Friedrike Hübner erklärt, was die Trittsteine bringen. Foto: Sägesser

Wegen Stuttgart 21 kocht sie wieder hoch, die Debatte um die Trittsteine. Dabei handelt es sich um Brachflächen zwischen Äckern als ökologische Wiedergutmachung. Auf Einladung der Plieninger und Birkacher Grünen erklärten Experten ihren Effekt.

Birkach/Plieningen - Sie haben 151 verschiedene Pflanzenarten gefunden, 137 allein auf Plieninger Boden. Das sind die Zahlen aus dem Jahr 2013, die laut Friedrike Hübner vom Büro Tränkle aus Blaubeuren eine Erfolgsgeschichte untermauern. Die Erfolgsgeschichte der Trittsteine auf den Fildern.

Dabei handelt es sich um Wiesenstreifen zwischen den Gemüse- und Getreideäckern, auf denen der Wildwuchs regiert. Am Montag ist Hübner nach Plieningen gekommen, um dem Bezirksbeirat zu erklären, warum Naturschützer mit den Trittsteinen zufrieden sein können. Anlass war ein Antrag der Grünen aus Birkach und Plieningen.

Lebensräume für Flora und Fauna

Insgesamt 51 solcher Wildwuchswiesen gibt es auf Plieninger und Echterdinger Boden, sie sind eine Art Wiedergutmachung nach dem Bau der Landesmesse. Flora und Fauna sollten trotz der Eingriffe Lebensräume finden. Dies mit Trittsteinen zu gewährleisten, gab es laut Hübner bis dato bundesweit noch nirgends. Umso erfreulicher aus ihrer Sicht, dass das Konzept funktioniert: In besagter Gegend leben Rebhühner, Feldlerchen, seltene Laufkäferarten und vieles Getier mehr.

Links ein Krautacker, rechts ein Trittstein Foto: Sägesser

Hübner verschweigt allerdings nicht, dass es einen Interessenkonflikt gibt. Während die Landwirte Wert darauf legten, dass auf und um ihre Felder so wenig wie möglich kreucht und fleucht, wollen die Naturschützer genau das: eine möglichst hohe Artenvielfalt.

Für die Bauern sind die Trittsteine also ein rotes Tuch. Dass Hübner für ihre Präsentation im Bezirksbeirat ausgerechnet das Foto von schönen Sonnenblumen ausgewählt hatte, passte für den landwirtschaftlichen Obmann aus Plieningen, Michael Gehrung, ins Bild. „Das sieht für Außenstehende immer super aus“, sagte er. Die Schnecken, die sich im Spätsommer übers Kraut hermachen und die Ernte schmälern, sehe keiner.

„Wir sind im ständigen Dialog mit den Bauern“, sagte Hübner. Jeder Wunsch könne aber nicht erfüllt werden. Sie sprach von einer „Koexistenz, die ganz gut funktioniert inzwischen“. Völlig unrecht dürfte sie damit vermutlich nicht haben. Denn einige der Bauern haben sich sogar bereit erklärt, die Trittsteine zu pflegen – selbstverständlich nicht zum Nulltarif.

Neue Debatte wegen Stuttgart 21

Dass die Trittstein-Debatte ausgerechnet nun wieder hochkoche, wo es die Brachflächen doch nun seit zehn Jahren gebe, führt Thomas Seeliger auf das Großprojekt Stuttgart 21 zurück. Seeliger ist Verfahrensmanager bei der Messe. Weil die Bahntrasse und das Drumherum erneut Filderfläche verschlingen wird, sollen weitere Trittsteine angelegt werden. Ein Umstand, der die Bauern wütend macht. Sie sehen sich als Prügelknaben der Filder, wie sie immer wieder betonen.

Aus Sicht der Naturschützer sind die Trittsteine jedoch eine gute Lösung – schreiben die Zahlen doch eine Erfolgsgeschichte. So sind beispielsweise 2014 fünf Rebhuhnpärchen gezählt worden.