Mehrere Gebäude in der Nähe von Kreissparkasse (Bildrand rechts) und der Volksbank Strohgäu sollen weichen. Foto: factum/Archiv

Die umstrittenen Wohn- und Geschäftshäuser in der Kernstadt können grundsätzlich gebaut werden. Die abschließende Diskussion lieferte keine neuen Argumente mehr, aber Einblick in die Debattenkultur des Gemeinderats.

Ditzingen - Neun Monate hatten sich die Stadträte mit den vier Wohn- und Geschäftshäusern befasst, die ein Investor in der Kernstadt, unmittelbar hinter dem Rathaus, errichten will. Letztlich machte der Gemeinderat den Weg frei für den Bau. Er lehnte mit 14 zu zehn Stimmen die Empfehlung des Ausschusses für Technik und Umwelt ab, erst einen Bebauungsplan aufzustellen. Der Investor, das Ludwigsburger Wohnbauunternehmen Strenger, kann nun einen Bauantrag einreichen.

Die Argumente waren ausgetauscht, als der Gemeinderat diese Woche eine Entscheidung treffen sollte. Und doch nahm die Debatte nochmals an Fahrt auf. „Wo ist die Gleichbehandlung mit anderen Baugesuchen, wenn er Investor machen kann, was der will?“ eröffnete dann die Grünen-Fraktionschefin Doris Renninger eine neuerliche Runde der Diskussion. Ihr ging es ums Grundsätzliche. „Der Bauträger setzt uns was vor die Nase, holt den optimalen Schnitt raus. Dabei hat der Gemeinderat die Hand auf der Innenstadtentwicklung, das Recht lasse ich mir ungern nehmen“. Dieter Schnabel (Unabhängige Bürger) ging dann einen Schritt weiter. „Ich bin gewählt von den Bürgern und habe deren Interessen und das Interesse der Stadt im Blick, nicht das Interesse des Investors“, sagte er. Er warf die Frage in den Raum, wie diese Entwicklung mit Blick auf den kleinen Mann weiter gehen solle.

Konrad Epple ergreift Partei

„Pegida lässt grüßen“, hielt der Oberbürgermeister entgegen. Schnabel fasste dies als Vergleich auf, den er sich umgehend verbat. „Ich mir auch“, konterte Makurath, „bleiben Sie sachlich. Wir machen keinen Unterschied zwischen dem kleinen Bauherrn und dem Investor.“ Nachdem sich Konrad Epple (CDU) verpflichtet fühlte, sich als erster ehrenamtlicher Oberbürgermeister zu Wort zu melden, weil er einen vermeintlichen Vergleich mit Pegida nicht dulde, nahm die Sozialdemokratin Erika Pudleiner einige Räte in die Pflicht: „Jeder, der behauptet hat, die kleinen werden benachteiligt und die großen bevorzugt, hat dazu beigetragen.“ .

In der Aussprache hatte etwa Horst Kirschner (Freie Wähler) abermals daran erinnert, dass der Investor kompromissbereit gewesen sei, in dem es die Pläne überarbeitet habe. Zudem sei die Innenstadtverdichtung ja der Wunsch der Räte. Sein Fraktionskollege Michael Schmid enthielt sich später. Der CDU-Fraktionschef Rolf Feil erklärte erneut, dass das Vorhaben nicht in das Gebiet passe. Er kritisierte zudem, dass aus seiner Sicht die Angrenzer zu wenig in das Verfahren eingebunden worden waren. Anders argumentierte sein Fraktionskollege Sven Sautter. Er plädierte für ein zügiges Voranschreiten der Stadtentwicklung. Auch die SPD-Fraktionschefin Sabine Roth warb für das Vorhaben mit dem Argument, dass der Bau nicht so massiv wirken werde, wie es den Anschein habe.

Diskussion spitzt sich zu

Der Ausschuss für Technik und Umwelt hatte vergangene Woche gegen die Verwaltung und für die Aufstellung eines Bebauungsplans gestimmt. Auf diese Weise wollte er eine langfristige Planungsgrundlage für das dann weiträumig abgesteckte Areal schaffen. Somit glaubte er zu verhindern, dass das Gebiet fortan ausschließlich von massiven Gebäude geprägt sein würde. Kritiker des Bauvorhabens monierten, die Gebäude würden zu groß und zu lang. Die Verwaltung argumentierte, dass ein Bebauungsplan zeit- und kostenaufwendig sei, aber keine wesentliche Veränderung bringe. Sie hatte erklärt, dass sich das Bauprojekt in die Umgebungsbebauung einfüge. Mehr Einigkeit in der Innenstadtgestaltung würde auch mit einem Bebauungsplan nicht erzielt, meinte der Oberbürgermeister Michael Makurath: „Ich bin sehr skeptisch, ob uns die Konsensbildung gelingt.“