Buchhändler verzeichnen eine Online-Umsatzzuwachs von 40 Prozent Foto: dpa

Seit Jahren nimmt Amazon den Buchhändlern immer mehr Umsatz ab. Doch nach negativen Medienberichten über das Internet-Kaufhaus gehen die lokalen Händler in die Offensive.

Stuttgart/Tübingen - Der Skandal um die Arbeitsbedingungen bei Amazon nützt den Buchhändlern in der Region. „Seit den ersten Medienberichten Mitte Februar haben wir online einen Umsatzzuwachs von 40 Prozent. In unseren Filialen sagen immer mehr Kunden, dass sie nicht mehr bei Amazon einkaufen wollen“, sagt Christian Riethmüller, Geschäftsführer von Osiander – einer der größten deutschen Buchhandlungen. Über ähnliche Kundenreaktionen berichten auch andere Buchhändler der Region den Stuttgarter Nachrichten. Im März erzielte der stationäre Buchhandel in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr ein überraschendes Umsatzplus von 13,5 Prozent – das beste Ergebnis seit vielen Jahren.

Mitte Februar hatte ein Fernsehreport die prekären Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern bei Amazon geschildert. Der Versandhändler hatte danach Konsequenzen gezogen und einige Vorwürfe zurückgewiesen, allerdings bei den Verbrauchern an Ansehen eingebüßt. „Der Skandal hat die Verbraucher wachgerüttelt, Buchkunden reagieren besonders sensibel“, sagt Reinhilde Rösch vom Landesverband des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Viele Buchhändler wollen den Image-Verlust Amazons nutzen. Die inhabergeführten Buchhandlungen rufen die Kunden dazu auf, Waren vor Ort zu kaufen: Die so genannte „Buy local“-Kampagne hat bundesweit bereits mehr als 100 Mitglieder. Sie wirbt damit, der Einkauf im örtlichen Fachhandel sichere Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und attraktive Innenstädte. Die großen Filialisten Thalia und Mayersche Buchhandlung initiieren ähnliche Kampagnen.

Amazon machte auf Anfrage keine Angaben zur aktuellen Entwicklung seines Buchumsatzes.