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Eine Studie, für die über 2000 Menschen befragt wurden, beleuchtet das Verhältnis Stadt – Land.

Stuttgart - Stadt und Land unterscheiden sich nicht wesentlich bei der Beurteilung der landespolitischen Grundfragen: Diesen Schluss zieht der Minister für ländlichen Raum, Alexander Bonde, aus einer Umfrage der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen: „Die Einschätzung der Menschen liegt nahe beieinander, das ist eine gute Nachricht“, sagte er bei der Vorstellung der 36 000 Euro teuren Studie, die das Staatsministerium in Auftrag gegeben hat.

Darin nennen acht Prozent der Bürger in ländlichen Regionen die Schule als „wichtigstes Problem“. In der Großstadt sagen dies 14 Prozent. Stuttgart 21 wiederum ist nur für zehn Prozent der Landbewohner, aber für 14 Prozent der Stadtbewohner wichtig. Am weitesten auseinander liegt die Einschätzung beim Thema Familie/Jugend/Kinder: Während 19 Prozent der Großstädter sich um Fragen wie Kinderbetreuung sorgen, tun dies lediglich sechs Prozent im ländlichen Raum.

Dort treibt die Menschen eher die Anbindung an den Nahverkehr um: 33 Prozent meinen, die Landesregierung solle sich darum kümmern. In der Großstadt meinen dies fünf Prozentpunkte weniger. Als „großstädtisch“ gilt bei der Umfrage, die vom 13. bis 21. Juni gemacht wurde, ein Ausschnitt des Landes, in dem 16,4 Prozent der Wahlberechtigten leben. In ländlichen Regionen leben 13,4 Prozent.

Kein Thema sticht besonders hervor

Auffallend ist auch, dass im Grunde kein Thema besonders hervorsticht. Auf die Frage nach den wichtigsten Problemen nannten zwölf Prozent die Schule, ebenso viele nannten Stuttgart 21 und den Straßenbau. Die Arbeitslosigkeit hingegen wird nur von acht Prozent der Befragten als „wichtigstes Problem“ eingestuft: „Das unterscheidet sich deutlich von den Agenda in anderen Ländern“, sagte der Chef der Forschungsgruppe Wahlen, Matthias Jung.

Auf dem richtigen Weg befindet sich die Landesregierung offenbar auch mit ihrer Straßenbaupolitik. 83 Prozent der Befragten halten es für besser, zunächst bestehende Straßen zu sanieren und laufende Projekte zu beenden anstatt neue zu planen. Zwischen Stadt und Land gibt es dabei keine Unterschiede. Einheitlich wird auch die Frage „Schließung einzelner Schulen oder Zusammenlegung zu Gemeinschaftsschulen?“ beantwortet: 69 Prozent votieren für die Gemeinschaftsschulen.

Die Mehrheit der Bürger ist windkraftfreundlich

Dieser Gleichklang ist auch im Verhältnis zum Naturschutz vorhanden: 58 Prozent meinen, es solle sich nichts ändern, während 35 Prozent gern einen Ausbau hätten. Die vielerorts umstrittene Windkraftnutzung kommt unspektakulär daher: Mit der Errichtung eines Windrads in ihrer Nähe wären 69 Prozent einverstanden, 21 Prozent sprechen sich dagegen aus. Auch in dieser Kategorie unterscheiden sich Stadt und Land nur unwesentlich, wobei die Großstädter sich mit 74 Prozent als besonders windkraftfreundlich zeigen. 73 Prozent haben auch keine Angst vor Stromausfällen im Zug der Energiewende.

Auf die Frage, wo im Landeshaushalt gespart werden soll, nennen 26 Prozent die Kulturförderung: Das ist der höchste Wert überhaupt. Gleichzeitig sagen aber auch 53 Prozent, es solle sich nichts an der Kulturförderung ändern. Am wenigsten Sparpotenzial sehen die Baden-Württemberger bei den Schulen. 78 Prozent meinen vielmehr, es müsse weiter investiert werden.

Bei der Bewertung von Regierung und Opposition schneidet keine der Parteien glänzend ab. Die Regierung insgesamt erhält auf einer Skala von +5,5 bis –5,5 den Wert 1,1. Die Grünen kommen einzeln auf 0,8, die SPD erreicht 0,7, die CDU 0,0 und die FDP sogar nur –1,5. Das allerdings ist nicht ungewöhnlich. So bewerteten die Baden-Württemberger die Regierung Oettinger im Jahr 2006 mit 1,1, die Regierung Mappus im Jahr 2011 sogar nur mit 0,3.