Mit Gewinnversprechen werden ältere Bürger zu dubiosen Kaffeefahrt-Veranstaltungen gelockt Foto: Fotolia

Immer noch zahlen die Opfer von Kaffeefahrt-Gaunern Tausende Euro für überteuerte Waren zweifelhafter Qualität. Die Masche mit den falschen Gewinnversprechungen zieht noch immer – und selbst Ermittlungserfolge schrecken die Täter nicht ab.

Stuttgart - Der Köder für die nächste Falle ist schon ausgelegt. Einsendeschluss: dieser Freitag. Die Gewinn-Gauner laden mit einem „Tanken-Preisrätsel“ zum Mitmachen ein. Eine angebliche Firma namens GTF-Tank, die vorgibt, Tankstellen-Filialen in Deutschland eröffnen zu wollen, verspricht Preise im Gesamtwert von 24 000 Euro – „um uns heute schon bekannt und beliebt zu machen“, wie es heißt. Eine Postkarte mit dem Lösungswort soll an eine Postfachadresse in Horn-Lehe, einem Stadtteil von Bremen, geschickt werden.

Doch Vorsicht: Der vermeintliche Hauptgewinn, drei Jahre kostenfrei zu tanken, wird nie ausgezahlt. Vielmehr geht es darum, Adressen für künftige Kaffeefahrten zu sammeln. Der Tankstellen-Köder, der geraden den Großraum Stuttgart erreicht hat, war bereits im März 2011 mit denselben Versprechungen in Berlin ausgeworfen worden. „Wer teilnimmt, öffnet Datenhändlern Tür und Tor“, warnten Berliner Verbraucherschützer schon damals, „eine Vielzahl von Unternehmen in aller Welt hat fortan freien Zugang zu persönlichen Daten und wird arglose Teilnehmer mit telefonischer und schriftlicher Werbung zuschütten.“

Und dann geht es wieder hinaus zur vermeintlichen Gewinnübergabe – die in einer dubiosen Verkaufsveranstaltung in einem einsamen Gasthof endet. Bei der dubiose Magnetfeldmatratzen und billige Vitaminpillen für mehrere Tausend Euro verkauft werden.

Dieter Schneider, Präsident des Landeskriminalamts, hat auch deshalb am Donnerstag im Innenministerium eine verbesserte Zusammenarbeit mit der Verbraucherschutzzentrale Baden-Württemberg vereinbart – und sieht Grenzen der Ermittlungsarbeit: „Das ist ein Graubereich, der nicht immer strafrechtlich verfolgt werden kann.“

Die Täter, deren Akteure einen Schwerpunkt im Oldenburger Münsterland haben, agieren arbeitsteilig. Hier die Planungsbüros, die Gewinnmitteilungen verschicken, da die reisenden Händler, dort die Hersteller der zweifelhaften Ware. „Wenn man dann mal Verkaufsveranstaltungen auffliegen lässt, wälzt jeder die Verantwortung auf einen anderen ab“, sagt Klaus Mezger, Kaffeefahrten-Spezialist beim Polizeipräsidium Ludwigsburg.

Selbst Ermittlungserfolge schrecken nicht ab. Letzten Herbst hatte Mezgers Truppe bei einer Razzia zwei 37 und 41 Jahre alte Männer auffliegen lassen, die bei einer Verkaufsveranstaltung einer angeblich holländischen Firma in einem Gasthof in Oberhausen-Rheinhausen (Kreis Karlsruhe) Präparate namens „Fünf-Sterne-Königskur“ verkauft hatten. Ein Teilnehmer hatte 1100 Euro dafür gezahlt. Der Fall wurde an die Karlsruher Polizei übergeben, die ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des bandenmäßigen Betrugs einleitete.

Die Wirkung? Die Gauner machen ungerührt weiter. Vor einer Woche mussten das Mezgers Leute einmal mehr feststellen. Wieder in dem Gasthof in Rheinhausen, wieder die angeblich holländische Firma. „Das ging sicher schon eine Weile so“, sagt Mezger. Die Händler waren allerdings andere. Die Opfer aus dem Kreis Ludwigsburg waren zuvor so gelockt worden: „Sie haben garantiert den zweiten Preis gewonnen!“

In einem Fall, in den Stuttgarter Opfer verwickelt waren, endete dies in einem persönlichen Desaster. Am Ende einer Kaffeefahrt hatte ein älteres Ehepaar nicht nur Pillen für über 3000 Euro gekauft. Als ein Händler mitbekam, dass die beiden wegen anstehender Renovierungen noch mehr Geld bei sich zu Hause hatten, drehte er ihnen noch Matratzen an – und machte mit über 10 000 Euro an diesem Tag ein besonders einträgliches Geschäft.