Finanzierung für Energiewende - Untersteller auf Konfrontationskurs zum Konzern.

Stuttgart - Kurz vor der Regierungsübernahme erhöht Grün-Rot den Druck auf den EnBW-Konzern, sein Geschäft grundlegend umzubauen. Muss sich der Karlsruher Versorger von einem Teil seines Netzgeschäfts trennen?

Baden-Württembergs designierter Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hat zur Finanzierung der erneuerbaren Energien einen Verkauf des EnBW-Stromnetzes ins Gespräch gebracht. Mit Blick auf das rund 3600 Kilometer lange Stromübertragungsnetz des Konzerns sagte Untersteller in der "Frankfurter Rundschau", das Unternehmen werde "darüber nachdenken müssen, von welchen Unternehmensbeteiligungen man sich trennen kann, um mit den Erträgen dann die überfällige Energiewende zu stemmen und gleichzeitig die Ertragskraft nachhaltig zu steigern".

EnBW-Chef Hans-Peter Villis steht bisher fest zu seinen Netzen. Mehrfach hatte er auf deren Bedeutung sowohl für den Zugang zum Kunden als auch für die Ertragssituation hingewiesen. Im letzten Geschäftsjahr war das Netzgeschäft, das auch die rund 155000 Kilometer langen Verteilnetze umfasst, mit einem Gewinn von knapp 266 Millionen Euro der zweitwichtigste Einnahmeblock des Konzerns. Entsprechend ablehnend reagierte die EnBW gestern auf die Äußerungen: "Das Management der Wertschöpfungskette ist ein erfolgreiches, weshalb sollte es dann aufgegeben werden?"

Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte Untersteller: "Bei dem Vorschlag habe ich mich nicht festgelegt, sondern die Aussage nur in den Raum gestellt." Er habe keinen Hintergedanken, die EnBW zum Verkauf zu zwingen. Auf Spekulationen, die neue Landesregierung ziehe eine breite Umstrukturierung des Stromversorgers in Erwägung, sagte Untersteller: "Mit einer Zerschlagung hat das überhaupt nichts zu tun."

CDU-Fraktionschef Peter Hauk, sagte, "die CDU-Fraktion unterstützt die Position der EnBW". Die Stromnetze seien ein wichtiger Baustein in Bezug auf die Versorgungssicherheit im Land. Seit Dezember vergangenen Jahres ist das Land einer der beiden Hauptaktionäre der EnBW und hat angekündigt, den Konzern hin zu erneuerbaren Energien umbauen zu wollen.