Zu 2348 Unfällen ist die Fellbacher Polizei im Jahr 2014 ausgerückt. Foto: Patricia Sigerist

Im Rems-Murr-Kreis kracht es am häufigsten in Fellbach. Zu insgesamt 2348 Unfällen ist die Polizei im vergangenen Jahr ausgerückt. Die Zahl der Unfälle, bei denen Alkohol im Spiel war, hat sich sogar verdoppelt.

Fellbach - Den Titel als Spitzenreiter bei Verkehrsunfällen kriegt Fellbach wohl nicht so schnell los. Denn obwohl die Zahl sogar zurückgegangen ist – von 2388 im Jahr 2013 auf 2348 im vergangenen Jahr – hat es in keiner anderen Stadt im Rems-Murr-Kreis so oft gekracht. Bei den Ursachen gab es in manchen Fällen Steigerungen, die Revierleiter Klaus Auer bedenklich den Kopf schütteln lassen. Aber es wurden auch Rückgänge registriert.

Ein Mofa-Fahrer stürzt und kommt ums Leben

Ein Verkehrstoter war im vergangenen Jahr zu beklagen: der 64-jährige Mofa-Fahrer, der im April ohne Fremdeinwirkung gegen einen Bordstein gefahren und gestürzt war. Im Jahr 2013 hatten zwei Menschen ihr Leben auf den Straßen lassen müssen. Leicht gestiegen ist die Zahl der Schwerverletzten: von 32 im Jahr 2013 auf 35 im Jahr 2014. Dafür gab es weniger Leichtverletzte: Während im vergangenen Jahr 199 Verkehrsteilnehmer mit leichteren Blessuren davonkamen, waren es im Jahr zuvor 211.

Bei vielen Unfällen ist Alkohol im Spiel

Dafür hat sich die Zahl der Unfälle, bei denen Alkohol im Spiel war, verdoppelt: 35 promillebedingten Crashs im Jahr 2014 stehen 17 im Jahr 2013 gegenüber. Zurückgegangen ist wiederum die Zahl der Unfallfluchten. Obwohl fast täglich in unserer Zeitung von Tätern am Steuer zu lesen ist, die ihr Heil im Abhauen suchen, waren es 2014 mit 507 weniger als 2013 mit 529. Aber es bedeutet dennoch, dass sich umgerechnet alle zwei Tage drei Unfallverursacher aus der Verantwortung stehlen. Und dass die Opfer meist auf den Blechschäden sitzen bleiben, denn grob gerechnet wird nur ein Drittel der Unfallfluchten aufgeklärt. Auch in diesen Fällen freut sich die Polizei jederzeit über Hinweise von aufmerksamen Bürgern.

Dass die Zahl der tempobedingten Unfälle abgenommen hat, ist nicht wirklich auf mehr Verantwortungsbewusstsein zurückzuführen: „Geschwindigkeit ist in Fellbach kein Thema“, weist Klaus Auer auf den eh meist stockenden oder stehenden Verkehr in der Stadt hin.

Der Bremsweg ist oft zu kurz

Unfallursache Nummer eins ist – trotz einem erheblichen Rückgang um 70 Fälle – der unzureichende Abstand. 223 Mal hat es im vergangenen Jahr gekracht, weil der Bremsweg zu kurz – oder die Reaktionszeit zu lang war.

Im Unfall-Ursachen-Ranking auf Platz zwei liegt das Missachten der Vorfahrt. 141 Menschen am Steuer haben 2014 – unter anderem auch bei ausgeschalteten Ampeln – bei Rechts vor Links irgendwie nicht so aufgepasst. Im Jahr davor hat es sogar 55 Mal öfter aus diesem Grund gescheppert.

Auch zweirädrige Vehikel haben ihren Anteil an der Unfallbilanz. Zu 70 Radler-Unfällen wurden Polizeibeamte im vergangenen Jahr gerufen (2013: 67). Bei den motorisierten Zweiradfahrern kam es 2014 zu 39 Unfällen (2013: 40).

Dass es auf den Straßen auch für Fußgänger gefährlich ist, musste die Polizei 2014 in 21 Fällen registrieren. Im Jahr davor waren 18 Passanten in Unfälle verwickelt. Schulwegunfälle gab es 2014 glücklicherweise nur 3 und ohne Verletzungen (2013: 7).

Beim Rems-Murr-Center scheppert es oft

Was der Statistik nicht direkt zu entnehmen aber für den Revierleiter ein Ärgernis ist, sind die Unfälle auf dem Parkplatz des Rems-Murr-Centers. 43 Mal ist die Polizei im vergangenen Jahr alarmiert worden, weil es beim Herumkurven der Kunden gekracht hat. „Ich habe deshalb schon Kontakt mit der Stadtverwaltung aufgenommen“, sagt Klaus Auer, der sich eine Lösung für das Dauerproblem erhofft. Denn die vielen Unfälle bedeuten natürlich auch eine Vielzahl von Schreibarbeit – Einsatzaufträge. Wie schon bei der Kriminalstatistik sieht der Polizeioberrat seine Kollegen dauernd am Anschlag arbeiten. Deshalb bittet er Bürger in Fellbach und Kernen schon mal um Verständnis, weil in manchen Fällen, wenn zu wenig Beamte zu viele Verstöße und Delikte bearbeiten müssen, mit Wartezeiten zu rechnen ist. „Das ist zwar leider unbefriedigend, aber nicht zu ändern.“