In der Theodor-Heuss-Straße soll bis Sommer 2016 das Domizil des Reviers Innenstadt entstehen Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Was für St. Paulis Reeperbahn die Davidwache ist, könnte für Stuttgarts Theodor-Heuss-Straße bald das neue Innenstadtrevier sein. Mehr als 150 Beamte sollen mitten in der Partyzone ihr neues Domizil bekommen.

Stuttgart - Der Coup ist von langer Hand vorbereitet. Die Container sind abgeladen, das Erdgeschoss wird ausgebeint und umgebaut, der rote Punkt der Baugenehmigung klebt am Eingang. Etwa im Sommer 2016 soll hier das neue Innenstadtrevier mit 151 Beamten den Betrieb aufnehmen. In das Gebäude Theodor-Heuss-Straße 11 zieht die Polizei als neuer Nachbar der Szenekneipen an der Partymeile ein. „Dem Herzen der Stadt sind wir damit ganz nah“, sagt Polizeipräsident Franz Lutz.

Seit über einem Jahr läuft das Geheimprojekt bereits. Im Frühjahr 2014 bekam Lutz das Signal von der Bauverwaltung des Landes, der Vermögen und Bau Baden-Württemberg, dass man den Mietvertrag unterzeichnen werde. Lutz rieb sich die Hände: Mittendrin, besser geht’s gar nicht. Schon seit Jahren hatte man für das Innenstadtrevier im Schwabenzentrum an der Hauptstätter Straße ein neues Quartier gesucht. Das einstmals größte Revier Baden-Württembergs platzt aus allen Nähten. Doch wo man auch gesucht hatte – es ist nicht so leicht, in der City in bester Lage ein großes und finanzierbares Gebäude zu finden. Dann gab es einen „glücklichen Zufall“, wie Winfried Alber, stellvertretender Leiter der Vermögen und Bau, feststellt.

Das Revier gehört zu den wichtigsten der Stuttgarter Polizei. Jede dritte Straftat in Stuttgart spielt sich im Stadtzentrum ab, jede dritte Körperverletzung, fast jeder zweite Raub und jeder zweite Ladendiebstahl. Zusammen mit dem Kriminaldauerdienst in der Christophstraße haben die Beamten hier einiges zu tun. Vor allem, wenn es nachts wieder wärmer wird und Alkoholexzesse in der City in Gewalttaten ausarten.

Das Gebäude ist kaum zu verfehlen: Zwischen Sport Breitmeyer und dem Szenelokal Suite 212, gleich am Abgang zur unterirdischen S-Bahn-Haltestelle Stadtmitte. Aufsehen erregte das Gebäude, als dort mitten im Trubel der zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit im Oktober 2013 ein Brand ausbrach und sich die Feuerwehr durch die Menschenmenge in der gesperrten Theodor-Heuss-Straße quälen musste. Seit Sommer steht das Gebäude weitgehend leer. Früher waren hier diverse Geldinstitute untergebracht, zuletzt auch ein Fitnessstudio. Dann war das Gebäude viele Monate dunkel – auch als vor den Toren die Fans den Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien feierten.

Die Verhandlungen zogen sich hin. Die Polizei ist ja kein einfacher Mieter – es gibt viele bauliche Besonderheiten zu beachten. Und vor allem musste die Frage geklärt werden: Wohin mit den vielen Streifenwagen? So viel Platz wie an der Hauptstätter Straße würde es am Straßenrand nicht geben. „Wir haben in der Tiefgarage ausreichend Stellplätze gemietet“, sagt Winfried Alber, „und die Polizei hat sich in der Frage der Stellplätze auf der Straße mit der Stadt geeinigt.“ Zwischen Büchsen- und Gymnasiumstraße wird es mehrere Quer-Parkplätze geben. Wie man aber bei Großveranstaltungen und Straßensperrungen zügig ausrücken kann, ist noch unklar. „Das werden wir sicher bei Bedarf geschickt lösen“, sagt Polizeisprecher Stefan Keilbach auf Anfrage.

Die Polizei wird sich auf Platz in fünf Geschossen freuen können. „Im alten Revier fehlten 600 Quadratmeter, es gab auch mangelhafte sanitäre Verhältnisse“, so Alber.

Von den Bar-Betreibern ist noch wenig zu erfahren, was sie denn von den künftigen Nachbarn halten. Nun, auf der Reeperbahn in St. Pauli hält die Davidwache die Besuchermassen ja auch nicht zurück. „Da ist nur zu hoffen“, heißt es launig in einem Lokal, „dass die Gäste rechtzeitig merken, dass sie vor dem Haus nicht mehr in ein Taxi einsteigen, sondern in einen Streifenwagen.“