Ein Mitglied der so genannten Grave Yard Kidz ist auf das Ulmer Münster geklettert (Archivbild), um anschließend ein Video von der Aktion im Internet veröffentlichen. In Ulm hat es daraufhin Nachahmer gegeben. Foto: ulmtagundnacht.de

Die Polizei hat zwei Jugendliche im Alter von 16 und 22 Jahren gefasst, die an der Außenfassade des Ulmer Münsters herumgeklettert sind. Die Polizei vermutet einen Nachahmereffekt aufgrund der Kletteraktion der so genannten Grave Yard Kidz.

Ulm - Eine weitere illegale Kletteraktion am Ulmer Münster beschäftigt Polizei und Justiz in der Donaustadt. Wie eine Sprecherin des Ulmer Polizeipräsidiums am Dienstag bestätigte, haben Beamte am 1. Mai zwei Jugendliche im Alter von 16 und 22 Jahren gefasst und vorübergehend festgesetzt. Die Kletterer seien an der Außenfassade des Münsters in rund 70 Meter Höhe von Zeugen gesehen worden. Polizisten beendeten den lebensgefährlichen Kletterausflug.

Zur vorübergehenden Festnahme kam es gegen 7.20 Uhr. Der begehbare Münsterturm öffnet von Frühjahr bis Herbst stets erst um 9 Uhr. Wie die Jugendlichen so hoch gekommen sind, ist derzeit unklar. Möglich, dass der Weg nach oben über ein Außengerüst führte. Der Hauptturm des Münsters wird derzeit in Teilen saniert. In 70 Meter Höhe befindet sich die Hauptaussichtsplattform des höchsten Kirchturms der Welt.

Der evangelische Dekan Ernst-Wilhelm Gohl hat wenig Zweifel, dass die beiden Jugendlichen „Nachahmungstäter“ eines Unbekannten sind, der nach eigenen Angaben einer Gruppe mit Namen Grave Yard Kidz (zu Deutsch: Friedhofskinder) angehört. Das Video einer Münsterklettertour, die bis kurz unter die steinerne Spitze des 161 Meter hohen Hauptturms geführt hatte, war vor Kurzem im Internet aufgetaucht. Im Interview mit unserer Zeitung hatte der auf dem Video maskierte „Roofer“ später gesagt, er sei mit weiteren Mitgliedern seiner Gruppe auch schon auf den Thyssen-Krupp-Aufzugsturm in Rottweil sowie den Senderturm von Donebach (Neckar-Odenwald-Kreis) geklettert. Auf den Ulmer Münsterturm sei er zufällig gestoßen, berichtete der Anonymus. „Ich war vor Jahren mal dort und habe gesehen, dass der Turm ziemlich hoch ist, und dachte, da könnte man mal hochklettern.“

Die evangelische Kirche Ulm hatte gegen den Unbekannten Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt. Auch im Fall der beiden Nachahmer vom 1. Mai erging Anzeige bei der Ulmer Polizei. Er hoffe auf ein strafrechtlich starkes Signal, um weitere Jugendliche von solchem gefährlichen Unsinn abzuhalten, sagte der Dekan Gohl. Laut der Ulmer Polizei wird der Fall an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Die Anklagebehörde prüfe die Strafbarkeit und entscheide, ob im Fall des nachgewiesenen Rechtsbruchs ein Bußgeld verhängt oder möglicherweise sogar Anklage erhoben wird. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm wollte noch keine Einordnung geben; die Bearbeitung des Falles stehe erst bevor.