Am Rande der Feuerbacher Heide entsteht eine große Umsiedlungsfläche für Eidechsen aus dem Neckartal. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Ärger auf dem Killesberg über riesige Steinhaufen für Eidechsen ebbt nicht ab. Die Projektpartner wollen jetzt die Anwohner informieren – und verteidigen die Umsiedlung.

Stuttgart - Die Aufregung rund um die Feuerbacher Heide auf dem Killesberg ebbt nicht ab. Die Stuttgart-21-Projektpartner schütten dort knapp neben dem Landschaftsschutzgebiet auf einer Wiese einen Ersatzlebensraum für Eidechsen auf. Tausende Tonnen Steine werden dafür verwendet. Die Tiere sind dem Projekt im Neckartal im Weg. Die ersten 360 Exemplare werden jetzt nach und nach umgesiedelt. Die Anwohner sprechen von „Verschandelung“ und beklagen fehlende Information.

Zumindest Letzteres wird sich jetzt ändern. In der nächsten Woche sollen alle Anwohner im Gebiet Faltblätter bekommen. Außerdem soll ein Schild die Artenschutzmaßnahme dort erklären. Eine Infoveranstaltung vor Ort wird es nach derzeitigem Stand aber nicht geben.

Die Bahn hat am Freitag auch auf Aussagen des Offenburger Landschaftsökologen Hubert Laufer in unserer Zeitung reagiert. Er geht davon aus, dass die meisten Umsiedlungen nicht funktionieren und die Bahn schon vor Jahren gegen Ausgleichsmaßnahmen eine Ausnahme vom Artenschutz hätte beantragen können. Eine wie von ihm vorgeschlagene Vergrämung der Tiere auf benachbarte Flächen „mag an der Rheintalbahn gangbar sein – in der dicht bebauten und eng besiedelten Landschaft von Stuttgart stehen solche Flächen in der näheren Umgebung des Baufelds aber nur in sehr geringem Maße zur Verfügung“, heißt es in einer Stellungnahme. Diese Möglichkeit sei von den Gutachtern der Bahn eingehend geprüft worden, habe aber in der überwiegenden Zahl der Fälle verworfen werden müssen.

Anwohner fürchten Auswirkungen für Kaltluft

Kompensationsmaßnahmen anstatt einer Umsiedlung sehe das seit 2007 geltende Artenschutzrecht nicht vor, fügt ein Projektsprecher an. Richtig sei, dass die Umsiedlung des allergrößten Teils der Eidechsen notwendig werde. Die Umsiedlung der streng geschützten Tiere erfolge dabei „aufgrund der gesetzlichen Vorgaben zur Vermeidung artenschutzrechtlicher Konflikte“.

Mittlerweile machen Kritiker auch geltend, dass das Gebiet auf dem Killesberg sich nicht für die Umsiedlung eigne, weil es der Kaltluftgewinnung für den Stuttgarter Norden diene. Große Steinaufschüttungen seien da kontraproduktiv. Für die beteiligten Behörden lässt sich beides unter einen Hut bringen. „Die höhere Naturschutzbehörde des RP Stuttgart sieht die Wiesen der Feuerbacher Heide grundsätzlich als mögliche Flächen für die Kaltluftentstehung an. Durch die nun umgesetzten Maßnahmen wird sie allerdings nicht nachhaltig beeinflusst“, heißt es in einer Stellungnahme des Regierungspräsidiums (RP). Die Fläche werde weder vollständig versiegelt, noch entstehe eine durchgängige Barriere.

Behörden sehen „keinen erheblichen Eingriff“

Die Stadt sieht das ähnlich. „Die Bedeutung der Wiesen ist bekannt. Deshalb war die Abteilung Stadtklimatologie im Planänderungsverfahren beteiligt“, sagt ein Sprecher. Aus deren Sicht stelle die Maßnahme keinen erheblichen Eingriff dar.

Diese Antworten lösen bei Anwohnern Kopfschütteln aus. „Wenn das trotz der Umbauten ein Kaltluftgebiet bleibt, frage ich mich, ob es sich für Eidechsen eignet“, sagt Wolfgang Rolli, der den Protest organisiert.