Dieser Vierbeiner mag keine Vanilleeis, dazu muss man kein Hundeversteher sein. Foto: AP

Hunde können menschliches Verhalten prima interpretieren. Doch wie sieht es umgekehrt aus, verstehen Menschen auch den Hund? Ein Wissenschaftlerteam der Universität Budapest hat darüber geforscht. Es gibt Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Studie - Wau! Wuff! Knurr! Was will uns der Hund sagen? Studien der vergangenen Jahre zeigten, dass er ein hochsensibler Menschenversteher mit Gespür für feine Nuancen ist. Doch wie sieht es umgekehrt aus, verstehen Menschen auch den Hund? Ein Forscherteam der Universität Budapest hat ermittelt: Sein Bellen verstehen wir recht gut, doch beim Knurren liegen wir oft daneben.

Die ungarischen Wissenschaftler spielten 40 Männern und Frauen insgesamt 200 Aufnahmen vor, in denen man Hundebellen in unterschiedlichen Situationen festgehalten hatte. Es zeigte sich, dass die Probanden recht zuverlässig unterscheiden konnten, ob die Tiere gerade drohten, spielten oder ängstlich waren. Sie orientierten sich dabei vor allem an der Länge und Tonhöhe der einzelnen Laute.

So zeigt sich Angst bei den Vierbeinern durch ein hohes und schnelles Bellen, während sich Einsamkeit zwar ebenfalls durch ein hohes, dafür aber langsameres Bellen bemerkbar macht. Wollen sie hingegen einen Fremden einschüchtern, bellen die Vierbeiner tief, scharf und schnell. Der Mensch erkennt diese Unterschiede in etwa 80 Prozent der Fälle, wobei er sich dabei wohl auch von persönlichen Erfahrungen leiten lässt. Denn unter Angst wird seine eigene Stimme ebenfalls höher, und wenn er seinerseits Angst verbreiten will, wählt er die tiefen Stimmlagen.

Das Knurren richtig zu verstehen, ist nicht jedem Menschen gegeben

Weswegen Studienleiter Tamas Farago vermutet, dass unser Bellverständnis vor allem der Anpassungsfähigkeit des Hundes und weniger unserem Einfühlungsvermögen geschuldet ist. „Denn der Wolf konnte noch nicht bellen“, sagt der Wissenschaftler. Diese Kommunikationsform habe erst der Hund in seiner Evolution entwickelt, um vom Menschen verstanden zu werden. Wir verstehen also das Bellen in erster Linie deshalb, weil es der Vierbeiner extra für uns eingerichtet hat und nicht, weil wir so verständnisvoll sind.

Faragos Team hat daher in einer weiteren Studie untersucht, ob Mensch auch das Knurren verstehen. Denn das hat sich der Hund vom Wolf bewahrt, es ist also nicht eigens auf das Hörverständnis von Homo sapiens abgestimmt. Der Aufbau des Tests war ähnlich wie beim Bellen. Man spielte den Probanden zur Beurteilung verschiedene Knurr-Versionen vor, die man von spielenden, wütenden oder bedroht-ängstlichen Tieren eingesammelt hatte.

Das Ergebnis: Das Spielknurren wurde ebenfalls in etwa 80 Prozent aller Fälle richtig erkannt. Doch beim Angstknurren lagen die Probanden in jedem zweiten Fall und beim Wutknurren in 40 Prozent der Fälle daneben. Im Verständnis jener Kommunikationsformen, die der Hund noch von seinen wölfischen Vorfahren hat, sind wir also ziemliche Amateure.

Weibliche Probanden schneiden etwas besser ab

Immerhin erzielten erfahrene Hundehalter in dem Test recht gute Ergebnisse, was zeigt, dass man lernen kann, den Hund zu verstehen. Wobei aber der Lernprozess nicht durch drastische Erfahrungen mit den Vierbeinern angeregt wird. „Wer schon einmal gebissen wurde, hat kein besseres Verständnis für das Hundeknurren“, betont Farago. Immerhin aber schnitten die weiblichen Probanden etwas besser ab. Ihre Trefferquoten beim Einschätzen des Knurrens waren um zehn bis 20 Prozent höher als die der Männer. „Es ist ja bekannt, dass Frauen eine höhere emotionale Sensitivität haben“, erläutert Farago, „und das hilft ihnen vermutlich auch dabei, das Knurren eines Hundes richtig einzuordnen“.

Männer können sich jedoch trösten, dass sie demnächst Hilfe beim Hunde-Verstehen bekommen. Denn in Budapest arbeitet man seit einigen Jahren an einer Datenbank, in der die unterschiedlichen Hundesignale in ihrer jeweiligen Bedeutung erfasst sind. Am Ende könnte man dann eine Handy-App entwickeln, die uns genau mitteilen kann, was uns ein Hund gerade zu sagen hat, sodass wir angemessen reagieren können. Sofern er uns noch die Zeit dazu lässt.