Der Baum ist abgeknickt und auf die Sitzstufen am Westufer gefallen. Foto: Andreas Rosar

Am Feuersee ist eine Trauerweide umgestürzt. Vermutlich waren die Wurzeln faul. Das sei bei einer Kontrolle im Februar nicht zu erkennen gewesen, sagt der Leiter des Gartenamts.

Stuttgart - Baum Nummer 71 am Feuersee ist tot. Die mächtige Trauerweide ist am Freitagabend auf die neu angelegten Stufen am Westufer des Sees gekippt. „Wir gehen davon aus, dass der Baum Wurzelfäule hatte“, sagt Volker Schirner, der Leiter der Garten-, Friedhofs- und Forstamtes. Dieses Problem hätten die Experten bei der regelmäßigen Kontrolle nicht feststellen können.

Der Baum krachte dort nieder, wo kurz zuvor eine Gruppe Frauen gefeiert hatte. Verletzt wurde niemand. Am Wochenende bestaunten Spaziergänger im Stuttgarter Westen das mächtige Exemplar einer Salix Alba Tristis, wie die Trauerweide auf Lateinisch heißt. „Was da alles hätte passieren können, etwa wenn das während des Feuerseefestes passiert wäre“, sinnierte ein Passant am frühen Sonntagabend. Die ersten Bürger erhoben schon am Wochenende Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung. Ob der Baum nicht auf seine Standfestigkeit überprüft worden sei, fragen sie. Diesen Vorwurf weist der Amtsleiter Volker Schirner klar zurück. Regelmäßig würden alle gut 100 000 Bäume in der Stadt kontrolliert, in der Nähe von Sitzgelegenheiten oder Spielplätzen würde ohnehin ein besonders Augenmerk auf die Bäume gelegt. Einmal im Jahr seien die Bäume im Innenstadtbereich auf jeden Fall dran, „im Verdachtsfall auch zweimal“. Die anderen Bäume rund um den Feuersee sollen nun laut Gartenamt nochmals eingehend überprüft werden, ob sie ähnliche Probleme haben wie der abgeknickte Baum.

Im Februar begutachteten Kontrolleure den Baum zuletzt

Baum Nummer 71 habe am 9. Februar bei seiner letzten Kontrolle einen guten Eindruck auf die Baumgutachter gemacht. „Sie schauen sich an, ob am Baum irgendwelche Anzeichen auf eine Krankheit hindeuten“, beschreibt Schirner. Wenn die Experten etwas sehen würden, was vermuten ließe, dass ein Übel an der Wurzel liege, würden sie das Erdreich aufgraben, aber eben nur dann. „Und beim Baum Nummer 71 sahen sie dafür keine Veranlassung“, ergänzt Schirner. Die Kontrolleure achten auf hohle Äste, Pilzfruchtkörper und schiefe Stämme. Die Baumfachleute hätten damals Maßnahmen ergriffen, um die Trauerweide am Feuersee widerstandsfähig und standfest zu machen: Weil der Baum sehr mächtig und groß war, habe man die Krone deutlich ausgedünnt – um gut die Hälfte. Damit sollte der Trauerweide Angriffsfläche bei Wind genommen werden. Starke Windböen fegten am Wochenende keine durch die Stadt, diese Umsturzursache könne folglich ausgeschlossen werden, sagt Schirner.

Schäden im Zuge der Bauarbeiten, die dem Baum eventuell zusätzlich zugesetzt haben könnten, schließt der Amtschef ebenfalls aus. „Auch darauf verwenden unsere Leute ihre volle Aufmerksamkeit, auf allen Baustellen in der Stadt“, sagt Schirner. 20 Mitarbeiter seien im Garten-, Friedhofs- und Forstamt nur dafür zuständig, die Bäume zu kontrollieren. Einen ähnlichen Fall wie den des umgestürzten Baumes am Feuersee habe er in seiner fünfeinhalbjährigen Amtszeit nicht erlebt. Ein in den Eckensee gestürzter Baum zählt für Schirner nicht, da der auf Landes- und nicht auf Stadtfläche gestanden habe.

Über Personalstärke ist schon mehrfach gestritten worden

Über die Frage, ob die 20 Baumkontrolleure des zuständigen Amtes ausreichen, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, hatte es im Sommer 2015 im zuständigen Technikausschuss eine Auseinandersetzung gegeben. Der Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) hatte sich fürmehr Personalstark gemacht, da sonst die Verkehrssicherheit der Bäume nicht zu gewährleisten sei. Dies bezog sich jedoch auf Äste, die herabzufallen drohen. Es blieb aber bei 20 Stellen.

Was am Feuersee geschah, ist selten, aber auch kein Einzelfall: Immer wieder muss die Feuerwehr wegen umgefallener Bäume oder abgeknickter Äste ausrücken und die Schäden beseitigen. Vor allem bei Stürmen oder starken Schneefällen hielten Bäume nicht stand, sagt Markus Heber.