Beim Treffen der Fans amerikanischer Fahrzeuge gab es am Wochenende nicht nur dicke Motoren und schnittige Sportwagen zu bestaunen. Foto: Rüdiger Ott

Beim achten US-Car-Treffen im Schwabengarten schauten am vergangenen Wochenende mehr als 1000 Ami-Schlitten und ihre Besitzer vorbei.

Leinfelden - Mit der Tube Poliermittel in der Linken, einem Lappen in der Rechten und bayerischem Akzent auf den Lippen lehnt sich Dieter Krenn über den Big Block seines El Camino, Baujahr 72. „Der Motor ist erst drei Monate drin, der erste ist kaputtgegangen“, sagt der Landsberger und zeigt auf das 7,4 Liter Hubraum messende Monstrum. Eigentlich geht so ein Motor nie kaputt, so ein Big Block ist ausdauernd wie ein Traktor-Triebwerk. Aber die Werkstatt hat’s beim Glätten der Zylinder versaut – und Krenn so ein neues 450-PS-Aggregat beschert.

Am Wochenende hat das achte US-Car-Treffen auf dem Gelände des Schwabengartens stattgefunden. Aus ganz Deutschland reisten Liebhaber nach Leinfelden, um ihr Auto auszuführen wie eine Geliebte. Nein, das ist nicht übertrieben. So mancher Besitzer pflegt und hegt sein Fahrzeug wie einen Schatz. Und ein El Camino ist für Fans etwas Besonderes. Selten zwar, aber nicht einzigartig, und damit noch eben so erschwinglich. „Ein Ford Mustang, das ist wie ein Golf“, sagt Krenn. Aber die sind auch ganz schön und glänzen neben seinem Wagen in der Sonne ebenso um die Wette.

Zur Verschönerung wird in den Kotflügel geschossen

„Dieses Treffen hat klein angefangen, mit so 40, 50 Autos“, sagt Andreas Rosar, der für den Veranstalter spricht. „Aber in diesem Jahr werden wir an beiden Tagen mehr als 1000 Fahrzeuge haben.“ So genau kann er das nicht sagen, denn viele Autobesitzer kommen nur für ein paar Stunden vorbei, andere den ganzen Tag, und wer nicht an der Prämierung teilnehmen will, muss sich auch nicht anmelden. Mit dem Publikum, das nach Leinfelden gekommen ist, um auch einmal einen Blick auf die Exoten werfen zu können, rechnen die Veranstalter insgesamt mit 10 000 Besuchern. „Das ist ein Rekord“, sagt Rosar.

Rekordverdächtig dürfte auch die Tour durch die Stuttgarter Innenstadt am Samstagabend gewesen sein. Kurz nach zehn Uhr machten sich rund 30 Ami-Schlitten auf den Weg in den Talkessel. Mit dabei war auch ein American LaFrance, ein US-Feuerwehrlaster aus dem Jahr 1977 und mit 33 Meter langer Drehleiter auf dem Dach. „Das gab’s auf der Theodor-Heuss-Straße noch nie“, sagt Rosar.

Wenn es glänzt, muss mehr Wasser her. So sieht das Alexander Jung. Er sitzt mit einem Glas Bier vor seinem total verrosteten Pick-up. Das ist ein Dodge Ram, kaum zehn Jahre alt, mit abgeschliffenem Lack und sorgsam gezüchteter rotbrauner Patina. „Mit Salzwasser geht das in vier Tagen“, sagt der Herrenberger. „Irgendwie muss man sich von der Masse abheben.“ Natürlich hat er mit der Aktion sein Auto ruiniert, aber das war es ihm wert. Der Verbrauch von bis zu 40 Liter ist da eher Kinderkram. Und um das ganze abzurunden, hat er auch noch mit einer Schrottflinte auf seinen linken vorderen Kotflügel geschossen. „Klar hab ich das selber gemacht“, sagt er. Ein paar Kugeln stecken noch im Blech.