Der Umbau der Schule im Stadtteil Rot läuft seit 2013 Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Zum Jahresende will OB Fritz Kuhn (Grüne) sein Konzept zur Energieeinsparung in Stuttgart vorlegen. Fortschritte verzeichnet die Stadt in eigenen Gebäuden bei der Heizenergie. Sorge macht der Stromverbrauch. Negativbeispiel ist die Plusenergie-Schule.

Stuttgart - Seit 2013 ist die Uhlandschule im Stadtteil Rot Baustelle. Der Bau aus dem Jahr 1954 gilt als Energieschlucker. Er soll beispielgebend saniert werden. Und zwar so, dass die Schule im Saldo von 2016 an mehr Energie erzeugt als verbraucht, zur Plusenergie-Schule wird. Damit war das Umweltamt der Stadt auf einem guten Weg. Bis die Schulverwaltung entschied, alle 13 Klassenzimmer mit Whiteboards auszustatten.

Die elektronischen Tafeln sind nicht nur teuer, sie sind auch echte Stromfresser. „Die Plus-Bilanz würden wir mit den Boards nicht mehr schaffen“, sagte Jürgen Görres, Leiter der Abteilung Energiewirtschaft im Umweltamt, am Dienstag vor dem Umwelt- und Technikausschuss des Gemeinderates.

Weil der positive Saldo aber zwingend ist, um 4,4 Millionen Bundeszuschuss für den 17 Millionen Euro teuren Gesamtumbau zu erhalten, werde auch ein Fahrradstellplatz auf 164 Quadratmetern ein Fotovoltaikdach erhalten. Auf der Schule werden 1714 Quadratmeter Module montiert. Einen Teil lieferte Bosch bis zur Aufgabe der Sparte kostenlos.

Die Plus-Schule zeigt, dass man beim Thema Energieeinsparung ins Detail gehen muss. Die 13 Whiteboards (Projektor und Rechner) werden bei schultäglich sechsstündiger Nutzung übers Jahr 10 164 Kilowattstunden Strom verbrauchen, sagt Görres auf Anfrage. Das ist so viel wie bei drei Vierfamilienhaushalten. Um den Bedarf zu decken, werden 70 Quadratmeter der zusätzlichen Solarfläche gebraucht. Der Rest sorgt für das kalkulierte Plus in der Energiebilanz.

Der jährliche Stromüberschuss der Schule mit 424 Kindern und 5484 Quadratmeter Nettogrundfläche soll bei rund 10 000 Kilowattstunden liegen. Geheizt wird mit 54 Erdsonden und Wärmepumpen (eine Bosch-Spende). Das Gebäude ist extrem dick gedämmt und erhält eine spezielle Verglasung der Saint-Gobain AG, die ebenfalls als Förderer auftritt. Bereits untersucht werden in drei Klassenzimmern drei verschiedene Beleuchtungsarten.

Gefragt ist das Umweltamt nicht nur bei der Schule. Bereits seit 1977 und verschärft seit 1990 arbeiten die Experten daran, die Verbrauchswerte in den städtischen Gebäuden um 20 Prozent zu drücken. Sie machen allerdings laut Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) nur drei bis vier Prozent aller Gebäude in der Stadt aus. Bei der Heizenergie ist die Zielmarke 2013 erstmals erreicht worden. Gegenüber dem Vergleichsjahr 1990 wurde eine Einsparung von 21,6 Prozent realisiert. Sehr viel schwieriger ist die Einsparung beim Strom, wo das Amt mit seinem Energiedienst 93 Gebäude und Anlagen betreut, überwiegend mit einem Verbrauch von je mehr als 300 000 Kilowattstunden pro Jahr. Gegenüber 1990 reduzierte sich der Stromprimärenergiebezug bisher nur um 5,1 Prozent. Positiv für die Klimabilanz ist, dass die Stadt ausschließlich erneuerbare Elektroenergie einkauft. Bis Ende 2015 heißt der Lieferant EnBW. Den Bezug auf die eigenen Stadtwerke „umzulenken“, wie es Christoph Ozasek (Linke) forderte, dürfe aber kaum möglich sei, schließlich muss die Bestellung ausgeschrieben werden. Wenn bei einem investierten Euro sechs eingespart werden könnten, dann könne die Stadt ihr Geld kaum sinnvoller ausgeben, schloss sich Ozasek dem Lob aller anderen Fraktionen für das städtische Energiemanagement an.

Mit dem Energiekonzept für Stuttgart will OB Fritz Kuhn (Grüne) die Erfolgsgeschichte auf private Haushalte ausdehnen. Das Konzept soll zum Jahresende vorgestellt werden. Im Projekt Stadt mit Energieeffizienz hat das Umweltamt vorab 700 Haushalte befragt. Eine Lehre daraus sei, dass sich die Situationen sehr unterschiedlich darstellten. Wer zur Energieeinsparung beraten wolle, brauche Personal, sagt Görres.