Ulrich Karck sagt über sein Autokennzeichen: „S wie Sillenbuch“. Der gebürtige Hamburger fühlt sich hier daheim. Foto: Caroline Holowiecki

Ulrich Karck, der Ärztliche Direktor der Frauenklinik am Klinikum Stuttgart, hat 60. Geburtstag gefeiert. Für den Sillenbucher kein Grund, langsamer zu machen. Allein schon wegen der mehr als 3000 Babys, die pro Jahr in seiner Klinik das Licht der Welt erblicken.

Sillenbuch - Der einzige Termin für Professor Ulrich Karck, um über seinen 60. Geburtstag zu sprechen, ist bezeichnenderweise genau an diesem 60. Geburtstag. Die Tochter hat er gerade zur Schule gebracht, den Arbeitsbeginn hat er an seinem Ehrentag leicht nach hinten geschoben. Zeit, kurz Luft zu holen für den Ärztlichen Direktor der Frauenklinik am Klinikum Stuttgart. Das große Füßehochlegen, das entfällt jedoch für den Sillenbucher. Geburtstag hin oder her. Ein Kuchen steht unversehrt neben unausgepackten Geschenken. Die Arbeit ruft bald wieder.

Ulrich Karck ist ein Schaffer, der als Mediziner eine Bilderbuchkarriere hingelegt hat. Nach dem Studium in Stuttgart, Freiburg und im englischen Southampton promovierte er 1984. An der Uni Freiburg habilitierte er 1998 im Fachbereich Frauenheilkunde, 2005 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Und bereits zuvor, im Jahr 2003, hatte er die Leitung der Frauenklinik Stuttgart übernommen. Diese gilt als führend im Land. Mehr als 3000 Kinder werden dort pro Jahr geboren, „das ist deutlich überdurchschnittlich“, sagt Ulrich Karck. Vor allem Mehrlingsgeburten, die für Mütter und Kinder höhere Risiken bergen, werden hierher überwiesen.

Nordlichtern wird Gelassenheit nachgesagt

Gemeinsam mit der Neonatologie am Olgahospital hat er zudem das Perinatalzentrum Stuttgart aufgebaut, wo ganz kleine Frühchen ab der Lebensfähigkeit, ab der 22. Schwangerschaftswoche, versorgt werden. Auch als Krebszentrum hat das Haus einen guten Namen. Die Arbeitstage sind dementsprechend lang. Dennoch strahlt Ulrich KarckRuhe aus. Er ist gebürtiger Hamburger, und Nordlichtern wird Gelassenheit nachgesagt. Sillenbuch bezeichnet er dennoch als Heimat. „S wie Sillenbuch“, sagt er und zeigt auf ein Autokennzeichen.

Seit 2008 lebt die Familie dort, zuvor wohnten die Karcks in Heumaden. Die Kombination aus guter Infrastruktur und Grün gefällt. Er kann mit „den Öffis“ zur Arbeit fahren, wie er sagt, aber auch im Wald joggen. Zwei- bis dreimal die Woche schnürt Ulrich Karck die Laufschuhe, „das ist Regeneration“. Vielleicht wirkt er deshalb so ausgeglichen. Er lacht viel. Etwa darüber, dass er als junger Student gesagt hatte: „Zwei Dinge mache ich nicht – Kinder- und Frauenheilkunde.“ Und wie ihn dann als junger Assistenzarzt die Panik ergriffen hatte, im Zweifelsfall nicht zu wissen, wie man ein Kind holt, was in einem Grundkurs mündete, um das Gewissen zu beruhigen. Aus dem Grundkurs wurde eine Karriere. „Ich habe festgestellt, dass es das Fachgebiet ist, das am ehesten an die ganzheitliche Medizin rankommt. Von der Geburt bis zum Tod. Das hat mich gefangen genommen.“ Zu Entbindungen wird der Chef heute maximal alle 14 Tage gerufen, meist steht er im OP. Ein Kind zur Welt zu bringen, das sei aber nach wie vor „eine emotionale Wucht“.

Keiner, der vom Gas geht

Mit der 60 hadert Ulrich Karck etwas, wie er mit gequältem Gesichtsausdruck bekennt. Das klinge so alt. „Setz dich hin und schau auf dein Leben zurück, das ist nicht mein Ding“, sagt er. Der ehemalige süddeutsche Meister und deutsche Hochschulmeister im 800-Meter-Lauf ist keiner, der Halbgas macht. Beruflich will er noch viel erreichen, und das Privatleben ist ihm ebenso wichtig. Das elegante Haus strotzt vor Leben. Gemalte Kinderbilder an der Wand, vier Kaninchen im Garten, ein Prinzessinnenzelt im Eingangsbereich neben einem wahren Tausendfüßler-Haufen an bunten Kinderschuhen. Die Karcks haben vier Kinder zwischen sechs und 14 Jahren, „die fordern einen, was großartig ist“, sagt der Papa und lächelt stolz. Ausruhen, das stehe schlichtweg nicht auf der Liste. „Der Bremsfallschirm bleibt noch drin.“