Sein Geständnis wirkte sich deutlich auf die Höhe seiner Haftstrafe aus: Ralf G. beim Prozessauftakt vor dem Heilbronner Landgericht. Foto: dpa

Für seine Brandstiftungen bei Autohändlern und Möbelhäusern in der Region muss ein ehemaliger Feuerwehrmann aus Affalterbach im Kreis Ludwigsburg für neun Jahre hinter Gitter.

Heilbronn - Für seine Brandstiftungen bei Autohändlern und Möbelhäusern in der Region muss ein ehemaliger Feuerwehrmann aus Affalterbach im Kreis Ludwigsburg für neun Jahre hinter Gitter. Dieses Urteil hat das Heilbronner Landgericht am Freitag im Prozess gegen den 30-jährigen Handwerker verkündet. „Mit Blick auf die enormen Schäden der Brandserie erscheint uns diese Haftstrafe als absolutes Mindestmaß“, erklärte der Vorsitzende Richter Norbert Winkelmann in seiner Begründung.

Mit den nächtlichen Zündeleien hatte der gelernte Müller die Bevölkerung zwischen Backnang, Bietigheim und Bruchsal über Monate hinweg in Atem gehalten und einen Schaden von mehr als zwölf Millionen Euro verursacht. Allein bei Autohäusern im Kreis Ludwigsburg gingen insgesamt 34 Luxuskarossen in Flammen auf, einen einst von VfB-Fußballer Arthur Boka gefahrenen Lamborghini für immerhin 139 000 Euro Restwert verschonte der von der Polizei als „Autonarr“ beschriebene Ralf G. ebenso wenig wie Nobelfahrzeuge mit dem Stern, PS-starke Porsche-Sportwagen oder landwirtschaftliche Hochleistungs-Traktoren.

Zum Opfer fiel ihm auch ein Erprobungsfahrzeug des Elektronikherstellers Bosch, Polizeifahrzeuge nahm der gefasst auf das Urteil reagierende Affalterbacher mehrfach ins Visier. Für die enormen Schäden genügten in der Regel ein Feuerzeug und ein auf dem Vorderreifen platzierter Grillanzünder. Bei einem Autohaus in Bruchsal rückte nach dem Feuer die Abrissbirne an, die Millionenschäden bei der Bietigheimer Zahntechnikfirma Dürr Dental sind noch immer nicht exakt beziffert. „Sie haben auch ihre eigene wirtschaftliche Existenz zerstört“, schrieb der Richter dem von den Eltern im Prozess stets begleiteten Ralf G. ins Stammbuch.

Ausdrücklich betonte Norbert Winkelmann bei der Urteilsverkündung auch, dass die Gefängnisstrafe ohne Einsicht und vor allem ohne ein Geständnis deutlich höher ausgefallen wäre. Schon die Staatsanwaltschaft hatte im Plädoyer neun Jahre Haft gefordert – zumal eine vom Amtsgericht Backnang wegen eines Diebstahls ausgesprochene Bewährungsstrafe den Affalterbacher nicht vom Zündeln abgehalten hatte. Auch die Festnahme nach einem Einbruch in ein Bruchsaler Autohaus führte nicht zu einem Umdenken – eine Woche später legte er bereits wieder heimlich Feuer. „Ihre Rückfallgeschwindigkeit ist enorm“, so der Richter.

Ungeklärt ist nach wie vor das Motiv des 30-Jährigen. „Vielleicht war es der Wunsch, irgendwie im Mittelpunkt zu stehen und Beachtung zu erfahren“, sagte Winkelmann. Auch für das Gericht sei unbefriedigend, nicht zu wissen, was den Affalterbacher bewegte. „Letztlich“, so der Richter, „sind wir der Meinung, dass Sie es selbst nicht wissen.“