John Kerry hat der Hamas und Israel einen Plan für eine Waffenruhe unterbreitet. Foto: dpa

Während der Schlagabtausch zwischen Israel und der Hamas unvermindert weitergeht, hat die USA um Außenminister John Kerry den beiden Parteien einen konkreten Plan zu einer einwöchigen Feuerpause vorgelegt.

Während der Schlagabtausch zwischen Israel und der Hamas unvermindert weitergeht, hat die USA um Außenminister John Kerry den beiden Parteien einen konkreten Plan zu einer einwöchigen Feuerpause vorgelegt.

Tel Aviv/Gaza - Die USA wollen eine rasche Waffenruhe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas erreichen. US-Außenminister John Kerry hat den Konfliktparteien nach Medienberichten einen konkreten Vorschlag über eine einwöchige Feuerpause unterbreitet.

Unterdessen ging der Schlagabtausch zwischen beiden Seiten in unverminderter Härte weiter. Die Zahl der Toten im Gazastreifen stieg auf mehr als 820. Militante Palästinenser feuerten erneut Raketen auf den Großraum Tel Aviv ab; in der Küstenstadt Aschkelon wurde ein Haus direkt getroffen.

Nach Kerrys Vorstellungen sollen mit Einstellung der Kämpfe von Sonntag an unter ägyptischer Vermittlung Gespräche über eine längerfristige Friedenslösung aufgenommen werden sollen, wie die israelische Zeitung "Haaretz" berichtete. Israel darf demnach in dem Zeitraum weiterhin Tunnel im Gazastreifen zerstören, die die Hamas für Terrorzwecke gebaut hat. Kerry erwarte noch am Freitag Antworten, hieß es.

Hamas fordert Ende der Blockade

Die "New York Times" berichtete auch von einem Zwei-Stufen-Plan, wonach zuerst die Waffen schweigen und dann Gespräche folgen sollen. Die Verhandlungen seien an einem "heiklen" Punkt angekommen, wurde ein US-Regierungsvertreter zitiert. Unklar sei unter anderem noch, ob israelische Truppen während der angedachten Feuerpause in Gaza bleiben würden. Ob die radikal-islamische Hamas dem Plan zustimmt, sei auch noch nicht geklärt. Die Hamas fordert ein Ende der Blockade. Das Thema soll voraussichtlich nach einer Feuerpause zur Sprache kommen.

Das israelische Sicherheitskabinett will am Freitagnachmittag über die Vorschläge des Verbündeten USA beraten. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ließ zunächst keine Bereitschaft erkennen, die Angriffe einzustellen. Rechtsorientierte Minister forderten am Freitag eine Fortsetzung und sogar Verstärkung der Angriffe im Gazastreifen.

Der israelische Rundfunk berichtete, die Armee sei angewiesen worden, sich auf eine "echte Ausweitung" der Offensive in der kommenden Woche vorzubereiten, sollte Hamas die Vorschläge zu einer Feuerpause ablehnen.

Schon mehr als 5000 tote Palästinenser

Die israelische Luftwaffe zerstörte nach palästinensischen Angaben am Freitag das Haus des Hamas-Führers Salah Bardawil in Chan Junis im Süden des Gazastreifens. Dabei habe es keine Verletzten gegeben. Bei einem anderen Angriff im Süden des Palästinensergebiets sei ein örtlicher Führer des radikalen Islamischen Dschihad getötet worden. Der 45-jährige Salah Abu Hasanin und sein 15-jähriger Sohn seien bei dem Luftangriff in Rafah ums Leben gekommen.

Seit Beginn der Offensive am 8. Juli wurden nach Angaben örtlicher Rettungsdienste rund 5250 Palästinenser verletzt. Auf israelischer Seite starben bislang 36 Soldaten und Zivilisten.

Bei dem folgenreichsten israelischen Angriff am Donnerstag starben in einer UN-Schule voller Flüchtlinge nach palästinensischen Angaben mindestens 16 Menschen. Mehr als 200 Schutzsuchende seien in dem Gebäude in Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen verletzt worden. In der Schule des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA hatten etwa 1200 Menschen Schutz gesucht. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Angriff scharf. Unter den Opfern seien Kinder, Frauen und UN-Mitarbeiter, sagte er in New York.

Am Freitag stehen deutschlandweit Proteste an

Israels Armee spricht inzwischen von einem "Fehlschuss" auf die UN-Schule, entweder durch die eigenen Streitkräfte oder die Hamas.

Bei gewaltsamen Protesten tausender Palästinenser im Westjordanland wurden nach Angaben von Rettungskräften in der Nacht zum Freitag zwei Menschen getötet und Dutzende verletzt.

In mehreren deutschen Städten waren am Freitag Proteste gegen die israelischen Angriffe in dem Küstengebiet geplant.

Obwohl Palästinenser weiterhin Raketen Richtung Großraum Tel Aviv und Flughafen Ben Gurion schießen, hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA ihr Flugverbot am Donnerstag wieder aufgehoben. Auch der britische Billigflieger Easyjet sowie die italienische Alitalia kündigten die Wiederaufnahme des Flugbetriebs nach Israel an. Die Lufthansa und Air Berlin strichen dagegen weitere Israel-Flüge am Freitag.