Die Polizei ermittelt nach einem Unfall in Rohr – und ist auf Zeugen angewiesen Foto: dpa

Dieser Fall gibt der Polizei Rätsel auf: Ein älterer E-Bike-Fahrer, der schwere Verletzungen erlitten hat, doch wo und wann und wie – das ist völlig unklar. Der Betroffene selbst kann sich an nichts mehr erinnern. Und sein E-Bike ist auch spurlos verschwunden.

Stuttgart - Nach einem E-Bike-Unfall wird ein älterer Mann schwer verletzt gefunden. Dem Mann fehlt jegliche Erinnerung. Und sein elektrisches Fahrrad ist auch weg. Ein echtes Rätsel für die Polizei, die den mysteriösen Fall im Stadtteil Rohr zu klären versucht. Zu den Gesuchten gehören auch zwei Zeugen, die den Schwerverletzten offenbar gefunden und in einer Arztpraxis abgeliefert hatten. Was sie gesehen haben, ist unklar. Denn befragt werden können sie nicht, auch ihre Identität ist unbekannt.

Die rätselhafte Geschichte nimmt am Donnerstag um 11.30 Uhr in der Waldburgstraße in Rohr ihren Anfang, als zwei Passanten in einer Arztpraxis auftauchen und einen erkennbar schwer verletzten Mann abliefern. „Sie haben nur gesagt, dass sie den Mann in hilfloser Lage gefunden hätten, und gingen dann wieder, ohne ihre Personalien zu hinterlassen“, sagt Polizeisprecher Thomas Geiger. Wo der Verletzte lag, wo sich ein Unfall ereignet haben könnte – das bleibt somit unklar.

Der 72-Jährige jedenfalls kann dazu nichts beitragen. „Ihm fehlt dazu jede Erinnerung“, sagt Geiger. Der Mann hat offenbar schwere Gesichts- und innere Verletzungen erlitten. Rettungskräfte brachten den Mann von der Arztpraxis aus in ein Krankenhaus, wo er stationär aufgenommen wurde. Lediglich eines wusste der 72-Jährige noch: Er sei mit seinem E-Bike am Hans-Rehn-Stift, einem Seniorenwohnheim an der Supperstraße, losgefahren. Sein geplantes Ziel war das Haus Rohrer Höhe an der Musberger Straße. Auf einer diesen 600 bis 750 Meter langen Routen muss der Mann wohl gestürzt sein. Doch wer hat dann sein Fahrrad von der Unfallstelle entfernt? Ein Zeuge, der die Gunst der Stunde genutzt hat?

Dass der Radler womöglich sogar von einem Autofahrer angefahren wurde und Unfallflucht begangen haben könnte – dafür hat die Polizei bisher keine Anhaltspunkte. „Das Fahrrad ist jedenfalls spurlos verschwunden“, sagt Polizeisprecher Geiger. Bei dem Pedelec handelt es sich um ein Damenrad der Marke Stevens mit Bosch-Antrieb und Akku, der auf dem Gepäckträger montiert ist.

Die Ermittler brauchen dringend Zeugen

Jetzt hofft die Polizei, dass sich wenigstens die beiden Helfer nachträglich melden – auch wenn sie angeblich nichts gesehen haben. Zumindest der Fundort wäre ein Ansatzpunkt für die weiteren Ermittlungen. Denn die Arztpraxis liegt in einer ganz anderen Richtung. Auch wem ein E-Bike in fremden Händen aufgefallen ist, das im Zusammenhang mit diesem Unfall stehen könnte, ist aufgerufen, mit der Polizei Kontakt aufzunehmen. Die Ermittler sind beim Polizeirevier in Möhringen über 07 11 / 89 90 - 34 00 zu erreichen.

Zahl der Pedelec-Unfälle nimmt zu

Mit der steigenden Zahl der elektrisch unterstützten Fahrräder nimmt in Stuttgart auch die Zahl der Unfälle zu. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei eine Zunahme von 32 auf 44 Unfälle. Vor sechs Wochen, am 14. Juni, gab es den ersten Unfalltoten, als ein 80-Jähriger in Weilimdorf im Kreisverkehr von einer Autofahrerin übersehen wurde. Trotz Schutzhelm starb er an schweren Kopfverletzungen.

Die Bereitschaft, einen Fahrradhelm zu tragen, ist bei Pedelecfahrern mit 43 Prozent zwar etwas höher als bei normalen Radlern – „aber auch hier gibt es einen deutlichen Nachholbedarf“, heißt es bei der Polizei. Bei 23 Prozent der Pedelec-Unfälle in Stuttgart wurde der Helm nur mitgenommen oder nicht richtig benutzt, bei 34 Prozent der Unfälle war gar kein Helm vorhanden.