsystem, in der man für 50 Cent fünf Minuten lang warm duschen kann.“ Wer Material, Kabel oder Batterien benötigt, kann auch diese direkt in den Vereinsräumen erwerben: Ein umgebauter Zigarettenautomat beinhaltet alles, was das ITler-Herz begehrt – vom Kleincomputer bis zur Micro-SD-Karte.

Doch die Kreativität der Shack-Mitglieder geht noch weiter. So haben sie einen Getränkeautomaten entwickelt, der nicht nur Filmzitate wiedergeben kann. Er ist sogar in der Lage, Geräusche wie Rülpser von sich zu geben.

Auch Workshops und Vorträge werden angeboten

Im shackspace wird so gut wie alles elektronisch erfasst und geregelt – von der Schließanlage über die Anwesenheit der Mitglieder, die Beleuchtung der Räume bis hin zur Darstellung der aktuellen Abfahrtszeiten der Stadtbahn. Doch die Mitglieder können sich dort nicht nur am Computer austoben. „Wir haben auch eine Werkstatt zum Schweißen oder Sägen, wir haben Messinstrumente, eine Stickmaschine, einen 3-D-Körperscanner und 3-D-Drucker“, erzählt Gregor Jehle, der im Bereich IT-Sicherheit arbeitet. „In unserem Seminarraum bieten Mitglieder oder externe Gruppen außerdem Workshops und Vorträge zu unterschiedlichen Themen an.“ Jeden Monat trifft sich im shackspace auch der Stuttgarter Chaos Computer Club zu seinem regelmäßigen Stammtisch. Im alle zwei Monate stattfindenden Repair Café bekommen Interessierte außerdem gezeigt, wie sie defekte Geräte reparieren können.

Doch wer nun meint, dass sich im shackspace nur IT-Spezialisten und Informatiker tummeln, täuscht sich. „Wir haben auch Pädagogen, Ärzte oder Friedhofsgärtner“, sagt Jehle. „Hier sind wirklich die unterschiedlichsten Berufe vertreten.“

Ein Ort der Begegnung und des Lernens

Entsprechend sind die Aktivitäten im shackspace auch nicht auf computerbasierte Anwendungen reduziert. Die Mitglieder können auch gemeinsam kochen, Filme schauen oder im Studio ihre eigenen Audio-Podcasts erstellen. „Es ist einfach ein Ort, wo sich Gruppen treffen können“, sagt Jehle. „Um dort zu lernen, sich auszutauschen, sich digital fortzubilden. Also ein Platz der Begegnung und des Lernens.“