Verstehen sich offensichtlich gut: Der neue deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (li.) bei seinem US-Amtskollegen Rex Tillerson in Washington. Foto: AFP

Der neue deutsche Außenminister Sigmar Gabriel trifft beim Antrittsbesuch in Washington auf die gemäßigten Republikaner in der neuen US-Regierung unter Donald Trump. Es ist aber unklar, ob diese sich im Ringen um denKurs der Weltmacht durchsetzen, meint unser Kommentator Michael Weißenborn.

Stuttgart/Washington - In einer Reihe überraschender Schritte vertritt US-Präsident Donald Trump plötzlich außenpolitische Positionen seines viel geschmähten Vorgängers Barack Obama. Teilweise wenigstens: So warnt er Israel vor dem Siedlungsausbau, kritisiert Russland für den Krieg in der Ostukraine. Gegen den Iran verhängt er zwar neue Sanktionen. Von sofortigem Aufkündigen des Atomvertrags ist aber nicht die Rede. Ist das Trumps einsetzende Lernkurve, der Realitätsschock, nach Wochen der Verwirrung und Unerfahrenheit? Das wäre gut. Sich aber nur darauf zu verlassen, wäre töricht.

Immerhin: Auch der frischgebackene deutsche Außenminister Sigmar Gabriel hat beim gelungenen Erstkontakt mit der neuen US-Regierung nach Wochen der Verunsicherung ähnliche Signale aufgenommen: Außenminister Rex Tillerson wie auch Vizepräsident Mike Pence betonten, ein starkes Europa im Verein mit einer starken Nato seien im Interesse der USA. Tillerson, Pence, auch der US-Verteidigungsminister Jim Mattis verstehen, dass Amerikas Weltmachtstatus auf soliden Allianzen zum gegenseitigen Nutzen gründet. Verbündete zu beleidigen, wie Trump das zuletzt getan hat, schadet US-Interessen nur. Bleibt die bange Frage: Überlässt Trump den Umgang mit den Verbündeten gemäßigten Republikanern wie Tillerson und Mattis oder folgt er den Einflüsterungen rechtspopulistischer Revolutionäre vom Schlage seines Chefberaters Stephen Bannon?