Die hohe Luftverschmutzung am Neckartor ist der Grund für die kommenden Fahrverbote. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Stuttgarter sind von der neuen Regelung, die von 1. Januar an gilt, sehr unterschiedlich betroffen. Mancher Diesel-Fahrer fühlt sich betrogen.

S-Ost - Gestern noch Wertanlage, heute schon schrottreif. Seitdem sich die grün-schwarze Landesregierung am Dienstagabend darauf geeinigt hat, von 2018 an zentrale Straßen im Talkessel für Diesel-Fahrzeuge zu sperren, um EU-Vorgaben in Sachen Luftverschmutzung einhalten zu können, fühlt sich so mancher Fahrzeughalter betrogen. Zumindest diejenigen, deren Diesel-Autos nicht die strengste Abgasnorm Euro 6 erfüllen. Die Landesregierung begründet ihre Entscheidung damit, dass ihr die Hände aufgrund drohender Strafzahlungen wegen der Grenzwerte gebunden seien.

Drittfahrzeuge als Lösung

Bei vielen Diesel-Fahrzeughaltern ruft das herzlich wenig Verständnis vor. Aber auch einige, die selbst nicht betroffen sind, solidarisieren sich mit denen, deren Autos als Technik von gestern eingestuft werden. Einer von ihnen ist Herbert Bader. Der 74-jährige Pensionär aus Stuttgart-Ost sieht in der Neuregelung vor allem das Werk der Umweltschützer-Lobby: „Ich habe großes Mitgefühl mit denen, die Geld in einen Diesel angelegt und dieses jetzt verloren haben.“ Außerdem glaubt Bader, dass viele ohnehin um das Gebot herumtricksen werden – etwa, indem sie sich Drittfahrzeuge zulegen.

Eine, für die das nicht infrage kommt, ist die Veronika Kienzle. Die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte betreibt „Carsharing“ mit einer befreundeten Familie – also teilt sich ein Auto mit ihr. Keinen Diesel, aber dennoch hat Kienzle trotz ihres grünen Parteibuchs Verständnis für die Betroffenen: „Für die ist das natürlich schwierig.“

Hoffen auf Sonderregelungen

Als noch schwieriger schätzen die Lage manche Taxifahrer ein, die an ihrem Stand am Bubenbad auf Kundschaft warten. „Mein Mercedes hat zum Glück das Zertifikat Euro 6, aber mein Kollege, der gerade weggefahren ist, leider nicht“, sagt er. Der Taxifahrer hofft, dass es eine Sonderregelung für seine Branche geben wird. Aber den Humor lässt er sich auch von den ungewissen Aussichten nicht nehmen: „Im schlimmsten Fall schaffen wir uns eben alle Rikschas an.“