Wer an dem Experiment teilnimmt, kann sich im Herbst vielleicht wie der Experte Volker Hahn mit den eigenen Soja-Pflanzen in Szene setzen. Foto: Landessaatzuchtanstalt, Universität Hohenheim

Wem die klassische Schnittbohne zu langweilig ist, der hat nun die Möglichkeit, etwas Zeitgeist in seinem Gemüsegarten zu säen: Die Universität Hohenheim und ein großer Tofu-Hersteller suchen Menschen mit Garten für ein Soja-Experiment.

Hohenheim - Die Supermarkt-Regale haben Sojaprodukte längst erobert, nun sollen heimische Gärten folgen: Die Universität Hohenheim sucht gemeinsam mit dem Freiburger Tofu-Hersteller Taifun bis zum 28. Februar 1000 Hobby- und Profigärtner sowie Landwirte aus ganz Deutschland für das Soja-Experiment mit dem Titel „1000 Gärten“.

Mit deren Unterstützung wollen die Wissenschaftler von der Landessaatzuchtanstalt an der Uni Hohenheim herausfinden, welche Soja-Sorten auch in einem kühleren Klima ertragreich für die Tofu-Produktion sind. Die Daten, die sie von den Teilnehmern bekommen, wollen die Hohenheimer Forscher dann in eine Soja-Anbaukarte für Deutschland übersetzen .

Frühreif ist besser

„Momentan wächst Soja in Deutschland hauptsächlich in Bayern und Baden-Württemberg und im Norden nur vereinzelt“, sagt Volker Hahn von der Landessaatzuchtanstalt und erklärt, dass die Tofu-Sorten bisher für den Norden noch zu spät bereit für die Ernte sind: „Im Moment sind die Sojabohnen im Oktober, November reif, was wegen des Winters zu knapp ist. Wir hätten gerne, dass sie Ende September reif sind“, sagt der Experte.

Dafür wird nun die Forschung ausgelagert: Jeder, der mindestens sechs Quadratmeter Gartenfläche besitzt, kann sich für „1000 Gärten“ bewerben. Die Teilnehmer bekommen dann ihr Sojabauern-Einsteigerpaket zugeschickt. Darin sind unter anderem zwölf Tütchen mit jeweils circa 100 Sojabohnen. Außerdem gibt es eine genaue Anleitung, was zu tun ist.

Und das ist nicht unbedingt wenig: Neben den üblichen Pflichten eines Gärtners müssen die Hobbyforscher von der Aussaat bis zur Ernte auch Aufgaben im Dienste der Wissenschaft erfüllen und die Daten ihrer Sojapflanzen erheben. Dazu gehören beispielsweise der Beginn der Blüte, der Grünwert der Blätter, die Blütenfarbe, die Pflanzenhöhe, die Verzweigungen, die Bohnenanzahl und mehr.

Auch politische Motivation

Martin Miersch, Leiter des Taifun-eigenen Landwirtschaftlichen Zentrums für Sojaanbau und Entwicklung, nennt verschiedene Motivationen der Teilnehmer: „Es sind viele, die einfach Lust auf etwas Neues haben. Und dann gibt es auch viele mit politischen Ambitionen, die es als Veganer oder Vegetarier super finden.“

Die Motivation für den Tofu-Hersteller Taifun ist klar: „Wir würden gerne mit dem Vertragsanbau in Deutschland wachsen“, sagt Miersch. Bisher beziehe Taifun 80 bis 90 Prozent seines Sojas aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz sowie zehn Prozent aus den südlichen Regionen Kanadas. „Aber wir bekommen viele Anfragen von Bio-Bauern nach Saatgut. Deshalb wollen wir Tofu-Sorten für kühlere Gefilde züchten“, sagt Miersch.

Snack zum Bier

Vor fünf Jahren ist das Unternehmen in das Thema Züchtung eingestiegen. Die Idee zu „1000 Gärten“ kam Miersch und Volker Hahn „bei einem Glas Bier auf einer Soja-Rundfahrt“, wie Miersch erzählt. Erste Auswertungen der online übermittelten Daten soll es Anfang 2017 geben.

Ein Anreiz, bei dem Soja-Experiment mitzumachen, könnte vielleicht ein selbstangebauter Snack zu einem Glas Bier sein: Edamame. Das sind grüne, unreife Sojabohnen, die einige Minuten in Salzwasser gekocht werden und laut Volker Hahn gut statt Erdnüssen gefuttert werden können.

Hier Bewerben

Wer sich für eine Teilnahme an dem „1000 Gärten – das Soja-Experiment“ interessiert, kann sich im Internet informieren und bewerben unter www.1000Gärten.de