Hausarzt – Person des Vertrauens Foto: dpa

Für die einen ist es wichtig, dass der Hausarzt gleich ums Eck ist, andere sind bereit, dafür auch ein paar Kilometer zu fahren. Wieder andere finden einen Hausarzt komplett unnötig. Eine Umfrage im Stadtbezirk Sillenbuch.

Sillenbuch - Wie wichtig ist den Sillenbuchern ein Hausarzt im Stadtbezirk oder zumindest in der Nähe? Darüber gehen auf dem Sillenbucher Wochenmarkt die Meinungen auseinander.

Karl-Eugen Eberhard ist generell zufrieden mit seinem Hausarzt. Der 79-Jährige findet es wichtig, einen persönlichen Ansprechpartner zu haben. „Ein Hausarzt hat für mich die Funktion, dass dort Informationen über mögliche Krankheiten zusammenlaufen können und in einer Kartei gesammelt werden“, sagt Karl-Eugen Eberhard. Deshalb sei er froh, dass das Konzept Hausarzt überhaupt existiert. Noch besser ist es seiner Meinung nach, wenn dieser vor Ort praktiziert. Deshalb geht der in Riedenberg wohnende Rentner nach Heumaden zum Arzt.

Christine Eisermann stimmt mit Karl-Eugen Eberhard darin überein, dass ein Hausarzt in der Nähe sehr wichtig ist. Sie persönlich hat keine Probleme mit ihrem Hausarzt in Sillenbuch, mit ihm ist sie zufrieden. Allerdings ist die 68-Jährige mit der Betreuung ihrer Mutter nicht sehr glücklich. Christine Eisermann ist extra von München nach Stuttgart gezogen, um ihre 94-jährige Mutter zu pflegen. „Eine gute Versorgung ist nicht gewährleistet, da die Hausärzte so gut wie keine Hausbesuche mehr machen“, sagt sie empört. Vielleicht hänge es damit zusammen, dass die Ärzte fast nichts mehr für ihre Besuche bekämen. Als pharmazeutisch-technische Assistentin in einer Klinikapotheke hat Christine Eisermann erlebt, dass es Mängel im Gesundheitssystem gibt – insbesondere zu Lasten älterer Menschen. „Es muss sich dringend etwas ändern“, sagt die 68-Jährige.

Eher unaufgeregt steht Sebastian Fischer dem Thema gegenüber. Der in Sillenbuch wohnende Ingenieur geht in Riedenberg zum Hausarzt. Er sucht allerdings im Krankheitsfall lieber gleich einen Spezialisten auf: „Der kennt sich besser aus und weiß, was er tut.“ Das Argument, der Patient könne zum Hausarzt eine engere Beziehung aufbauen, zählt für ihn nicht. Fischer hält einfach von dem Konzept wenig – und es spielt für ihn auch keine große Rolle, ob der Hausarzt leicht erreichbar ist oder nicht.

Ein paar Kilometer zum Hausarzt

Jutta Hummel dagegen ist ein Hausarzt schon wichtig, allerdings müsse dieser nicht im selben Stadtbezirk praktizieren. So hat ihr Hausarzt eine Praxis am Eugensplatz in Stuttgart-Mitte und nicht in Sillenbuch, wo sie wohnt. „Mit meinem Hausarzt bin ich zufrieden, da er mich und meine Familie gut kennt und so individuell reagieren kann“, sagt die 55-Jährige. Auch Hausbesuche seien bei ihrem Arzt möglich, das sei nie ein Problem gewesen. Allerdings ist Jutta Hummel privat versichert.

Auch Jutta Birmele muss ein paar Kilometer zu ihrem Hausarzt fahren. „Ich wohne in Birkach, und mein Hausarzt ist in Degerloch“, berichtet die 51-jährige Lehrerin. Für sie kommt es vielmehr auf eine gute Beziehung zwischen Arzt und Patient an als auf die Nähe der Praxis zum Wohnort. „Besonders nach der Geburt meiner Kinder hat er sich zu Hause sehr um sie bemüht“, erinnert sie sich. Inzwischen behandelt der Arzt die ganze Familie und ist eine Art Vertrauensperson. Jutta Birmele schätzt auch, dass ihr Hausarzt eher anthroposophisch arbeitet und nicht sofort starke Medikamente verschreibt, sondern zunächst homöopathische Mitteln einsetzt.