Nach der Fusion mit der Ludwigsburger Polizeidirektion soll der Vaihinger Standort größtenteils nach Böblingen verlagert werden. Betroffen sind 180 Beamte und Mitarbeiter. Foto: dpa

Im Zuge der Polizeireform soll das Areal am Pfaffenwaldring 1 aufgegeben werden. Die Fläche dürfte den dortigen Forschungseinrichtungen aber erst nach 2020 zur Verfügung stehen.

Vaihingen - Das Land plant, die Verkehrspolizeidirektion auf dem Vaihinger Universitätsgelände bis 2020 aufzugeben. Die Einrichtung soll größtenteils nach Böblingen verlegt werden, aber teilweise auch auf den Pragsattel. Dies bestätigen mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen. Bekanntester Bestandteil der Verkehrspolizeidirektion ist die frühere Autobahnpolizei Stuttgart. Von dem Umzug betroffen sind mehr als 180 Beamte und Mitarbeiter. Für was die landeseigene Fläche anschließend benutzt werden soll, ist noch offen. Doch liegt es nahe, die rund 25 000 Quadratmeter für das Wachstum der dortigen Forschungseinrichtungen zu nutzen. Zum Vergleich: das Areal ist grob in etwa so groß wie die Hochschule der Medien und etwas kleiner als die Fläche, die von den Fraunhofer Instituten beansprucht wird.

Aus 37 Standorten sollen zwölf Präsidien werden

Grund für den Umzug ist die im Jahr 2012 beschlossene Landespolizeireform. Zwischen dem Breisgau und Ulm sollen aus 37 Polizeidirektionen und -präsidien zwölf Polizeipräsidien werden. Im Zuge dessen wurde die Autobahnpolizei Stuttgart der Polizeidirektion Ludwigsburg zugeschlagen, die ihrerseits mit der Polizeidirektion Böblingen fusionierte. In Vaihingen wurde daraufhin die Verkehrspolizeidirektion gegründet, die also, obschon inzwischen zu Ludwigsburg gehörend, aus historischen Gründen auf Stuttgarter Markung angesiedelt ist. Dies soll sich in Zukunft ändern.

Waren die Beamten in Vaihingen wegen der verkehrsgünstigen Lage und der Nähe zur Autobahn A 8 und A 81 früher für die Überwachung eben jenes Abschnitts entlang der Stuttgarter Markungsgrenze zuständig, werden dort seit 2012 auch die Unfälle bearbeitet, die außerhalb Stuttgarts aufgenommen werden. Dieser Teil soll nach Böblingen verlegt werden, und zwar in die Wildermuth-Kaserne. „Wir haben dann dort auch noch eine Hundestaffel“, sagt Josef Veser, der für das Innenministerium maßgeblich an der Polizeireform mitgewirkt hat. Diese soll ebenfalls nach Böblingen ziehen.

Die Fahrzeugwerkstatt wird am Pragsattel angesiedelt

„Außerdem gibt es in Vaihingen einen regionalen Technikstandort“, sagt Veser. Dort werden nicht nur die von den Polizisten benutzten Waffen auf ihre Funktionstüchtigkeit hin untersucht, sondern auch der Fuhrpark gewartet. Deshalb gibt es am Pfaffenwaldring 1 auch eine Werkstatt. In der werden die geleasten Fahrzeuge mit Folien beklebt, kleinere Reparaturen vorgenommen oder etwa die Digitalfunkanlagen im Wageninneren installiert. „Das soll an die Pragstraße umgesiedelt werden“, sagt Veser. Auf dem Pragsattel im Norden von Stuttgart gibt es bereits einen weiteren solchen Standort.

„Viele Standorte wurden im Zuge der Polizeireform daraufhin untersucht, wo sie wirtschaftlich untergebracht werden könnten“, sagt Frank Berkenhoff, der stellvertretende Leiter des Ludwigsburger Landesamts für Vermögen und Bau. Seine Aufgabe sei es gewesen, zu eruieren, was auf dem Wildermuth-Areal in Böblingen möglich wäre. Die ehemalige Wehrmachtskaserne war nach dem Krieg erst von den Amerikanern, dann von der Bundeswehr benutzt worden. Inzwischen ist dort unter anderem die Hochschule der Polizei untergebracht.

Noch gibt es keine konkreten Pläne für das Uni-Gelände

„Es ist aus unserer Sicht durchaus darstellbar, den Pfaffenwaldring dorthin zu verlagern“, sagt Berkenhoff. Dies wäre aus finanzieller Sicht sinnvoll, denn in Böblingen ist noch genügend Platz. „Der Wunsch wird auch von der Polizei getragen, und so ist das doppelt positiv.“ Weil sich in der Kaserne derzeit aber viel verändert und „der Umzug der Verkehrspolizeidirektion nur ein kleiner Bestandteil ist“, dürfte sich dieser noch ziehen. Zudem befinden sich die Überlegungen noch in einem frühen Stadium, und es gibt noch gar kein Geld für die nötigen Umbaumaßnahmen. „Wir sind in der Planungsphase und könnten Anfang 2018 mit den Arbeiten beginnen“, sagt er. „Und der Umzug könnte dann Stand heute im Jahr 2020 stattfinden.“

„Es gibt noch keine konkreten Überlegungen“, wofür das Areal in Vaihingen nach dem Abzug der Polizei benutzt werden könnte, sagt Berkenhoff. „Es wäre aber naheliegend, es für die Hochschulentwicklung ins Visier zu nehmen.“ Damit dürfte er recht haben, denn allein seit 2010 ist die Zahl der Studenten auf dem Universitätscampus von etwa 17 800 auf inzwischen wohl 23 700 gestiegen. Vielerorts drehen sich Baukräne. Unter anderem wurde im September mit einem Spatenstich für den Neubau Pegasus die Erweiterung für Chemiker und technische Biologen in Angriff genommen. Im Oktober lud das Höchstleistungsrechenzentrum, das den schnellsten Computer Deutschlands beherbergt, zum Richtfest für ein neues Schulungszentrum. Mit Arena 2036 entsteht auf dem Campus derzeit eine Forschungsfabrik für den Automobilbau der Zukunft. Und auch an der Hochschule der Medien wird eifrig an einem Neubau gewerkelt.