Die Stuttgarter S-Bahn ist nicht so oft pünktlich, wie sie es laut Vereinbarung mit dem Verband Region Stuttgart sein sollte. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Bahn kämpft im S-Bahn-Netz mit den Auswirkungen vieler Baustellen, nicht nur für S 21. Trotzdem reicht es nicht, wenn das Unternehmen das (Un-)Pünktlichkeitsniveau hält, meint unser Verkehrsexperte Alexander Ikrat.

Stuttgart - Der fünfte S-Bahn-Gipfel wird Mitte nächster Woche erklommen. Regionalpolitiker und Bahn-Verantwortliche werden schnell oben ankommen. Die Bahn, weil sie keine wesentlichen Verbesserungen in Sachen Verspätung ihrer Züge im Gepäck hat; die Regionalpolitiker, weil sich der Unmut darüber, dass die Bahn ihren Zielen seit Jahren hinterherhinkt, kaum steigern lässt.

Die Bahn täte gut daran, Demut zu zeigen. In Anbetracht vieler Baustellen im Netz ist es zwar positiv, dass sie das mangelhafte Niveau wenigstens hält und die Situation nicht noch schlechter wird. Andererseits sind die Gründe, die den Aufschwung bremsen, hausgemacht. Die vielen Baustellen an Weichen und Signalen müssen sein, weil in dem auf Rendite getrimmten Staatskonzern jahrelang auf Verschleiß gefahren wurde. Auch die Mammut-Baustelle Stuttgart 21 ist ein Projekt der Bahn. Sie hat immer wieder zugesagt, das alles in den Griff zu bekommen – und ist weiterhin in der Pflicht.

Der Verband Region Stuttgart ist es nicht minder und muss Verbesserungen etwa durch eine neue Signaltechnik vorantreiben, selbst wenn das den Steuerzahler Geld kostet. Ansonsten geht es schnell wieder talwärts. Mit der Ausweitung des 15-Minuten-Takts bewirkt er immerhin, dass Verspätungen weniger ins Gewicht fallen, weil mehr Züge unterwegs sind. Die S-Bahn-Misere macht außerdem deutlich, dass das Auto aus der Region auch heute kaum wegzudenken ist. Es ist für viele schlicht das einzige Mittel, in angemessener Zeit etwa bei der Arbeit sein zu können.

alexander.ikrat@stzn.de