Regionaldirektorin Nicola Schelling, hier mit Regionalpräsident Thomas Bopp Foto: Max Kovalenko

Die Berichterstattung über den Dienstwagen – ein Elektroauto aus US-Produktion – der neuen Regionaldirektorin Nicola Schelling hat etliche Leserreaktionen hervorgerufen. Dabei erfährt Schelling großteils Unterstützung.

Stuttgart - Kein umweltfreundliches Auto aus Stuttgarter Produktion, sondern ein Elektrofahrzeug der amerikanischen Marke Tesla hat sich die neue Regionaldirektorin Nicola Schelling als Dienstwagen auserkoren. Die Berichterstattung samt Kommentar („Unklug“) in unserer Zeitung hat zahlreiche Leser zu Reaktionen veranlasst.

Dabei gibt es großteils Unterstützung für Nicola Schelling. Statt sie „an den Pranger zu stellen“, sei eher ein Lob fällig, urteilt Horst-Richard Jekel aus Stuttgart. Und: „Für unsere Automobilindustrie ist es eine Schande, wenn sie noch kein dem Tesla ebenbürtiges Auto anbietet.“ Carsten Walloschke aus Remseck findet es positiv, dass die Regionaldirektorin sich einen Tesla S zulegt und ihn sogar selbst zahlt: „Das nenne ich Zivilcourage.“ Die einzige Firma, die derzeit ein vollwertiges Elektroauto anbiete, sei eben Tesla Motors. „Die deutschen Hersteller können oder wollen dies nicht“, so der Diplomingenieur.

Als „nicht unklug, sondern mutig“ stuft der Stuttgarter Rolf Gühring die Entscheidung der Regionaldirektorin ein. „Und: Nein, sie hätte kein Elektroauto von hiesigen Herstellern gefunden. Weil es keines gibt. Weil die geschlafen haben. Auch ein Auto, das erst kommt und nur 200 Kilometer (nominal) Reichweite hat, ist keine Alternative“, so der Inhaber einer Elektrofirma. „Wenn Frau Schelling zwei Termine in der Region hat – soll sie dann mit dem Zug nach Hause fahren?“ Im Übrigen, so Gührings spitze Bemerkung zum Hinweis, die Direktorin hätte sich besser zuvor mit anderen Regionalpolitikern abgestimmt: „Frauen können alleine Autos kaufen. Die Häme allein schon: vorher Männer fragen . . .“

Die Entscheidung von Nicola Schelling sei „absolut richtig und wegweisend in unserer Region“, urteilt Matthias Ott aus Hemmingen (Kreis Ludwigsburg). „Setzt Frau Schelling nicht ein gutes Zeichen, indem sie – im Gegensatz zu vielen anderen Politikern – nicht nur von mehr Umweltschutz redet, sondern ihn aktiv lebt?“, fragt Robin Engelhardt. Fast euphorisch die Ansicht von Michael Greifer aus Stuttgart: „Der Frau gehört ein Orden verliehen. Die Dame weiß, wie im Jahre 2014 Fortbewegung auszusehen hat.“ Und wenn es tatsächlich Bürgermeister geben sollte, die nicht wüssten, was ein Tesla ist, „gehören die auf den Mond“. Nach Einschätzung von Ludo Vleeshhouwer aus Stuttgart „können gar nicht genug Leute Prius und Tesla fahren, sonst wacht unsere Automobilindustrie niemals aus ihrem selbstzufriedenen Tiefschlaf auf“. Deutschland hinke Jahre hinterher, „die Hybride sind ein Witz, die Elektroautos höchstens was für grün-alternative Stadtpendler“.

Klement Giesel aus Grafenau (Kreis Böblingen) stellt die Frage: „Soll sie sich von ihrer sachlich begründeten Entscheidung trennen, um heuchelnd Flagge zu zeigen für ein regionales Produkt, das dem Tesla mit bis zu 500 Kilometer Reichweite das Wasser nicht reichen kann?“ Regionale Innovationskraft könne man doch nicht dadurch fördern, indem man sich mit einem zweitklassigen Produkt begnügt, „sondern indem man zeigt, dass es noch viel besser geht“.

„Man muss Frau Schelling den Rücken stärken“, heißt es in einer gemeinsamen Mail mehrerer Leser aus den Räumen Böblingen und Ludwigsburg. „Sie macht aus Energiewende und E-Mobilität mehr als nur ein Lippenbekenntnis.“ Und weil die Männer alle zum Elektroautofahrer-Stammtisch in der Mäulesmühle gehören, laden sie Schelling eben dorthin ein: „Er findet an jedem dritten Dienstagabend eines Monats statt.“