Der Abschuss von Flug MH17 hat weltweit Bestürzung ausgelöst. Foto: dpa

Bei dem Abschuss einer Passagiermaschine der Malaysia Airlines über dem Osten der Ukraine kamen 298 Menschen ums Leben. Die Uno schätzt die Attacke als Kriegsverbrechen ein und fordert deshalb eine schnelle Untersuchung. Heftige Kämpfe machen diese allerdings derzeit unmöglich.

Bei dem Abschuss einer Passagiermaschine der Malaysia Airlines über dem Osten der Ukraine kamen 298 Menschen ums Leben. Die Uno schätzt die Attacke als Kriegsverbrechen ein und fordert deshalb eine schnelle Untersuchung. Heftige Kämpfe machen diese allerdings derzeit unmöglich.

Genf - Der mutmaßliche Abschuss der malaysischen Passagiermaschine über der Ostukraine mit fast 300 Menschen an Bord könnte sich nach UN-Einschätzung als Kriegsverbrechen erweisen. „Es muss deshalb unbedingt eine rasche, gründliche und unabhängige Untersuchung dazu geben“, forderte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, am Montag in Genf. Sie stellte einen neuen UN-Bericht zur Lage in der Ostukraine vor.

Der Bericht kommt unter anderem zu dem Schluss, dass die Separatisten auch von zahlreichen Russen befehligt werden. Von Mitte April bis Mitte Juli seien in dem Konflikt mehr als 1100 Menschen getötet und mehr als 3400 verletzt worden.

Experten dringen nicht zur Absturzstelle vor

Heftige Kämpfe machen unterdessen Bergungsarbeiten an der Absturzstelle erneut unmöglich. Experten aus den Niederlanden und Australien brachen zwar am Montag von Donezk Richtung Grabowo auf, mussten aber unverrichteter Dinge zurückkehren. Das teilte das Justizministerium in Den Haag mit. Gerichtsmediziner und unbewaffnete Polizisten sollten nach bislang ungeborgenen Opfern suchen.

Begleitet wurde die Experten-Gruppe von Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) in Europa, wie die OSZE mittelte. Aufständische stellten die Eskorte.

Auch am Sonntag hatten Kämpfe in der Region einen Besuch der Ausländer an der Unglücksstelle verhindert. Am Montag waren erneut Explosionen und Gefechtslärm zu hören. Die ukrainische Armee versucht dort in einer Großoffensive, das Separatistengebiet zu spalten.

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, forderte in Genf eine "rasche, gründliche und unabhängige Untersuchung" des mutmaßlichen MH17-Abschusses. Bei Kämpfen um Donezk und Lugansk hätten die ukrainische Armee wie die Separatisten schwere Waffen in bewohnten Gegenden eingesetzt, darunter Artillerie, Panzer und Raketen. Auch dies sei möglicherweise ein Kriegsverbrechen.

Lawrow warnt USA vor möglichen Waffenlieferungen

Russland forderte, die Ermittlungen zur Absturzursache unter die Leitung der Vereinten Nationen zu stellen. Eine solche Untersuchung sollte möglichst schnell beginnen, sagte Außenminister Sergej Lawrow in Moskau. "Dafür sollte der Weltsicherheitsrat eine entsprechende Entscheidung treffen." Moskau sehe mit Besorgnis, dass einige Beteiligte versuchten, bilateral mit der Ukraine eine Untersuchung der Tragödie zu vereinbaren. Er warnte davor, dass Spuren verwischt werden könnten.

Zugleich warnte Lawrow die USA vor möglichen Waffenlieferungen an die Ukraine. "Diese Maßnahme wäre Öl ins Feuer gießen und würde eine kriegerische und kompromisslose Lösung des Konflikts vorantreiben", sagte er.

Dagegen legte die US-Regierung Satellitenfotos als angebliche Beweise vor, dass die russische Armee über die Grenze hinweg ukrainische Streitkräfte beschossen hat. Den US-Angaben zufolge belegen die Aufnahmen auch, dass Russland die Separatisten mit schwerer Artillerie beliefert hat.

Nach Angaben des neuen UN-Berichts zur Lage in der Ostukraine wurden bei den seit Mitte April andauernden Kämpfen bis Mitte Juli mehr als 1100 Menschen getötet und mehr als 3400 weitere verletzt.

"Beide Seiten müssen verhindern, dass noch mehr Zivilisten getötet werden", forderte Menschenrechtskommissarin Pillay. Außerdem hätten die Separatisten weite Teile der Bevölkerung einer "Schreckensherrschaft" unterworfen. Um ihre Macht zu festigen, entführten die bewaffneten Gruppen Menschen, sperrten sie ein, folterten und ermordeten sie. Zur Führung der straff organisierten und militärisch hochgerüsteten Rebellen gehörten viele russische Staatsbürger.

Die schweren Gefechte mit zivilen Opfern gingen am Montag weiter. Mindestens fünf Männer seien bei Artilleriebeschuss auf Lugansk getötet worden, teilte die Verwaltung der Großstadt mit. Im benachbarten Donezk starben den Behörden zufolge mindestens drei Zivilisten bei den Kämpfen zwischen der Armee und Aufständischen.