In der nächsten Woche beginnt an den beruflichen Schulen der Unterricht wieder. Offen ist allerdings noch, wie viele Schüler es sein werden. Foto: dpa

Lehrer werfen der grün-roten Landesregierung Wortbruch vor – Opposition fordert Verzicht auf Gemeinschaftsschulen.

Stuttgart - In der nächsten Woche beginnt an den beruflichen Schulen der Unterricht wieder. Offen ist allerdings noch, wie viele Schüler es sein werden. Denn noch bis Ende September können Jugendliche eine Ausbildung beginnen. Außerdem zeigt sich erst dann, ob alle, die sich für eine Vollzeitschule angemeldet haben, auch tatsächlich kommen.

Aus Sicht des Berufsschullehrerverbands reichen die Lehrerstellen, die im neuen Schuljahr zur Verfügung stehen, auf keinen Fall aus. Erstmals seit langem seien nicht alle Stellen wiederbesetzt worden, die durch Pensionierungen oder langfristige Erkrankungen frei wurden, kritisierte Margarete Schaefer, Landesvorsitzende des Berufsschullehrerverbands, am Montag in Stuttgart. Entgegen den Versprechen der Kultusministerin seien rund 190 Stellen gesperrt. „Der Rotstift gefährdet massiv die berufliche Bildung im Südwesten.“ Seit Jahren fallen etwa vier Prozent des Pflichtunterrichts an beruflichen Schulen aus, weil die entsprechenden Stellen fehlen.

Außerdem kritisierte die Pforzheimer Schulleiterin die Ankündigung von Grün-Rot, in den nächsten Jahren kleine Schulen zu schließen und Kleinstklassen nicht mehr zuzulassen. Dies führe zu einer großen Verunsicherung von Eltern, Schülern, Lehrern und Ausbildungsbetrieben, warnte Schaefer. „Erst wenn das Unterrichtsdefizit und die Überstundenbugwelle vollständig abgebaut sind, dürfen Stellen gestrichen und gesperrt werden.“ Um die Überstunden abzubauen, die in den vergangenen Jahren aufgelaufen sind, wären aus Sicht des Verbands bis 2015 jährlich 400 zusätzliche Stellen nötig. Tatsächlich wolle das Land bei den beruflichen Schulen bis zum Jahr 2015 aber rund 850 Stellen streichen. Um zu sparen, solle Grün-Rot auf das Nebeneinander von acht- und neunjährigem Gymnasium verzichten, die Fremdevaluation an Schulen verringern und die Zahl der Staatlichen Schulämter reduzieren.

„Lehrerversorgung an beruflichen Schulen entspannt sich kommendes Schuljahr weiter“

Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) begründet den Wegfall von Stellen damit, dass die Schülerzahlen sinken. Ihr Ministerium geht davon aus, dass im neuen Schuljahr nur noch 347.000 Schüler eine öffentliche berufliche Schule besuchen, 15.000 Schüler weniger als bisher. Allerdings sind die Vorausberechnungen nicht immer zuverlässig. Im vergangenen Schuljahr lagen die tatsächlichen Schülerzahlen um 4100 über der Prognose, ein Jahr zuvor betrug die Differenz 2500 Schüler.

Margret Ruep, Amtsleiterin des Kultusministeriums, wies die Kritik Schaefers als „völlig überzogen“ zurück. „Die Lehrerversorgung an den beruflichen Schulen entspannt sich im kommenden Schuljahr 2012/2013 weiter, insbesondere angesichts des kommenden Schülerrückgangs.“ Noch bestehende Lücken könnten durch die Besetzung von weiteren 53 Stellen abgedeckt werden. In den nächsten Jahren werde es dann vor allem darum gehen, Kleinklassen an den beruflichen Schulen zu vermeiden.

Unterstützung erhielten die beruflichen Schulen hingegen von der Opposition im Landtag. Grün-Rot benachteilige die beruflichen Schulen „zugunsten überflüssiger und zugleich kostspieliger Prestigeprojekte im Bereich der allgemeinbildenden Schulen – allen voran die Einführung der ideologisch motivierten Gemeinschaftsschule“, kritisierte die CDU-Sprecherin für die berufliche Bildung, Viktoria Schmid. Ihr FDP-Kollege Timm Kern warf der Landesregierung vor, sie gefährde „die Unterrichtsversorgung und den Erfolg des beruflichen Bildungswesens insgesamt“.