Antonio Guterres möchte gerne der nächste UN-Generalsekretär werden. Foto: AFP

In einer Probeabstimmung hat der Portugiese Antonio Guterres am meisten Stimmen bekommen, um Ban Ki Moon als UN-Generalsekretär zu bewerben. Dabei gibt es nur ein Problem.

New York - Das Geheimnis ist nicht lange geheim geblieben. In der Nacht zum Freitag haben sie bei den Vereinten Nationen darüber abgestimmt, wer denn der nächste Generalsekretär bei den UN werden sollte. Eine Probeabstimmung war das, nur von den Vertretern der 15 Sicherheitsratsmitgliedern, nicht für fremde Augen oder Ohren bestimmt. Es dauerte nicht sehr lange, da waberten die ersten Meldungen durch die Gänge im New Yorker UN-Gebäude – und fanden schnell den Weg nach außen.

Demnach hat der frühere Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks, der Portugiese Antonio Guterres, die meisten Stimmen bekommen. Guterres wäre wahrscheinlich auch keine schlechte Wahl als Nachfolger von Ban Ki Moon, dessen Amtszeit im Dezember zu Ende geht. Dumm nur: die Generalversammlung, die letztendlich über den neuen UN-Chef zu entscheiden hat, hatte sich eigentlich jemand anderen gewünscht. Mehrfach wurde in der Vergangenheit von dort aus signalisiert, dass nach neun Männern in den vergangenen 70 Jahren nun endlich einmal eine Frau an die Spitze der Weltgemeinschaft gehöre. Zudem sei gemäß dem Regionenproporz eine Person aus Südosteuropa wünschenswert. Beide Voraussetzungen erfüllt der 67 jährige Portugiese nicht.

Bokowa schummelt beim Lebenslauf

Irina Bokowa, die derzeitige Chefin der UN-Kulturorganisation Unesco, kam bei der Probewertung nur auf Rang drei. Die Bulgarin galt vielen bislang als Favorit, auch wenn sie bei ihrem Lebenslauf ein wenig geschummelt haben soll. Im offiziellen Lebenslauf bezeichnete sie sich als ehemalige Außenministerin Bulgariens, tatsächlich war sie nach Recherchen der Tageszeitung „Die Welt“ jedoch nur „geschäftsführende Ministerin“. Inzwischen ist eine entsprechende Anmerkung erfolgt. Ob dies der Grund dafür ist, dass der frühere slowenische Präsident Danilo Turk mehr Stimmen bekam sei dahingestellt.

Bei der Vorstellungsrunde vor der Generalversammlung machten sowohl Guterres als auch Bokowa eine gute Figur. Zum ersten Mal in der Geschichte der UN traten Mitte Juli zehn Bewerber um die Nachfolge von Ban Ki Moon in den öffentlichen Ring. Vor den voll besetzten Rängen der Generalversammlung und live im Fernsehen erklärten sie, warum sie künftig an der Spitze der Weltgemeinschaft stehen wollen. Auf 90 Sekunden Selbstvorstellung folgte ein straffes Frage-Antwort-Spiel, bei dem jeder Kandidat genau eine Minute Zeit hatte, die Fragen zu beantworten. Bokowa nutzte dies, um ihre Führungskompetenz mit Beispiel Unesco herauszustreichen, Guterres erwähnte immer wieder die Werte, welche die UN vertreten müsse – und für die er persönlich stehe.

Mehr Transparenz, aber die gleichen Regeln

So viel Transparenz gab es noch nie. Bisher wurden Kandidaten von einem Mitgliedstaat nominiert und dann vom Sicherheitsrat in geheimer Sitzung auf ihre Kompetenz hin geprüft. Der Sicherheitsrat sprach daraufhin eine Empfehlung für einen Kandidaten aus, der von der Generalversammlung offiziell ernannt wird. Nun hat die Generalversammlung, bestehend aus 193 Mitgliedern, die Möglichkeit nach den Anhörungen einen eigenen Favoriten zu küren. Allerdings: offiziell hat sich am finalen Auswahlverfahren nichts geändert: der Sicherheitsrat wird auch in diesem Herbst einen Kandidaten vorschlagen. Davor wird es allerdings noch weitere Probeabstimmungen geben. Streng geheime, versteht sich.