Goldbarren im Erdbunker fürs Alter – der Angeklagte sagt, ein Unbekannter habe das Erdloch geplündert. Foto: dpa

Das Landgericht Stuttgart hat einen Insolvenzverwalter zu fünf Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Der 59-Jährige hat gestanden, knapp vier Millionen Euro veruntreut zu haben.

Stuttgart - Der ehemalige Offizier bewahrt Haltung. In seinem letzten Wort vor der Urteilsverkündung sagt der 59 Jahre alte Insolvenzverwalter und Rechtsanwalt, der wegen Untreue in 18 Fällen vor dem Landgericht Stuttgart steht: „Ein Soldat bittet nicht um Entschuldigung. Er bittet um angemessene Bestrafung.“ Fünf Jahre und vier Monate – so lautet schließlich das Urteil der 11. Strafkammer gegen den Mann, der 3,9 Millionen Euro aus Insolvenzmassen abgezweigt haben soll und davon 1,9 Millionen Euro in einem Erdbunker im Wald vergraben haben will.

„Ich habe unverzeihliche Fehler gemacht und einen Schaden angerichtet, den ich zeitlebens nicht mehr gutmachen kann“, sagt der Angeklagte. Von September 2011 bis August 2014 hat er herzhaft in fremde Kassen gegriffen, um seine schlecht laufende Kanzlei und sein wenig luxuriöses Leben zu finanzieren. Gläubiger verschiedener Firmen aus Stuttgart, Schwäbisch Gmünd, Böbingen, Rottenburg und Kirchheim am Ries wurden so um ihr Geld gebracht. „Die Taten haben schon etwas Irrationales“, sagt Verteidiger Jens Rabe. Das habe nicht gut gehen können.

Von den Kollegen ausgebootet?

2006 hatte sich der Anwalt und Insolvenzverwalter mit zwei Partnern selbstständig gemacht. Die Partner stiegen schnell wieder aus, die Geschäfte liefen schlecht. Seine Lebenspartnerin, die ihn neben Anwalt Rabe ebenfalls verteidigt, nennt die Gründe. Der 59-Jährige, der zuletzt im Saarland gelebt hatte, sei als Insolvenzverwalter unermüdlich im Einsatz gewesen und habe beste Ausschüttungsquoten für Gläubiger erzielt. Auch seine Verfahrensdauer sei im Schnitt erheblich kürzer gewesen als die der Kollegen, was zu Missgunst geführt habe. Ab 2011 sei er wegen seiner Erfolge von den Kollegen Schritt für Schritt ausgebootet worden.

Die Bestellungen von den Amtsgerichten als Insolvenzverwalter seien ausgeblieben. „Ab da ist es ins Kriminelle gekippt“, so Verteidiger Jens Rabe.

Als alle Konten überzogen waren und zwei Freunde, die ihm ausgeholfen hatten, dringend ihr Geld zurück wollten, griff der Angeklagte bei Insolvenzkonten zu. Betroffen davon war unter anderem ein Autozulieferer aus Schwäbisch Gmünd und eine Stuttgarter Computerfirma. Zwar schaffte es der 59-Jährige noch, insgesamt 600 000 Euro zurückzuzahlen, aber die Spirale dreht sich immer schneller. Der 59-Jährige habe beruflichen und gesellschaftlichen Selbstmord begangen, sagt Rabes Kollegin.

Erdbunker mit Gold und Bargeld

Ende 2013, als absehbar war, dass er aus dem Betrug nicht mehr herauskommen würde, legte er sich schließlich eine Altersvorsorge an: 1,9 Millionen Euro in Gold und Bargeld, die er zuerst in einem Tresor versteckte. Später, so sagt der Angeklagte, habe er diese Altersvorsorge in einem Erdbunker im Wald deponiert. Und zwar dort, wo er immer mit seinem Hund Gassi gegangen sei. Die Polizei fand das Erdloch – leer. „Wir können es ihm nicht widerlegen, aber ich glaube nicht, dass ein unbekannter Dritter den Bunker geplündert hat“, sagt der Staatsanwalt. Dafür hätte der große Unbekannte schließlich ganz gezielt graben müssen.

Der Staatsanwalt fordert sechs Jahre Gefängnis, die Verteidigung meint, viereinhalb Jahre seien angemessen. Die Richter der 11. Wirtschaftsstrafkammer verurteilen den geständigen Mann am Ende zu fünf Jahren und vier Monaten.