Die neue Heizung schützt die historischen Altäre der Veitskapelle. Foto: Malte Klein

Die Veitskapelle hat eine neue Heizung. Sie hält die Kirche kühl und die Besucher warm. Vorher bestand die Gefahr, dass eine durch die Heizung die Altäre Schaden nehmen könnten.

Mühlhausen - Wenn die Temperaturen jetzt im Winter niedrig sind, wollen die Gottesdienstbesucher der Veitskapelle in Mühlhausen nicht frieren. Doch die Temperatur in der Kirche ist auf zwölf Grad begrenzt, um die historischen Altäre zu schützen. Schließlich sind der Hochaltar im Jahr 1510 und der linke Seitenaltar sogar bereits 1480 entstanden. Doch trotz der niedrigen Temperatur in der Kapelle müssen die Gottesdienstbesucher nicht bibbernd auf das Ende der Predigt warten. Während des Umbaus 2012 wurde eine neue Heizung eingebaut, die unter den Bänken montiert ist. „Wer darauf sitzt, hat einen warmen Po, während die Luft in der Kirche aber kalt ist“, sagt die Pfarrerin Charlotte Sander und ergänzt: „Man sieht immer noch den eigenen Atem in die kalte Luft aufsteigen.“ Sie nennt noch einen weiteren Vorteil der neuen Anlage: „Die Heizung lässt sich nicht mehr von Laien höher als die erlaubte Temperatur einstellen. Bei der früheren war das leicht möglich.“

Erfolgreiche Heizungsumstellung in den neunziger Jahren

Jochen Ansel, der als Restaurator beim Landesamt für Denkmalpflege arbeitet, hat gesehen, was passiert, wenn in der Veitskapelle zu stark geheizt wird. Er war damals noch als Praktikant Teil einer Restauratorengruppe, die von 1986 bis 1989 Heizungsschäden an den Altären beseitigte. „Durch die Wärme hatte sich das Holz zusammengezogen, die Farbe hatte sich aber nicht mitbewegt, so dass sie abblätterte“, sagt Ansel. Zweieinhalb Jahre lang haben sie zu viert an den Altären gearbeitet – Quadratzentimeter für Quadratzentimeter. Dabei klebten die Restauratoren die einzelnen Farbschichten wieder vorsichtig auf das Holz. „Da kämpft man um jede Farbscholle“, erinnert sich Ansel, der nach seiner Praktikantentätigkeit 1990 beim Amt für Denkmalpflege eingestellt wurde. Immer wieder war er seitdem vor Ort, um sich die Altäre anzusehen. Als von 2011 bis 2012 wieder Restauratoren in der Kapelle arbeiteten, standen die Altäre nicht im Fokus. „Es gab kaum Neuschäden, weil die Heizungsumstellung seit Beginn der neunziger Jahre erfolgreich ist.“ Die Fachleute hatten der neuen Pfarrersfamilie damals schon gesagt, dass sie die Heizung nicht so hoch einstellen dürften. Danach seien die Kosten innerhalb eines Jahres auf die Hälfte gesunken.

„Die Veitskapelle dankt uns die neue Heizung“

Als die alten Heizungsrohre verrostet waren und eine neue Anlage eingebaut werden sollte, hat Jochen Ansel die zuständigen Architekten beraten. Daraufhin bauten Handwerker die Heizung unter den Kirchenbänken ein. „Durch die neue Anlage kommt noch weniger Wärmeenergie bei den Altären und den Wandmalereien an“, sagt der Restaurator. Bei diesen Fresken bestehe bei zu großer Wärme im Raum die Gefahr, dass die Luft an der Wand kondensiere und sich über die Jahre Farbkristalle lösten. „Die Veitskapelle dankt uns die neue Heizung“, sagt Ansel. Weil sie unter den Bänken montiert ist, sei sie effektiver. Denn die frühere Heizung aus den 1960er Jahren war unter den Fußbänken eingebaut und heizte vorwiegend den Raum. „Außerdem hat sie acht Stunden zum Aufheizen gebraucht“, sagt Ansel. Die neue sei flexibler. Davon profitierten auch die Besucher der Führungen. „Die Sitzflächenheizung lässt sich innerhalb von zehn Minuten hochfahren. Bevor im Winter Gäste kommen, kann ich sie anstellen, damit sie sich beim Sitzen keine Blasenentzündung holen“, sagt Pfarrerin Sander. Joachim Ansel wird auch künftig immer wieder nach den Altären schauen. „Wenn man einmal als Restaurator in der Veitskapelle gearbeitet hat, lässt sie einen nicht mehr los.“