Der Urlaub mit dem Hund muss gut geplant werden Foto: grafikplusfoto/Fotolia

Am Strand Ball spielen und gemeinsam in der Sonne faulenzen – 40 Prozent der Hundebesitzer nehmen ihr Tier einfach mit in die Ferien.

Stuttgart - Kann man jedes Tier mit in den Urlaub nehmen?

Grundsätzlich ja, sagt Thomas Steidl, Präsident der Landestierärztekammer Baden-Württemberg. „Aber wenn man mal ehrlich ist, ist nur der Hund ein guter Reisebegleiter.“ Hunde sind Rudeltiere und wollen immer mittendrin sein. Bei der Katze sieht das schon anders aus. „Katzen fühlen sich in ihrem Revier am wohlsten. Man lässt sie am besten zu Hause“, sagt er. Gleiches gelte auch für Meerschweinchen, Kaninchen und Vögel. Für sie bedeutet eine Reise einfach zu viel Stress, sagt der Tierarzt.

Bevor es nach Spanien oder Dänemark geht, sollte man abklären, ob Tiere im Hotel oder im Ferienhaus willkommen sind. „An manchen Stränden sind Hunde verboten, und es wird eine Strafe erhoben, wenn man erwischt wird“, sagt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund.
Darf ich auch ein krankes Tier mitnehmen?
Wie beim Menschen gilt auch beim Tier: nur wer gesund ist, sollte sich auf Reisen begeben.
Welche Impfungen braucht mein Tier?
Das Tier sollte alle wichtigen Grundimpfungen haben, sagt Steidl. Beim Hund sind das: Staube, Hepatitis, Parvovirose, Leptospirose und Tollwut. Besonders die Tollwutimpfung ist wichtig. „In Südeuropa und auf dem Balkan ist Tollwut noch mehr verbreitet als bei uns“, sagt er. Die Impfung gegen Tollwut sollte also spätestens 21 Tage vor Abreise erfolgen. Gültig ist die Impfung dann meist drei Jahre. Je nach Reiseland gibt es zusätzliche Vorschriften, über die man rechtzeitig mit dem Tierarzt sprechen sollte.
Was für einen Schutz braucht das Tier gegen Parasiten?
In Südeuropa herrscht ein anderes Klima, und dementsprechend leben dort auch andere Mücken und Zecken. Tierhalter sollten sich über ihr Reiseland genau informieren. So können Sandfliegen Leishmaniose bei Hunden auslösen. Die blutsaugende Mücke sticht den Hund und überträgt dabei den Erreger. Das infizierte Tier kann schlimmstenfalls an Organversagen sterben, sagt Steidl. Die Erkrankung kann auch auf den Menschen übergehen, deswegen ist es wichtig, den Hund zu schützen. „Wer regelmäßig in den Süden fährt, kann seinen Hund impfen lassen.“
Was muss die Haustierapotheke beinhalten?
Thomas Steidl empfiehlt Verbandsmaterial, ein Medikament zur Wundversorgung und eine Zeckenzange mitzunehmen. Wenn das Tier regelmäßig Medikamente nehmen muss, sollten diese in ausreichender Menge mitgenommen werden. Denn nicht immer ist garantiert, dass das Präparat im Ausland erhältlich ist.
Soll ich Futter von zu Hause mitnehmen?
Orts- und Klimawechsel sind für das Haustier anstrengend. Damit es sich nicht auch noch an anderes Futter gewöhnen muss, nimmt man genug von zu Hause mit, sagt Tünte vom Tierschutzbund. In feuchtwarmen Regionen verdirbt Fleisch sowie Feucht- und Nassfutter schnell – Trocken-Alleinfuttermittel nicht.
Was ist auf der Reise zu beachten?

Die Tiere sollte man früh genug an das Autofahren gewöhnen – beispielsweise mit kurzen Fahrten zum Supermarkt. Das Tier sollte in einer stabilen Transportbox sitzen, und während der Fahrt sollten alle Fenster geschlossen sein. Denn von der Zugluft kann das Tier eine Bindehautentzündung bekommen. Da auch Hunde reisekrank werden können, ist es wichtig, sie vor den schnellen Bildern der vorbeiziehenden Landschaft zu schützen. Denn davon wird ihnen schlecht, sagt der Tierarzt. Wenn der Hund nicht in einer Box sitzt, sollte er im Fußraum des Autos Platz nehmen. Auf dem Weg in den Urlaub sollten häufig Pausen zum Trinken, Fressen und Gassi-Gehen eingeplant werden.

Welche Dokumente muss man mitnehmen?

Seit Ende 2014 ist der EU-Heimtierausweis für Hunde, Katzen und Frettchen vorgeschrieben. Er enthält alle wichtigen Informationen über das Tier und die Adresse des Halters. Zusätzlich muss das Tier gechippt sein oder eine Tätowierung mit einer Identifikationsnummer haben.

Was muss ich beachten, wenn ich einen Hund oder eine Katze aus dem Ausland mitnehmen will?

Marius Tünte vom Tierschutzbund rät Tierfreunden, lieber lokale Tierschützer zu unterstützen, als einen Hund oder eine Katze mit nach Deutschland zu nehmen. „Viele Tiere sind nicht an den Menschen gewöhnt. Da kann es Probleme geben“, sagt er. Um zu verhindern, dass es nicht noch mehr Straßenhunde und -katzen gibt, muss man die Tiere kastrieren – und dafür braucht es Spenden. Ähnlich sieht es auch Thomas Steidl. „Die Tiere sind weder entwurmt noch geimpft.“ Die Gefahr, dass man ein krankes Tier mit nach Hause nimmt, sei leider sehr hoch.

Wo kann ich mein Tier abgeben, wenn ich es nicht mitnehmen will?
Tierhalter sollten sich rechtzeitig um die Betreuung während der Ferienzeit kümmern, sagt Tünte. Der Deutsche Tierschutzbund bietet seit über 20 Jahren die Aktion „Nimmst du mein Tier, nehm’ ich dein Tier“ an. „Tierfreunde übernehmen dabei gegenseitig die Betreuung der Tiere“, sagt er. Dafür muss man selbst auch kein Tierhalter sein. Man kann auch nur eine Betreuungsstelle anbieten. „In jedem Fall sollte man einen Betreuungsvertrag abschließen“, sagt er. Dort steht auch drin, an welchen Tierarzt man sich im Notfall wenden kann.
Der Tierschutz möchte mit der Aktion verhindern, dass Tiere ausgesetzt oder in den Tierheimen abgegeben werden. „Die Tierheime sind für Notfälle, aber nicht für die Urlaubsbetreuung zuständig.“