Mit der Finanzierung des Busverkehrs hat die Region ab 2015 nichts mehr zu tun Foto: Leif Piechowski

Mit Infografik - Der Haushaltsentwurf des Verbands Region Stuttgart für 2015 kommt auf den ersten Blick in der gewohnten Größe von 323 Millionen Euro daher. Verbandsdirektorin Nicola Schelling wies bei der Einbringung aber auch auf Risiken hin – unter anderem mögliche Nachforderungen für S 4 und S 60.

Stuttgart - Der Haushaltsentwurf des Verbands Region Stuttgart für 2015 kommt auf den ersten Blick in der gewohnten Größe von 323 Millionen Euro daher. Verbandsdirektorin Nicola Schelling wies bei der Einbringung aber auch auf Risiken hin – unter anderem mögliche Nachforderungen für S 4 und S 60.

Mehr S-Bahn: Vom Fahrplanwechsel im Dezember an wird der 15-Minuten-Takt am Nachmittag auf allen S-Bahn-Linien spätestens um 15.30 Uhr beginnen. Das ist etwa eine halbe Stunde früher als heute. Auf der S 1, die im Hauptverkehr als besonders voll gilt,wird es sogar schon um 15 Uhr losgehen. Das sind 22 Fahrten mehr als heute. Außerdem wird die S 1 in der Hauptverkehrszeit in elf Fällen verlängert, so dass es mehr Platz für die vielen Fahrgäste gibt. Zusammen mit einigen kleineren Verbesserungen wie der früheren Anbindung des Daimler-Werks in Sindelfingen von der S 6 aus kostet das 3,6 Millionen Euro jährlich. Weil der S-Bahn-Betrieb durch den neuen Verkehrsvertrag seit Mitte 2013 billiger geworden ist, bleibt aber alles beim Alten: Der Betrieb kostet 2015 insgesamt rund 80,5 Millionen Euro. 

Planung der S 2: 93 Prozent des 323-Millionen-Euro-Haushalts der Region entfällt auf den Verkehrshaushalt, davon wiederum der größte Teil sind Fahrgeldeinnahmen aus dem Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) oder Zuschüsse des Bundes, die der Verband weiter gibt. Der Gestaltungsspielraum der Regionalversammlung ist also eingeschränkt. Trotzdem soll das Netz mit der S 2 von Bernhausen nach Neuhausen ausgebaut werden. Der Verband hatte für dieses Jahr 3,4 Millionen Euro für die Planung reserviert, was auch 2015 noch reicht. Teuer wird die S 2 erst in den Jahren darauf, wenn der Verband weitere 22,4 Millionen Euro zu dem 78-Millionen-Projekt zuschießen muss. Regionaldirektorin Nicola Schelling räumte bei einem Pressegespräch zur Vorstellung des Haushalts ein, dass „sich der Bau voraussichtlich verzögern und erst 2020/21 vollzogen sein wird“. Ursprünglich sollte die S 2 schon 2019 nach Neuhausen rollen. Weitere 500 000 Euro stehen für die Umsetzung des ÖPNV-Pakts mit Land, Landeshauptstadt und Landkreisen vom Februar bereit. Damit sollen Expressbuslinien zur Entlastung der S-Bahn und ein Park-&-Ride-Konzept aus einem Guss geplant werden. Über die Probleme im P&R hatte unsere Zeitung zuerst berichtet. 

Verband Region Stuttgart

Landkreise sparen nicht: Die Verkehrsumlage, die der Verband bei der Landeshauptstadt und den Landkreisen eintreibt, sinkt 2015 um fast 13 Millionen Euro auf 56,7 Millionen. Das liegt daran, dass die Region vom nächsten Jahr an wegen Bedenken der EU keine Zuschüsse mehr für neue Buslinien gibt. Die Regionaldirektorin nannte dies vor dem Gremium eine gute Nachricht – doch die Senkung bringt den Zahlern wenig. Stuttgart und die VVS-Landkreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr müssen die 13 Millionen künftig eben direkt an die Busunternehmen bezahlen. 

Land zahlt seine Schulden zurück: Um den Umbau der S-Bahn-Station am damaligen Daimlerstadion, die S 1 nach Kirchheim/Teck, die S 4 Marbach–Backnang und die S 60 Böblingen– Renningen überhaupt verwirklichen zu können, hat die Region seit 2004 rund 52,7 Millionen Euro für das klamme Land vorgestreckt. Das Verkehrsministerium ließ sich mit der Rückzahlung teilweise Zeit, doch mittlerweile hat es abgesehen von 644 000 Euro alles erstattet. Weil der Kämmerer die Vorfinanzierung meist aus den Rücklagen stemmen konnte, hielten sich die Zinsen in fünfstelligen Grenzen. 

Risiken im Haushalt: Nicht enthalten im Etat sind die Nachforderungen der Bahn für die Bauarbeiten an der S 4 und der S 60, die das Unternehmen bei der Inbetriebnahme der beiden Linien im Dezember 2012 angekündigt hatte. „Da gibt es noch nichts Neues“, sagte Schelling. Sie ist aber sicher, den Aufwand gegebenenfalls aus dem Ersparten tragen zu können. Dies soll im Verkehrshaushalt Ende 2015 knapp 30 Millionen Euro betragen. Allerdings sollen auch die 500 000 für den ÖPNV-Pakt aus den Rücklagen kommen, ebenso wie möglicherweise ein Anteil, falls die Region weitere zehn S-Bahn-Züge zur Stabilisierung des Systems bestellt. „Die Frist zur Bestellung wurde verlängert“, sagt Schelling, „die Verhandlungen laufen.“ Trifft alles zusammen, könnte die Forderung an die Landkreise und die Stadt Stuttgart schnell wieder steigen.