Bei der Umstelllung des Kabelprogramms gab es Probleme. Foto: dpa

Dass Unitymedia wegen neuer Angebote das Kabelprogramm neu ordnete, stellte einige Fernsehzuschauer im Land vor Probleme. Bei vielen Elektrofachgeschäften stand das Telefon nicht mehr still.

Stuttgart - Schwarz-weißes Grieseln wie ein Schneesturm, tiefes Schwarz, ein verzerrtes Bild ohne Ton oder permanentes Zucken, so oder so ähnlich erlebten Fernsehzuschauer nicht nur in Stuttgart und den angrenzenden Landkreisen, sondern auch in Teilen Hessens das Fernsehprogramm der öffentlich-rechtlichen Sender seit einigen Tagen. Nach der Homepage „allestoerungen.de“ betreffen derzeit 84 Prozent der Störungen das Fernsehen der ARD, sieben Prozent den Ton, ebenso viel die Internetseite von „das Erste“. Die meisten Meldungen gingen zur besten Sendezeit um 20 Uhr ein, einschließlich ironischer Kommentare wie „Seit heute Morgen kein Programm, aber bei allen die Fernsehgebühren kassieren. Die privaten Sender laufen.“

Doch die Störungen hatten nichts mit den Sendern zu tun. Das Unternehmen Unitymedia, nach eigenen Angaben Betreiber eines der größten zusammenhängenden Kabelnetze Europas aus Coax-Glasfasern in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen, erweitert sein Angebot. Dafür wird das Kabelnetz neu geordnet, über 95 Prozent der Programme bekommen eine neue Sendenummer, ein Logical Channel Numbering (LCN), im Frequenzband ändert sich die Lage der Sender. Dieser sogenannte „Change Day“ war offiziell für Baden-Württemberg der 17. Oktober.

400 Aufträge im Elektrofachgeschäft

„An diesem Dienstag waren sämtliche öffentlich-rechtlichen Sender weg, wenigstens gab es noch Nachrichten bei NTV“, so Gerhard Schlötterer. Der Mann aus Ostfildern rief bei den Technikern der Unitymedia in Köln an, dann bei deren Kundenservice in Pforzheim. „In Köln legten sie gleich auf. In Pforzheim bemühten sie sich, teilten mir die Nummern der neuen Sendeplätze der ARD mit.“ Nur habe das nicht gestimmt, so Schlötterer. „Da kam allerlei Exotisches!“ Im Elektrofachgeschäft des Orts waren bis dahin schon 400 Aufträge anderer eingegangen. „Da hätte ich lange gewartet.“ Er hatte Glück, ein Verwandter startete mit ihm einen neuen Senderdurchlauf. Über zwei Stunden habe es gedauert, mehr als 1000 Sendeplätze durchzuarbeiten.

„Wenn Unitymedia das Angebot erweitern will, kann es die 37 Plätze nutzen, die vom Antennenfernsehen übrig sind. Die sind immer da, obwohl das Anfang des Jahres abgestellt wurde und dort nur ‚Schnee’ zu sehen ist.“ Schlötterer versteht nicht, warum bereits zum fünften Mal umgestellt werde, seit sich die Kabelgesellschaft geändert habe. Ältere Menschen, die keine helfenden Verwandte oder Bekannte hätten, müssten stets zum Fachmann, dort auch noch 100 bis 200 Euro dafür berappen, dass dieser alles neu einstellt. „Wer das nicht allein schafft, sollte auf Kosten der Firma einen Fachmann holen können.“

Tipp: Bitte keine Fremden hereinlassen!

Das sei nicht möglich, heißt es bei Unitymedia. „Wir wissen, dass der Sendersuchlauf für jene Kundengruppe herausfordernd ist, die technisch nicht so versiert ist, das tut uns sehr leid“, so Unitymedia-Pressesprecher Helge Buchheister. „Aber die Senderneuordnung hat viele Vorteile, neben neuen Sendern bieten wir in Zukunft Internetgeschwindigkeiten im Gigabereich.“ Auch hätte man nicht gleichzeitig das Analogfernsehen abschalten und die Sender neu ordnen können, weil es da technische Abhängigkeiten gegeben habe. Buchheister rät Kunden, das Handbuch beim Fernseher liegen zu haben oder sich genauer mit der Fernbedienung zu beschäftigen. „Nachbarn oder Enkel können auch helfen. Aber bitte keinen Fremden hereinlassen!“ Auch Hotlines der Unitymedia böten Hilfe. Im Vergleich zu anderen Bundesländern habe es in Baden-Württemberg nicht so viele Anrufe gegeben. „Und wir haben gehört, dass einige Aufträge bei Fernsehhändlern storniert wurden, weil die Zuschauer das Problem lösen konnten.“