Reisen nun weniger Touristen nach New York? In seiner Heimatstadt ist der neue US-Präsident Donald Trump nicht sonderlich beliebt. Foto: dpa-Zentralbild

Die Reisebranche rät zur Gelassenheit. Die meisten CMT-Besucher wollen sich vom neuen US-Präsidenten Donald Trump nicht die Ferienreise in die Vereinigten Staaten verderben lassen.

Stuttgart - Der große USA-Stand in Halle vier ist an diesem Donnerstagmorgen gut besucht. Einige Anbieter füllen sogar schon wieder die Prospekte in den kleinen Regalen auf. Der Andrang sei wie immer, versichern sie. Nachdem mit Donald Trump kurioserweise ein Geschäftsmann, der auch Hotels besitzt, die Präsidentschaftswahlen in den USA gewonnen hatte, war die Reiseindustrie zunächst nicht begeistert. Im November deuteten einige Umfragen noch darauf hin, dass die Reiselust Richtung USA einen Dämpfer erleiden könnte.

40 Prozent der deutschen Reisebüros waren laut einer Umfrage der Online-Plattform Traveltalk.de der Meinung, Trumps Sieg sei schlecht für das Image der Vereinigten Staaten und werde Deutsche von einer Reise dorthin abhalten. Ähnliche Zahlen lieferte das Internetportal Urlaubsguru. Dort gaben 34 Prozent der Befragten an, Reisen in die USA künftig zu meiden. Sie fürchteten härtere Einreisebestimmungen.

Ehepaar: Wir wollen auf keinen Fall in die USA

Mitte Januar hingegen meldet der Anbieter America Unlimited nach einer kurzen Buchungsdelle in der Woche nach der Wahl eine Verdopplung der Nachfrage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Thomas Cook hat ebenfalls keine Rückgänge, Tui sieht die Nachfrage „ungebrochen hoch“, und bei Canusa, einem Spezialisten für individuelles Reisen durch die USA und Kanada, liegen die Buchungen im „einstelligen Plus“, wie eine Mitarbeiterin sagt. Sie sei auf der CMT bislang nicht auf Trump angesprochen worden. Mireille Beck von Explorer Reisen sagt, es sei noch zu früh für eine Einschätzung zum Trump-Effekt. „In etwa sechs Monaten können wir dazu mehr sagen“, sagt Beck.

Es gibt aber Besucher, die sich mit dem Thema kritisch auseinandersetzen und reagieren. Ein Ehepaar aus Pforzheim beispielsweise deckt sich bei Canusa gerade mit Infomaterial ein. „Wir wollen auf keinen Fall in die USA, solange das Land von einem solchen Menschen regiert wird“, sagt Helga Talmon. Sie sieht in der Westküste von Kanada eine gute Alternative. Michael Cremer hingegen will sich die Lust auf eine Reise in die USA nicht von Trump verderben lassen und fliegt auf jeden Fall nach Kalifornien, um eine Tour durch die Nationalparks zu machen. „Ich habe das fest geplant und muss nur noch entscheiden, ob ich mit dem Wohnmobil oder mit dem Pkw die Tour mache“, sagt der Mannheimer. Auch für andere Urlauber bleibt eine USA-Reise ein Lebenstraum, den sie nicht unbedingt aus politischen Gründen ändern wollen.

Mehr Gelassenheit ist gewünscht

Eine kleine Schlange hat sich am Schalter von Florida gebildet. 2015 verbuchte der Sunshine-State ein Rekordergebnis mit 500 000 Touristen aus Deutschland. Die Zahlen von 2016 liegen noch nicht vor. „Man muss vorsichtig sein mit Spekulationen, ich erwarte auch nicht, dass die Einreisebestimmungen geändert werden“, sagt Florian Renner von Visitflorida. Schließlich sei der Tourismus auch in den USA ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Trump benötige zudem die Zustimmung des Kongresses, wenn er Verschärfungen durchsetzen will. Mehr Gelassenheit wünscht sich Christian Meuter, Generalmanager von Visit USA, dem offiziellen Tourismusvermarkter des Landes. „Mein Eindruck von der CMT ist, dass die Lust ungebrochen ist und die Besucher das trennen können“, sagt Meuter. Entscheidend für einen Einbruch könnte für ihn eher der Wechselkurs mit dem anhaltend hohen Dollar sein: „Steigt der Dollar noch deutlich weiter, könnten wir in die Bredouille kommen.“