Im Mai 2014 war die Welt noch in Ordnung: Der VVF-Vorstand Ingo Vögele, Klaus Luhmann, Hans Guryca und Folkmar Schiek (von links). Foto: Archiv Rebecca Stahlberg

Der erste Vorsitzende hat sein Amt niedergelegt. Als Grund nennt er Unstimmigkeiten im Vorstand des Verbunds Vaihinger Fachgeschäfte. Der Posten soll bei den turnusgemäßen Wahlen im Mai neu besetzt werden.

Vaihingen - Auf seiner Facebook-Seite hat Folkmar Schiek die Nachricht verbreitet: „Am 13. April 2017 habe ich mein Amt als 1. Vorstand des Verbund Vaihinger Fachgeschäfte niedergelegt“, steht dort. Als Grund nennt Schiek „unüberbrückbare Differenzen mit dem 3. Vorstand Hans Guryca“. Und weiter: „Der 2. Vorstand Ingo Vögele und der 3. Vorstand Hans Guryca konnten meinem Konzept einer zukünftigen Neuausrichtung des Vereins zum Wohle der Mitglieder, welches unter anderem Veränderungen der politischen und gesellschaftlichen Lage Vaihingens berücksichtigte, nicht folgen.“ Darüber hinaus bedankt sich Schiek bei „allen Mitgliedern und Freunden, die mich und meine Arbeit in den vergangenen drei Jahren unterstützt haben“.

„Stillstand ist Rückschritt“, findet Folkmar Schiek

Im persönlichen Gespräch betont Folkmar Schiek, er wolle keinen offenen Streit. „Mit einer Schlammschlacht ist niemandem geholfen.“ 2014 ist Schiek in das Amt des ersten Vorsitzenden des VVF gewählt worden. Es habe sich jedoch bald gezeigt, dass er und der dritte Vorsitzende Hans Guryca nicht immer einer Meinung waren.

Schiek habe den Verein neu ausrichten wollen. Das sei nicht bei allen Vorstandsmitgliedern gut angekommen. „Ich wollte nicht alles umschmeißen, sondern klare Zuordnungen schaffen. Eine Basis, mit der wir Schwung aufnehmen können“, schildert der ehemalige Vorstand. Denn: „Stillstand ist Rückschritt.“ So habe er mehr in den Blick nehmen wollen als die Veranstaltungen, die der VVF jedes Jahr organisiert. „Es tut sich vieles in Vaihingen, wo wir für unsere Mitglieder mitreden sollten“, findet Schiek und nennt als Beispiel die Ansiedlungen im Synergiepark. „Ich hielt es für wichtig, dass wir in Sachen Stadtentwicklung am Ball bleiben.“

Viele Anregungen seien nicht umgesetzt worden

Zeitgleich mit Schiek hat auch die Schriftführerin Angelika Kiefer ihr Amt niedergelegt. „Ich habe den Stillstand genauso gesehen wie Folkmar Schiek“, sagt Kiefer. Viele Anregungen bei den Vorstandssitzungen seien im Sand verlaufen. So sei es etwa gewesen, als es um eine Heizung für den Stand des VVF auf dem Weihnachtsmarkt ging, damit die Mitglieder, die den Verbund dort ehrenamtlich präsentieren, nicht frieren. „Aber das wurde nie umgesetzt“, sagt Schiek.

Ein weiterer Punkt sei die Organisation der Veranstaltungen. Um die kümmert sich Hans Guryca. Schiek wollte die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen. Denn nur zu schnell könne der Organisator ausfallen. „Es sollte eine Checkliste geben, auf die alle Zugriff haben“, sagt Kiefer. „Wir wollten Herrn Guryca niemals seine Position streitig machen. Wir wollten nur wissen, wo was hinterlegt ist, falls er kurzfristig ausfällt“, betont Kiefer.

Letztlich habe man ihn dazu gedrängt, sich nicht wieder für das Amt des ersten Vorsitzenden aufstellen zu lassen, sagt Schiek. Er habe die Situation gründlich durchdacht und sich dann entschieden, noch vor der Wahl im Mai von seinem Amt zurückzutreten. Bei der Mitgliederversammlung wolle er noch einmal kommen und sich verabschieden.

Differenzen gibt es schon länger

Ingo Vögele bedauert die Form von Schieks Austritt. „Wir hatten ein anderes Prozedere ausgemacht“, sagt der zweite VVF-Vorsitzende. Es habe die Vereinbarung gegeben, dass Schiek bei den Vorstandswahlen nicht wieder antritt, nun sei es anders gekommen.

Schon seit einer ganzen Weile habe es Differenzen im Vorstand gegeben und schließlich sogar den Versuch einer internen Schlichtung. Aber auch dieser Termin habe das Klima nicht verbessert. „Wir arbeiten alle für den Verein und nicht für uns selbst. Aber in dieser Konstellation hat es zuletzt keinen Spaß mehr gemacht“, sagt Vögele.

Er wolle von Schuldzuweisungen Abstand nehmen. Wichtig sei, dass der VVF auch in Zukunft handlungsfähig bleibe. Und davon ist er überzeugt: „Wir werden bei den Vorstandswahlen einen geeigneten Kandidaten für das Amt des ersten Vorsitzenden präsentieren und dann kontinuierlich weiterarbeiten.“

Hans Guryca sieht es ähnlich: „Für sich gesehen hat Herr Schiek vielleicht sogar Recht“, sagt der dritte Vorstand. Er wolle nicht ins Detail gehen, aber: „Wenn man feststellt, dass die Chemie nicht stimmt, ist keine erfolgreiche Arbeit mehr zu verrichten.“ Dass die Chemie nicht stimme, habe „wahrscheinlich an jedem etwas gelegen“, räumt Guryca ein und meint damit die einzelnen Vorstandsmitglieder.

Hans Guryca will an gewohnten Strukturen festhalten

Er selbst ist Gründungsmitglied und seit vielen Jahren zuständig für die Organisation des Weihnachtsmarkts, des Vaihinger Frühlings und des Vaihinger Herbstes. Schiek habe neue Strukturen einführen wollen. „Doch für die haben wir keine Notwendigkeit gesehen. Was bisher funktioniert hat, wird auch in Zukunft funktionieren“, findet der 73-Jährige. Er habe sich nie aufgedrängt und immer gesagt: „Wer mich braucht, der hat mich. Wenn man mich nicht mehr braucht, dann gehe ich.“

Auch Guryca ist sich sicher, dass das Amt des Vorsitzenden nicht lange unbesetzt bleibt. Bei der Hauptversammlung im Mai wählen die Mitglieder turnusgemäß einen neuen Vorstand. „Da werden einige Leute die Hände strecken“, sagt Guryca und ergänzt: „Wir schauen uns nach jemanden um, der über die Brücken geht, die wir gebaut haben. Es wird weitergehen, und zwar besser als in der Vergangenheit.“