In der Nähe des Tüv Süd und der Zulassungsstelle wird derzeit ein Fläche von Altlasten im Boden befreit. Bald sollen auf dem Areal Asylbewerber eine neue Heimat finden. Foto: Ströbele

An der Krailenshaldenstraße sollen bis zu 321 Flüchtlinge wohnen. Einige Bezirksbeiräte äußern Einwände. Oberbürgermeister Fritz Kuhn habe den Stuttgarter Weg verlassen, sagen sie.

Stuttgart-Feuerbach - Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat bei der Unterbringung der Flüchtlinge den Stuttgarter Weg verlassen. Das sehen zumindest die meisten Feuerbacher Bezirksbeiräte so. Sie ärgern sich über den Vorschlag der Stadtverwaltung, an der Krailenshaldenstraße vier sogenannte Systembauten für bis zu 321 Asylbewerber bauen zu wollen. „Da ist keine Kita und keine Schule in der Nähe. Da muss man ja fast eine eigene Omnibuslinie einrichten, damit die Menschen dort integriert werden können“, sagt Markus Bott (CDU). Allerdings sei es eben auch eine Frage der Humanität, Flüchtlinge aufzunehmen. Dabei dürfe man aber nicht die Ängste und Nöte der Bevölkerung vergessen. „Man muss die Gesamtzahl der Flüchtlinge in Feuerbach im Auge behalten“, betont Bott. Ob die CDU dem Vorschlag der Verwaltung in der Bezirksbeiratssitzung am 20. Oktober zustimmen werde, die vier Systembauten an der Krailenshaldenstraße zu errichten, kann der Christdemokrat noch nicht sagen.

Nur wenn es unbedingt sein muss, wird Jochen Heidenwag (Freie Wähler) ein positives Votum zum Standort abgeben. „Ich frage mich natürlich, ob es schon wieder Feuerbach sein muss.“ Allerdings kenne er auch die Gesamtsituation. „Ich sehe die Nöte der Stadt. Aber das ursprüngliche Ziel der Verwaltung, Unterkünfte zentrumsnah zu schaffen, ist hier verfehlt.“

Roland Saur (SÖS-Linke-Plus) wird noch deutlicher: „Der Standort ist nicht geeignet.“ Er liege im Gewerbegebiet, die Nahversorgung sei nicht gewährleistet. „Wo ist die nächste Schule? Sehr weit weg. Das ist eine Katastrophe.“ Zudem sei eine Unterkunft für 321 Menschen viel zu groß. „Wir wollen die Leute doch integrieren. Das wird an der Krailenshaldenstraße schwierig.“ Dort werde eigentlich nur gearbeitet und nicht gelebt. „Dann sollten schon lieber die Flächen an der Burgherrenstraße und am Hattenbühl wieder ins Gespräch gebracht werden“, sagt Saur.

Eine Alternative für die vier Systembauten an der Krailenshaldenstraße hat Gabriele Heise (FDP) spontan zwar nicht parat, „aber dieser vorgeschlagene Standort ist nicht der beste, auch wenn die Anbindung nicht so schlecht ist, wie sie auf den ersten Blick erscheint“. Doch die Größe der Einrichtung sei definitiv problematisch. „Zwei Bauten halte ich an dieser Stelle für ausreichend. Die Integration der Menschen an diesem Standort wird sehr schwer werden.“

Auch Reiner Götz (Bündnis 90/Die Grünen) ist über den Vorschlag der Verwaltung nicht erfreut. „Aber letztendlich beuge ich mich der Realität.“ Die Gebäude seien weitab vom Schuss. Er hoffe, dass der Freundeskreis Flüchtlinge Feuerbach (FFF) diese Herausforderung meistern kann.

Das hofft auch Martin Härer (SPD). Wenn in den nächsten Tagen die zweite Unterkunft an der Bubenhaldenstraße und Mitte nächsten Jahres die drei Gebäude an der Wiener Straße sowie dann noch die vier Systembauten an der Krailenshaldenstraße bezogen werden, würden mehr als 800 Flüchtlinge in Feuerbach leben. „Da müssen wir überlegen, wie wir die Betreuung organisieren.“ Grundsätzlich finde er den neuen Standort im Gewerbegebiet schlecht. „Die Menschen sind dort isoliert. Und eigentlich wollten wir keine Zustände wie an der Leitzstraße“, sagt Härer. In den 1990er Jahren lebten dort teilweise bis zu 600 Flüchtlinge. Roland Werner Schmid (Alfa), der für die AfD im Bezirksbeirat sitzt, möchte nicht viel zum Standort sagen: „Aber ich hätte kein Problem, dort zu wohnen.“

Der Sprecher des FFF, Wolf-Dieter Dorn, rechnet hingegen mit „gewaltigen Problemen“ an der Krailenshaldenstraße. Eine Anbindung an Feuerbach sei nicht gegeben. „Unsere Ehrenamtlichen müssen mit dem Auto kommen oder wenn sie Straßenbahn fahren, einmal umsteigen. Und da unten im Gewerbegebiet wohnt niemand. Das ist das Gegenteil dessen, was Integration heißt“, ärgert sich Dorn.

Laut Axel Wolf vom Amt für Liegenschaften und Wohnen sollen die vier Systembauten im Spätsommer nächsten Jahres fertig sein. Erster Bürgermeister Michael Föll erklärte am Mittwoch, dass das Gelände derzeit von Altlasten befreit werde. Die Sanierung sei aber Ende des Jahres abgeschlossen. Dann werde die Stadt das Grundstück erwerben, um zu bauen.