Der Radiosender Big FM will in einer Livesendung ein Kaninchen schlachten. (Symbolbild) Foto: dpa-Zentralbild

Wird ein Radio-Moderator bald ein Kaninchen schlachten, kochen und essen? Der verantwortliche Sender Big FM hält sich dazu noch bedeckt.

Stuttgart - Für jedes Stück Fleisch stirbt ein Tier - was allgemein bekannt ist, will der Radiosender Big FM mit einer blutigen Aktion ins Bewusstsein rücken. Moderator Rob Green soll ein Kaninchen schlachten, kochen und essen. Unter dem Titel "Adrenalin für Rob Green" stellt sich der Moderator derzeit Aufgaben, die Hörer ihm vorschlagen: Beispielsweise lernte er Arabisch und ertrug Presswehen. Nun soll er ein Kaninchen schlachten, kochen und essen - so lautet die Challenge, die der 26-jährige Jonas aus Kaiserslautern an Moderator Rob Green stellt.

„Ob er es macht oder nicht, steht noch nicht fest", erklärt Patrick Morgan, Programmdirektor bei Big FM. Das Finale der Challenge erfolge in wenigen Tagen. Wie die Aktion vonstattengehen soll, verrät Morgan nicht. Nur so viel: "Big FM hat nie behauptet, dass das Tier live in der Sendung geschlachtet wird", betont er und nimmt damit Bezug auf diverse Medienberichte.

Nach seiner Darstellung will der Sender mit der Aktion eine Diskussion über Moral und Doppelmoral anstoßen. Morgans Begründung ähnelt im Wortlaut auffallend der des Moderators, der sich in einem Video auf der Homepage des Senders äußert: "Denn Jonas meint, wer Fleisch isst, muss auch wissen, wie das Fleisch auf den Teller kommt. Ich esse gerne auch mal ein Stück Fleisch und deshalb finde ich die Idee gut", so der Moderator. Wer Fleisch esse, müsse sich auch mit dem Tod des Tieres auseinander setzen - auch, wenn das sehr unangenehm sei. "Uns allen muss immer wieder bewusst werden, dass Fleisch halt nicht auf Bäumen wächst und dass es auch nicht in der Tiefkühltruhe eines Supermarktes geboren wird", betont Green. Deshalb halte er diesen Challengevorschlag für wichtig.

Kritik von der Landestierschutzbeauftragten

Ganz anders sieht das die Landestierschutzbeauftragte Cornelie Jäger. „Tiere sind für Medien-Gags viel zu wertvoll und verdienen mehr Respekt“, kritisiert sie in einer Pressemeldung. Sollte der Sender tatsächlich wie angekündigt ein Kaninchen durch einen Moderator schlachten, kochen und verzehren lassen, komme es ihrer Einschätzung nach zu mehreren gravierenden Verstößen gegen das Tierschutzrecht. Denn: „Nach dem Tierschutzgesetz ist es strafbar, Tiere ohne vernünftigen Grund zu töten. Bei dieser Aktion steht klar der Event-Charakter und nicht die Lebensmittelgewinnung im Vordergrund“, betont Jäger. Es sei zudem verboten, ein Tier für derartige Aufnahmen und Werbemaßnahmen einzusetzen, wenn es dabei zu Schaden komme. Patrick Morgen stellt indes klar: "Wenn Rob Green es tut, wird er trotzdem nicht gegen das Tierschutzgesetz verstoßen."

Dass Big FM mit der Aktion eine Debatte über Tierschutz und Fleischkonsum auslösen will, bezweifelt die Tierschutzbeauftragte: „Hier geht es doch hauptsächlich um Publicity für den Sender und nicht um eine notwendige, aber seriöse Debatte.“ Jäger hatte den Sender bereits am Mittwoch telefonisch aufgefordert, die geplante Aktion abzusagen. Ein Gesprächstermin zwischen ihr und den Verantwortlichen des Senders sei von Big FM kurzfristig abgesagt worden. "Das hatte terminliche Gründe", erklärt Programmdirektor Patrick Morgan. Derzeit werde nach einem neuen Termin für ein Gespräch mit der Landestierschutzbeauftragten gesucht. Worum es bei diesem Treffen konkret gehen soll, lässt Morgan noch im Dunkeln.

Auf die Frage, ob es im Rahmen der Challenges Tabus gebe, hat der Programmdirektor hingegen eine eindeutige Antwort parat: "Wir werden auf keinen Fall den ganzen Tag lang Helene Fischer spielen."

Schon in der Vergangenheit war der Sender Big FM mit umstrittenen Aktionen aufgefallen.