Der Kurs für männliche Flüchtlinge ist verlegt, die Kinder bleiben an der Jakobschule unter sich. Foto: Martin Haar

Nach heftigen Protesten sind die Deutschkurse für Flüchtlinge an der Jakobschule in Stuttgart-Mitte abgesagt worden. Die Stadt will die jungen Männer nun in einer Asylunterkunft unterrichten lassen.

Stuttgart - Der Deutschunterricht für Flüchtlinge, der in der Jakobschule stattfinden sollte, ist abgesagt worden. Das ist das Ergebnis heftiger Elternproteste, der Gegenwehr des Bezirksbeirats Mitte und der Ablehnung durch die Schulleitung. Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) informierte am Mittwoch die Mitglieder des Verwaltungsausschusses darüber. „Das wäre kein guter Start gewesen“, räumte er ein. Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) hätte sich um einen Konsens bemüht, damit die von der Volkshochschule geführten Kurse für zirka 100 junge Männer doch noch an der Grundschule im Süden stattfinden können. Sie sollten im dritten Stock des Gebäudes unterrichtet werden, die Schule über einen separaten Eingang betreten, und auch der Kursbeginn sollte sich deutlich vom Unterrichtsbeginn der Grundschüler unterscheiden.

Wölfle war ohne Erfolg mit Änderungsvorschlägen an die Schule herangetreten. Rektorin Claudia Dobrich-Heuer hatte Zweifel an der Sicherheit ihrer 200 Schüler geäußert und sieht den Schulfrieden in Frage gestellt. Eltern sind besorgt über „eine derart große Anzahl an erwachsenen, schulfremden Personen parallel zum Schulunterricht“, zwei Familien hatten bereits mit der Abmeldung ihrer Kinder gedroht. Sabine Wassmer, Sprecherin des städtischen Gesamtelternbeirats, stellte den von der Verwaltung angestrebten Kompromiss in Frage: Selbst bei getrennten Zugängen könnten sich Kinder und erwachsene Männer begegnen. Sie forderte Bürgermeister Michael Föll auf, der Volkshochschule andere, geeignetere Räume für die Deutschkurse zur Verfügung zu stellen. Föll hatte gesagt, es gebe keine Alternative für die Räume der Jakobschule.

Alternative ist eine Flüchtlingskunterkunft

Innerhalb weniger Tage fand sich dann doch eine andere Lösung. „Die Kurse gehen an die ehemalige Hedwig-Dohm-Schule“, sagte Föll am Mittwoch, „Verständnis haben wir nicht.“

Das ehemals von der Beruflichen Schule genutzte Gebäude liegt im Stuttgarter Westen und bietet zur Unterbringung von Flüchtlingen derzeit 250 Plätze. Die Nachfrage nach der Unterkunft werde jedoch in Zukunft kleiner, so dass dort die Deutschkurse stattfinden könnten.