Der Leiter der Abteilung Energiewirtschaft im Amt für Umweltschutz, Jürgen Görres (3.v.l.), hat Zuffenhausens Bezirksvorsteher Gerhard Hanus, Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Foto: Torsten Ströbele

OB Fritz Kuhn und Minister Franz Untersteller waren zu Besuch an der Schule.

Zuffenhausen - Es ist ein Projekt mit Leuchtturmcharakter, von dem sich Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Umweltminister Franz Untersteller am Donnerstag ein Bild verschafft haben. Da waren sich die beiden einig. Kuhn und Untersteller haben die Zuffenhäuser Uhlandschule besucht, die seit Sommer 2013 für rund 17 Millionen Euro energetisch verbessert wird. Wenn all die Sanierungsmaßnahmen Ende 2016 beendet sind, wird die Grund- und Werkrealschule die erste Plusenergieschule in Stuttgart sein. Das heißt: Sie erzeugt dann mehr Energie, als sie verbraucht.

Jürgen Görres, dem Leiter der Abteilung Energiewirtschaft im Amt für Umweltschutz, sind in Deutschland nur drei Gebäude bekannt, die diesen Standard besitzen: „Und wir sind die einzigen, die ein Gebäude im Bestand angehen.“ Görres führte die Gäste am Donnerstag über die Baustelle und erläuterte dabei an verschiedenen Stationen, wie an der Uhlandschule künftig Energie erzeugt wird. Der gesamte eigene Bedarf werde letztlich über lokal verfügbare erneuerbare Energiequellen gedeckt. Und nicht nur das: Dabei soll es auch ein erwartetes Plus geben, das bei 11 000 Kilowattstunden pro Jahr liegen könnte. Das entspreche in etwa dem Stromverbrauch von drei Vier-Personen-Haushalten. Gelingen soll das zum Beispiel durch eine rund 1700 Quadratmeter große Fotovoltaik-Anlage, die 162 Kilowatt Strom erzeugen kann und somit 50 Vier-Personen-Haushalte versorgen könnte.

Zudem wird das etwa 3500 Quadratmeter große Hauptgebäude aus dem Jahr 1954 vollständig wärmegedämmt. Dazu werden unter anderem neuartiges expandiertes Polystyrol mit optimierter Wärmeleitfähigkeit sowie Mineralwolle verwendet. Und auch neue Fenster tragen ihren Teil zur Plusenergieschule bei. Der Wärmeverlust über die Fassade wird so um insgesamt mehr als 80 Prozent reduziert.

Umweltminister schwärmt vom Projekt

Auch im etwa 2100 Quadratmeter großen Erweiterungsbau wird etwas getan. Dort wurde bereits das Glasdach saniert. Die Wärmedämmung der Dachfläche erfolgt mit hocheffizienten Vakuumpaneelen, die den Wärmeverlust minimieren, heißt es bei der Stadt. Eine weitere Besonderheit wird es nach der Sanierung in den Klassenzimmern geben: Die Belüftung der Räume erfolgt künftig über ein hybrides Lüftungssystem. Die dezentralen Geräte sorgen für eine Wärmerückgewinnung von mindestens 90 Prozent. Belüftet wird dann automatisch je nach gemessener Kohlenstoffdioxid-Konzentration. „Gleichzeitig kann das Gebäude aber natürlich auch durch das Öffnen der Fenster belüftet werden“, sagte Görres. Ein neues, automatisch gesteuertes Sonnenschutzsystem verhindert zudem eine sommerliche Überhitzung und garantiert ausreichendes Tageslicht. Die Beheizung der Räume erfolgt über sogenannte Kapillarrohr-Flächenheizsysteme. Die Wärme wird dabei über Pumpen und Erdwärme erzeugt.

„Das ist ein Vorzeigeprojekt. Andere Kommunen werden kommen und sich anschauen wollen, wie das funktioniert“, schwärmte Umweltminister Untersteller. Es sei beeindruckend zu sehen, was auch im Bestand eines Gebäudes aus den 1950er Jahren möglich sei. Und Fritz Kuhn ergänzte: „Ich will Stuttgart ohne Atomstrom und ohne Strom aus Kohlekraftwerken versorgen. Daher setzen wir bei öffentlichen Gebäuden auf Energieeinsparung und Energieeffizienz. Die Sanierung der Uhlandschule zeigt, wie es gehen kann.“