Rektor Stephan Dabbert will neue Wohnheime für seine Uni. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Diesen Oktober mussten wieder Notunterkünfte für Studierende an der Uni Hohenheim eingerichtet werden. Es fehlt schlicht an Wohnraum für die Studenten. Der Rektor Stephan Dabbert will entschieden gegensteuern.

Hohenheim - Das Thema Wohnraummangel wird an der Uni Hohenheim offenbar zur Chefsache. Nachdem auch in diesem Jahr im Oktober wieder Notunterkünfte mit Feldbetten für Studierende eingerichtet werden mussten, weil einige zum Semesterbeginn schlicht keine Unterkunft gefunden hatten, kündigt der Unirektor Stephan Dabbert an, neue Bauprojekte für studentischen Wohnraum voranzutreiben.

Immer mehr Studenten, immer weniger und teurerer Wohnraum auf dem privaten Immobilienmarkt – Dabbert, der vom Deutschen Hochschulverband (DHV) im Jahr 2016 zum Rektor des Jahres gewählt wurde, will da entschieden gegensteuern: „Durch die extrem starke Wirtschaftskraft hier und die damit verbundenen hohen Mietpreise muss der Versorgungsgrad der Studenten hier höher sein als im Landesdurchschnitt.“

Konkret meint der Agrarökonom damit, dass das zuständige Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim mehr Wohnheimplätze braucht. Und noch konkreter: dass zu den bereits geplanten 250 neuen Wohnheimplätzen, die 2018 bezugsfertig werden sollen, noch zahlreiche weitere hinzukommen sollen. „Und zwar vor 2030“, sagt Stephan Dabbert.

Nicht nur Nachteile für Anwohner

Das Ziel sei es, einen Versorgungsgrad von 15 bis 16 Prozent aller Studenten durch die Studierendenwerke zu erreichen. Aktuell studieren an der Universität Hohenheim etwa 10 000 Menschen. Mit aktuell etwa 1000 Wohnplätzen für Studierende in Hohenheim ist das Ziel aber noch lange nicht erreicht.

Bei Neubauten gibt es nämlich einige Hürden zu nehmen. Einmal sind da die Anwohner, die oft wenig begeistert sind, wenn in unmittelbarer Nachbarschaft ein Studentenwohnheim entstehen soll. „Für die Anwohner hat es nicht nur Nachteile, wenn die Studenten in unmittelbarer Nähe zur Uni wohnen“, sagt Dabbert. „Man darf nicht vergessen, dass das zum Beispiel den Verkehr entlastet.“

Andererseits bleiben die Bauprojekte der Bildungseinrichtung auch mit dem guten Willen der Anwohner problematisch. Die Entscheidungsprozesse sind langwierig; viele verschiedene Behörden müssen eingebunden werden. Das Unibauamt beispielsweise ist nicht – wie der Name vermuten ließe – der Uni, sondern dem Finanzministerium unterstellt. „Im Grunde haben wir hier formell nicht mehr als ein Vorschlagsrecht“, sagt Florian Klebs, der Pressesprecher der Universität Hohenheim.

Um die Arbeit an Bauprojekten zu erleichtern, hat die Uni Hohenheim einen sogenannten Masterplan 2030 erstellt – bei dem es sich im Grunde genommen eher um einen runden Tisch handelt, an dem alle Beteiligten nach Lösungen suchen.

Zwei Eröffnungen im November

Der Masterplan trägt bereits erste Früchte. Zumindest jenseits vom Wohnraum für Studenten. So werden im November der neue Mensa-Anbau der Uni sowie das Otto-Rettenmaier-Audimax eröffnen.

Letzteres war nur aufgrund einer Spende des namensgebenden Heilbronner Unternehmers möglich. „Wenn wir uns als Landeskind verstehen, sind die Baumittel oft zu gering, und wir sind auf Spenden angewiesen“, sagt Rektor Stephan Dabbert.

Das gelte auch für weniger prestigeträchtige Zweckbauten wie Studentenwohnheime. „Auch dort muss zumindest eine schwarze Null geschrieben werden“, sagt der Professor.

Die Investitionssumme der nächsten 250 Wohnheimplätze wird mit 16 bis 19 Millionen Euro beziffert. Die erwartete Auslastung, auch dann: 100 Prozent. Wenn weitere neue Wohnungen dazukommen, ist es denkbar, dass Bilder von Studenten, die im Gymnastiksaal auf Pritschen schlafen, bald der Vergangenheit angehören.