Im vergangenen Jahr hat die Polizei in den Kreisen Esslingen, Reutlingen und Tübingen 30 168 Unfälle aufgenommen. Foto: Horst Rudel

Die Unfallbilanz für den Landkreis Esslingen fällt negativ aus: Im vergangen Jahr haben deutlich mehr Menschen ihr Leben auf den Straßen gelassen als im Vorjahr.

Esslingen/Reutlingen - Im Kreis Esslingen haben im vergangenen Jahr zehn Menschen ihr Leben bei einem Verkehrsunfall verloren. Das sind sechs mehr, als noch im Vorjahr. Fünf Autoinsassen, zwei Motorradfahrer, zwei Fußgänger und ein Radfahrer starben im Jahresverlauf auf der Straße. Im gesamten Einzugsgebiet des Polizeipräsidiums Reutlingen waren es 30 Tote. Die Zahl der Schwerverletzten ist im Kreis Esslingen um 16,8 Prozent von 328 auf 273 zurückgegangen. Das geht aus der Unfallbilanz 2016 hervor, die das auch für den Landkreis Esslingen zuständige Polizeipräsidium Reutlingen am Montag veröffentlicht hat.

Der mit Abstand schwerste Unfall hatte am 22. März allein drei Menschen das Leben gekostet. Ein 24 Jahre alter Autofahrer war auf der Flucht vor der Polizei mit hoher Geschwindigkeit in eine Parkbucht an der B 27 bei Filderstadt gerast und dort auf zwei geparkte Lastwagen geprallt. Der Fahrer, der, wie es sich später herausstellte, mit Haftbefehl gesucht worden war, nahm seine 23 Jahre alte Beifahrerin und einen weiteren 26 Jahre alten Autoinsassen mit in den Tod. Er war mit einem Mietwagen zuvor auf der Autobahn bei Leonberg (Kreis Böblingen) in eine Polizeikontrolle geraten und anschließend mit einer Geschwindigkeit von bis zu 212 Kilometern pro Stunde vor einer Polizeistreife geflüchtet.

Beinahe jeden zehnten Tag stirbt ein Mensch auf der Straße

Im gesamten Jahr 2015 waren im Landkreis Esslingen lediglich vier Tote zu beklagen gewesen. Im Jahr 2014 waren es noch 14. Insgesamt haben die Einsatzkräfte des Polizeipräsidiums im vergangenen Jahr 27 Unfälle aufnehmen müssen, bei denen 30 Menschen zu Tode kamen. Damit stirbt in den Kreisen Esslingen, Reutlingen und Tübingen nahezu jeden zehnten Tag ein Mensch an den Folgen eines Verkehrsunfalls. „Sorgen bereitet uns nach wie vor die hohe Anzahl der Motorradfahrer unter den Verkehrstoten und die Unfallursache Geschwindigkeit bei jungen Fahrern“, sagt der Reutlinger Polizeipräsident, Alexander Pick. Je schwerer die Unfallfolgen waren, desto häufiger ist als Ursache eine zu hohe Geschwindigkeit zum Tragen gekommen.

So war Raserei bei allein 13 und damit rund der Hälfte der 27 tödlichen Unfälle und bei jedem vierten Unfall mit Schwerverletzten die Hauptunfallursache. Die in absoluten Zahlen häufigste Unfallursache sind nach wie vor Fehler beim Abbiegen. Unterm Strich hat es im vergangenen Jahr 2578 Mal gekracht, weil Autofahrer beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren nicht aufgepasst haben. Es folgen 2093 Vorfahrts- und 892 Abstandsverstöße. überhöhte und nicht angepasste Geschwindigkeit hat bei 813 Unfällen die Hauptrolle gespielt.

Der gesamtwirtschaftliche Schaden beträgt 476 Millionen Euro

Unterm Strich zeigt sich der Polizeichef allerdings zufrieden mit der Unfallbilanz 2016. Seine positive Einschätzung hat unter anderem damit zu tun, dass die Zahl der Unfälle mit Personenschaden insgesamt zurückgegangen ist. Auch hat es im vergangenen Jahr weniger Schwerverletzte in Folge der Unfälle gegeben. Andererseits hat die absolute Zahl der Verkehrsunfälle im Bereich des Polizeipräsidiums erstmals die 30 000er-Marke übersprungen. Der gesamtwirtschaftliche Volksschaden, der als Folge der 30 168 Unfälle zu beklagen war, beträgt mehr als 476 Millionen Euro.

Besonders gefährdet auf den Straßen in den drei Landkreise sind die Zweiradfahrer. Bei den Motorradunfällen sind die Zahlen nach dem Höchststand des Jahres 2015 zwar wieder leicht rückläufig, dafür haben die Radfahrer aufgeholt. 477 Motorradunfällen stehen jetzt 1028 Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern gegenüber. An 108 Fahrradunfällen waren Elektrofahrräder beteiligt. 48 Prozent aller Motorrad- und 60 Prozent aller Fahrradunfälle waren selbst verschuldet.