Die Bahn will die S-Bahn-Gleise zum Flughafen auch für Stuttgart 21 nutzen. Foto: Leif Piechowski

Bei ihrem Projekt Stuttgart 21 will die Bahn am Flughafen einen Fernbahnhof mit Anschluss an die ICE-Strecke nach Ulm bauen und den bestehenden S-Bahn-Halt für Gäubahnzüge aus Singen ändern. Projektgegner halten die Pläne für „nicht genehmigungsfähig“.

Bei ihrem Projekt Stuttgart 21 will die Bahn am Flughafen einen Fernbahnhof mit Anschluss an die ICE-Strecke nach Ulm bauen und den bestehenden S-Bahn-Halt für Gäubahnzüge aus Singen ändern. Projektgegner halten die Pläne für „nicht genehmigungsfähig“.

Stuttgart - Umweltverbände, Initiativen, die vom Bau betroffenen Kommunen und zahlreiche Einzeleinwender haben zum Fristende ihre Einsprüche gegen den bei Stuttgart 21 geplanten Flughafenanschluss beim Regierungspräsidium (RP) eingereicht.

Die Behörde rechne insgesamt „mit einer sehr hohen vierstelligen Zahl an Einwendungen“, sagt Sprecher Clemens Homoth-Kuhs. Die genaue Zahl werde man erst nach den Feiertagen bekanntgeben können.

Gertrud Bühler, die Abteilungsleiterin Wirtschaft und Infrastruktur im Regierungspräsidium, nahm am Vormittag allein rund 3000 Einwendungen von der Initiative Vaihinger für den Kopfbahnhof, der Schutzgemeinschaft Filder und dem Waldkindergarten im Stadtteil Rohr entgegen. Das RP wird alle sichten und für eine Erörterung aufbereiten. Darüber, was gebaut wird, entscheidet letztlich das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) in Bonn.

Die Bahn dringt auf eine rasche Entscheidung. Sie will bis Februar 2015 die Baugenehmigung erhalten und im Januar 2016 den Rohbau starten. DB-Infrastrukturvorstand Volker Kefer spricht bei diesem Abschnitt von einem „kritischen Pfad“. Die für Dezember 2021 geplante Inbetriebnahme der S-21-Infrastruktur sei gefährdet. Ein Jahr Verzug würde 100 Millionen Euro kosten.

Zur Bahn-Planung zählen ein Abzweig von der aus Richtung Herrenberg kommenden Gäubahn im Wald bei Rohr zum Flughafen, der Fernbahnhof und Umbau des S-Bahn-Halts am Airport sowie die ICE-Strecke vom Echterdinger Ei bis zum Ende der Start-und-Lande-Bahn an der A 8. Die Kosten waren von der Bahn Ende 2012 mit 536 Millionen Euro angegeben worden, der Flughafen zahlt 359 Millionen. Neuere Zahlen gibt es nicht. Das Gesamtprojekt S 21 verteuerte sich Ende 2012 von 4,5 auf 6,5 Milliarden Euro.

Die von der Bahn beantragten Pläne für den Filderanschluss seien „in der jetzigen Form sicher nicht genehmigungsfähig“, sagte Klaus-Peter Gussfeld, Verkehrsreferent des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Donnerstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Schutzgemeinschaft und dem Kreisverband der Grünen. Die Bahn habe die Konflikte mit der S-Bahn (auf den Gleisen der Linie S 2 und S 3 sollen auch Regional- und Fernzüge fahren) nicht gelöst, der Naturschutz habe „erhebliche Defizite“. Die Bahn werde ihre Zeitpläne „sicher nicht einhalten können“, so Gussfeld. BUND-Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer verdeutlichte den Eingriff in die Natur mit einem Vergleich: 100.000 Kubikmeter Mutterboden würden beseitigt, „das ist die Dimension der Fildermesse“.

Angesichts der im Filderdialog mit Bürgern und Kommunen besprochenen Alternativen sei der Eingriff „nicht zu rechtfertigen“, so Pfeiffer. Dieser Aspekt werde „auch juristisch interessant“ werden. Pfeifer plädiert, wie Steffen Siegel und Frank Distel von der Schutzgemeinschaft Filder, für den Erhalt der heutigen Gäubahn-Strecke zum Hauptbahnhof und eine Umsteigemöglichkeit für Gäubahn-Reisende in Vaihingen. Gemindert werden könnten die Eingriffe in die Natur durch bergmännischen Tunnelbau und die auch von der Stadt Stuttgart geforderten Grünbrücken über der A 8. Pfeifer kritisierte die 27 Meter breiten Schutzstreifen zwischen A 8 und der Bahnstrecke.

Die Schutzgemeinschaft spricht von einem „Rückbau der Infrastruktur“ mit vielen Engstellen und fehlendem Notfallkonzept. Grünen-Vorstandschef Philipp Franke fordert ein Gutachten, in dem die Bahn den heutigen Zehn-Minuten-Takt auf der S-Bahn garantiert. Er befürchtet, dass „Pendler künftig im Regen stehen“. Der Vorsitzende des Interessenverbands der Gäubahn-Anrainerkommunen, Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) begrüßte die Bahn-Pläne.