Alles gut vorbereitet: Ulrike Werner mit ihrem Langstreckenfahrrad. Foto: Saskia Dreßler

Ulrike Werner hat sich vorgenommen, 1200 Kilometer und 10 000 Höhenmeter in 90 Stunden oder weniger mit dem Rad zu bewältigen. Die Frau aus dem Asemwald nimmt nämlich an der diesjährigen Brevet Paris – Brest – Paris teil.

Asemwald - Fahrradfahren wird immer populärer in Stuttgart. Manch einer ist gemütlich unterwegs, andere hingegen schnell. Für Ulrike Werner ist das Fahrrad nicht nur ein Verkehrsmittel, um von einem Ort zum anderen zu kommen und neue Landschaften kennenzulernen. Für sie ist es Hobby und Leidenschaft, große Distanzen mit dem Fahrrad zurückzulegen.

Brevet meint eine Langstreckenfahrt

In diesem Jahr will sie vom 16. August bis zum 20. August am Brevet Paris – Brest – Paris teilnehmen, das zum 18. Mal stattfindet. Als Brevet bezeichnet man im Radsport eine Langstreckenfahrt, bei der eine vorgegebene Strecke innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu fahren ist. Werner muss in diesem Fall 1200 Kilometer und 10 000 Höhenmeter in 90 Stunden oder weniger bewältigen. Alle vier Jahre gibt es dieses Rennen und bei dem letzten, im Jahr 2011, radelten 6000 Menschen mit.

„Ich fahre zum ersten Mal mit und bin schon ziemlich aufgeregt“, sagt Werner. Ihre größte Angst besteht darin, dass das Material versagt und ihr Rad während der Fahrt kaputt geht. Das ist ihr schon einmal bei einer 2000 Kilometer langen Strecke passiert. „Seitdem plane ich im Voraus, was alles passieren kann. Das Einzige, auf das ich nicht vorbereitet bin, ist ein Rahmenbruch“, sagt Ulrike Werner.

Sie hat verschiedenste Radtypen daheim stehen

In der Regel repariert die 48-jährige Industriemechanikerin, die an der Universität Hohenheim arbeitet, ihre acht Fahrräder selbst. „Das Herumschrauben am Fahrrad macht mir fast so viel Spaß wie das Fahren selbst“, sagt sie. Die Asemwald-Bewohnerin hat Fahrräder der verschiedensten Typen: Vom Mountainbike über das Stadtfahrrad bis zum Rennrad ist alles dabei. „Wichtig ist mir nur, dass die Fahrräder genau auf mich angepasst sind“, sagt sie. „Zum einen wegen meiner Größe – ich bin oft zu klein für die gängigen Fahrradmodelle –, zum anderen möchte ich das Material selbst mitbestimmen.“

Woher sie ihre Leidenschaft für das Radfahren hat, dass weiß sie selbst nicht. „Meine Familie ist nicht sportlich. Ich bin die Einzige, die bei uns Sport treibt“, erklärt Ulrike Werner, die schon als Kind viel Fahrrad gefahren ist. Das Langstreckenfahren hat sie 2012 angefangen. Ihr Fahrradhändler riet ihr, diese Sportart einmal auszuprobieren. „Und ich habe Gefallen gefunden“, sagt Werner und lacht.

Ein besonderes Training für das Brevet und seine Vorprüfungen, bei welchen sie jeweils 200, 300, 400 und 600 Kilometer fahren musste, habe sie nicht absolviert. Für Werner ist es völlig normal, jede Woche drei- bis viermal mit dem Fahrrad zu fahren. Nach Feierabend ist eine 50-Kilometer-Tour für sie eine Kleinigkeit, am Wochenende fährt sie zwischen 200 und 400 Kilometern.

Reine Kopfsache

„Als ich früher bei der französischen Armee als Sekretärin gearbeitet habe, wurde ich immer Polidor, nach einem berühmten Fahrradfahrer, genannt, weil ich täglich mit dem Fahrrad gekommen bin“, erzählt Werner. Für sie ist das Überwinden der langen Strecken eine reine Kopfsache. Man müsste sich bloß sagen, dass man es schaffe, dann würde es auch klappen, erklärt sie.

Wegen der Hitze, die für die nächsten Tagen angekündigt ist, macht sie sich keine Sorgen. „Ich muss nur ausreichend trinken und Mineraltabletten nehmen“, sagt die Langstreckenfahrerin aus dem Asemwald. „Aber Regen wäre mir doch lieber.“ Ulrike Werner ist nässeerprobt. Bei einer 600-Kilometer-Strecke fuhr sie 30 Stunden lang bei Regen. Die 15 Etappen der Tour Paris - Brest – Paris möchte Werner in ungefähr 88 Stunden schaffen.

Das Brevet ist in Frankreich beliebt. Vor allem in den kleinen Dörfern feiern die Bewohner das Rennen volksfestartig und spendieren kostenloses Essen und Trinken für die Radfahrer. An den Kontrollstelle gibt es Schlafplätze, und Wegweiser zeigen den Radfahrern die Richtung. „Ich werde aber ein GPS-Gerät mitnehmen. Letztes Mal wurden die Schilder als Souvenir auf dem Rückweg geklaut“, sagt Werner.

Egal was passieren kann, Ulrike Werner bleibt optimistisch. „Mir geht es um den Spaß, nicht um das Gewinnen. Ich möchte dabei sein und das Teamgefühl erleben.“

Online-Link:

Mehr Informationen über Rad-Brevet unter www.audax-randonneure.de