Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Leif Piechowski

Aufräumarbeiten dauern wohl noch bis zum Wochenende: 250 Bäume umgeknickt.

Stuttgart - Der Kurpark ist gesperrt, der Container-Terminal im Hafen zeitweise geschlossen. Am Montag mussten Mitarbeiter der Stadt und Wengerter die Schäden des Unwetters vom Samstag beseitigen.

Als Sonja Beck am Sonntagmorgen nach dem Unwetter die Reben am Mönchberg bei Untertürkheim begutachtete, dachte sie ernsthaft über einen Berufswechsel nach. „Hier muss eine Windhose durchgefegt sein. Die meisten Holzpfosten, an denen die Drähte für die Reben befestigt sind, waren umgeknickt“, sagt die Aufsichtsratsvorsitzende der Weinmanufaktur Untertürkheim. Sie schätzt, dass rund 20 Prozent der Befestigungen auf den 85 Hektar der Manufaktur kaputt sind. Wie viel das kosten wird, kann sie noch nicht sagen: „Besonders ärgerlich ist, dass die erste heiße Phase im Weinberg eigentlich zu Ende ist.“ Nun hat der Sturm die Arbeit zunichte gemacht. Glücklicherweise haben die Trauben kaum Schaden genommen. Auch die Obstbauern sind noch einmal glimpflich davon gekommen. Die Früchte sind noch relativ klein und fest am Baum.

250 Bäume fielen dem Sturm am Samstag zum Opfer

Schwer schuften gerade auch rund 120 Mitarbeiter der Stadt. 250 Bäume fielen dem Sturm am Samstag zum Opfer, die meisten standen in den Grünanlagen der Stadt. In rund 3000 Fällen sind Baumkronen oder Äste abgebrochen. „Am schlimmsten wütete das Unwetter in den Neckarvororten“, sagt Volker Schirner vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt. Der Kurpark in Bad Cannstatt bleibt die nächsten Tage aus Sicherheitsgründen gesperrt. „Da muss jetzt jeder ran“, sagt Schirner. Dennoch werden die Arbeiter bis zum kommenden Wochenende beschäftigt sein. Schirner schätzt, dass pro Baum 1000 bis 4000 Euro an Aufräumkosten anfallen, „je nachdem, ob unter den Baumstümpfen Kabel verlaufen, die beschädigt sind“. Fremdschäden, also Bäume, die auf Häuser oder Autos gestürzt sind, könne man noch nicht beziffern.

Vor allem den Container-Terminal im Hafen Stuttgart hat es schwer getroffen. Der Wind schob die Container wie Bauklötzchen durcheinander, 90 sind kaputt. Eine Containerbrücke wurde aus den Schienen gehoben und so stark beschädigt, dass sie erst in drei bis sechs Monaten wieder einsatzfähig ist. Mehrere hunderttausend Euro wird das kosten.

Der zweite Kran fiel ebenfalls kurzzeitig aus, weshalb der komplette Betrieb am Montag geschlossen blieb. „Jetzt arbeiten wir eben mit einem Kran weiter, da müssen wir hier halt länger schaffen“, sagt Geschäftsführer Thomas Rilling. Die 70 Liter Hydrauliköl, die aus dem defekten Kran ausgelaufen waren, sind laut Hafen-Chef Carsten Strähle beseitigt worden. Trotzdem bleibt die schwimmende Ölsperre erst einmal im Hafenbecken.

Landkreise: Schäden von mehreren zehntausend Euro

In den Landkreisen wird derweil fleißig gerechnet. Die Polizeidirektionen schätzen die Schäden jeweils auf mehrere zehntausend Euro – allerdings ohne Gewähr. Schließlich handelt es sich dabei nur um die Fälle, die der Polizei bekannt sind. Im Kreis Ludwigsburg schlug vor allem der Brand einer Scheune mit rund 50 000 Euro Schaden zu Buche.

In Waiblingen hat die Stadt bereits die Gutachter bestellt. Die etwa zehn Meter hohe Linde, die beim Altstadtfest auf den Außenbereich des Restaurants Bachofer stürzte, hatte laut Polizei ein morsches Wurzelwerk. Einige Gäste wurden dort im Gewühl aus Zeltbahnen, Metallstangen, Ästen und Bar-Mobiliar eingeklemmt, obwohl die neu gebaute Stahl-Glas-Konstruktion die Wucht des Baums zum Teil abgefangen hatte. Vier der neun Verletzten sind noch im Krankenhaus.

Oberbürgermeister Andreas Hesky weist die Schuld an dem Vorfall von sich. Seit Jahren sei die städtische Linde vor dem Restaurant regelmäßig alle eineinhalb Jahre untersucht worden. Die letzte Überprüfung habe am 2. November 2010 stattgefunden – ohne Beanstandungen.

Bernd Bachofer, der Restaurantbetreiber, schätzt den Schaden an seinem Gebäude auf rund 5000 Euro. Er kann leicht noch höher ausfallen, wenn der umgestürzte Baum nicht nur die Glasabdeckung, sondern auch die Stahlkonstruktion beschädigt hat.

Glück hatte eine Frau, die beim Stauferspektakel nahe der Waiblinger Rundsporthalle von einer Eisenstange am Kopf getroffen wurde. Sie konnte die Klinik wieder verlassen. Offensichtlich war der Raum Waiblingen/Weinstadt/Winnenden am Samstagabend im Zentrum des Unwetters. Die Polizei berichtet allein von zwei komplett abgedeckten Dächern, einer zerstörten Solaranlage und unzähligen umgestürzten Bäumen. Die Höhe des Schadens an den S-Bahn-Oberleitungen bei Waiblingen und Weinstadt ist nicht bekannt. Dort fuhren bis Montagmorgen keine Züge.