Beim Flanieren sticht das Gebäude am Rosensteinhang den Besuchern ins Auge, betreten dürfen sie es jedoch nicht. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

In unserem Stuttgart-Adventskalender öffnen wir jeden Tag ein spannendes Türchen in Stuttgart für Sie. Am 6. Dezember sind wir im Maurischen Pavillon Belvedere in der Wilhelma, der sonst für Besucher geschlossen bleibt.

Stuttgart - Der markante Pavillon mit seiner Kuppel und den Türmchen thront über den Subtropenterrassen der Wilhelma und ist den meisten Besuchern bekannt, weil sie von dort einen fantastischen Blick über das Neckartal genießen können. Deshalb hat das kleine Gebäude im maurischen Stil auch den klangvollen Namen „Belvedere“ – was auf italienisch „schöne Aussicht“ bedeutet. Haben die Wilhelma-Besucher jedoch den Rosensteinhang erklommen und stehen vor der Türe des Belvedere werden sie feststellen, dass diese verschlossen ist. Im Gegensatz zur Damaszenerhalle im östlichen Teil der Wilhelma, die zu besonderen Gelegenheiten wie zum Beispiel standesamtlichen Trauungen geöffnet wird, ist das Belvedere nie zugänglich. „Aus Denkmalschutzgründen müssten wir immer einen Aufseher dazu stellen, wenn wir es für Besucher öffnen würden“, erklärt Wilhelma-Sprecher Harald Knitter. Das sei schlichtweg zu aufwendig.

Der Rückzugsort für den König mit Blick auf die Grabkapelle

Für uns öffnet Knitter ausnahmsweise die Türen des Pavillons – und gibt damit den Blick auf die verzierte, hölzerne Kuppel im Inneren des Belvedere frei. Der Pavillon ist ganz im maurischen Stil gehalten, wie es für die historischen Gebäude der Wilhelma typisch ist. König Wilhelm I. von Württemberg ließ das Belvedere im Jahr 1851 erbauen, um sich dorthin zurückziehen zu können. Wichtig war ihm dabei, dass er von dort aus die Grabkapelle auf dem Württemberg im Blick hatte – und damit die letzte Ruhestätte seiner verstorbenen Ehefrau Katharina.

Das Belvedere bildet auch heute noch den Abschluss der historischen Wilhelma. Der Architekt Karl Ludwig von Zanth imitierte für den botanischen Garten die orientalisch-islamische Baukunst, mit der man Mitte des 19. Jahrhunderts Eleganz und Luxus verband. Außer dem Belvedere ist auch noch das Maurische Landhaus erhalten, das von zwei Gewächshäusern eingerahmt wird. Im Gegensatz zum Maurischen Festsaal wurde das Landhaus nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1971 wiederhergestellt. Vom Festsaal – einst ein Ort für prunkvolle Bälle und Empfänge – ist nur noch ein kleiner Teil der Originalfassade erhalten geblieben. Heute steht an seiner Stelle das Aquarium.

Dagegen war das Belvedere wohl noch nie für zahlreiche Besucher bestimmt gewesen. „Es ist nicht bekannt, dass König Wilhelm hier Gäste empfangen hat“, sagt Knitter. Eher wahrscheinlich sei es, dass er den Pavillon als einen Rückzugsort nutzte. Heute gibt es niemanden mehr, der sich in den schönen Pavillon zurückzieht, um den Ausblick von dort zu genießen. Es scheint, als wäre das Belvedere in einen Dornröschenschlaf versetzt worden – während sich darum herum das quirlige Leben von Mensch und Tier in der Wilhelma abspielt.

Erfahren Sie in unserer Bildergalerie, wie es im Inneren des Belvedere aussieht.

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