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Bei "Über Kunst" begrüßen wir am 18. Juli Johan Holten in der Galerie Klaus Gerrit Friese.  

Stuttgart - Unter dem Titel "Über Kunst" präsentiert unsere Zeitung zum Thema Kunst in der Gesellschaft eine eigene Veranstaltungsreihe. Nächster Gast in der Galerie Klaus Gerrit Friese in Stuttgart ist am Montag, 18. Juli, Johan Holten, der neue Direktor der Kunsthalle Baden-Baden.

Gerade 30 Jahre alt war Johan Holten, als er im September 2006 die Leitung des Heidelberger Kunstvereins übernahm. Geboren in Kopenhagen, hat er an der Berliner Humboldt-Universität Kunstgeschichte und Kulturwissenschaften studiert, als Kurator gearbeitet. Aber auch eine persönliche Geschichte als Balletttänzer hat Holten - geblieben ist davon nicht etwa eine Vorliebe für die Bewegung im Raum, sondern eher die Frage nach der Präzision.

Ein Rondell, ein Hallenraum, eine Treppe, eine Art Oberdeck - mit Quadratmetern kann der Heidelberger Kunstverein kaum punkten. Programmatisch startete Holten denn auch mit Fragen. Christiane Dellbrügge und Ralf de Moll stellten - als "Prolog" - eine Untersuchung der Künstlerwanderung nach Berlin vor. Die Frage hinter den Fragen von Dellbrügge/de Moll war leicht zu erraten - was bleibt für die Peripherie, was bleibt für die Zwischenmetropolen, was bleibt schließlich für Heidelberg, wenn der Sog der Hauptstadt zu groß wird? Nahezu alles, war und ist die verblüffende Antwort - man muss es nur wollen, machen und vertreten.

Holten machte die Schau

Das Projekt "Politische Wahrheiten" folgte dem Prolog - ein Anspruch, eine Behauptung, eine bewusste Gefährdung auch, mit dem Titel, mit den Werken von elf international agierenden Gegenwarts-künstlern in den Analyse-Mainstream zu geraten. Das Risiko lohnte sich, wie auch der Versuch, in 100 Tagen 100 Videos zu zeigen und damit bewusst oder unbewusst an die Documenta-Träume des Museums der 100 Tage anzuschließen. Apropos Träume - mancher in der Republik hätte wohl gerne die erste institutionelle Schau des britischen Aktions- und Konzeptkünstlers Simon Starling auf seine Fahnen geschrieben. Holten machte die Schau - in Heidelberg.

"Johan Holten", sagt denn auch Michael Sieber als Beiratsvorsitzender des Kunstvereins, "hat in Heidelberg in kürzester Zeit Großartiges geleistet." Das Lob ist ein reales Fazit - der nun 35-jährige Holten wechselte zum 1. April dieses Jahres als Nachfolger von Karola Kraus auf die Position des Direktors der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Eine so mutige wie konsequente Berufung. Holten selbst gab sich - wie schon in Heidelberg - nach seiner Wahl zurückhaltend. "Die besondere Geschichte und Konstellation der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden", sagte er mit einem Seitenblick auch auf die unmittelbare Nachbarschaft der Kunsthalle zum Museum Frieder Burda, "verpflichtet dazu, ein besonderes Programm zu entwickeln. Dabei stellt sich die Frage, wie man die Aufgabe einer staatlichen Kunsthalle im 21. Jahrhundert definiert."

"Geschmack - der gute, der schlechte und der wirklich teure"

An diesem Freitag eröffnet Johan Holten die erste Ausstellung in Baden-Baden unter seiner Regie. "Geschmack - der gute, der schlechte und der wirklich teure" heißt die Themenschau, die sich mit der traditionellen Funktion Staatlicher Kunsthallen als Einrichtungen für die Bildung eines guten Geschmacks auseinandersetzt. Ein Schelm, wer an die Nachbarschaft zwischen der Staatlichen Kunsthalle und dem privaten Museum Sammlung Frieder Burda denkt? Muss über die Brücke zwischen Kunsthalle und Museum Frieder Burda (hin und her) gehen, wer die Positionierungen der Kunsteinrichtungen verstehen will?

Diese und andere Fragen zum Verhältnis zwischen Kunst und Gesellschaft wollen wir mit Johan Holten am Montag, 18. Juli, in der Gesprächsreihe "Über Kunst" unserer Zeitung in der Galerie Klaus Gerrit Friese in Stuttgart (Rotebühlstraße 87) besprechen. Ein folgerichtiger Abend, erlebten doch die Leserinnen und Leser unserer Zeitung zuletzt den Sammler Frieder Burda und den Direktor des Museums Sammlung Frieder Burda, Ludger Hünnekens.

Eine Behauptung zum Schluss: Mit Johan Holten wird die von Karola Kraus bestens positionierte Kunsthalle Baden-Baden als Ort mit einer einfachen, doch wichtigen Botschaft gelten: Eine Ausstellung darf auch magisch sein.

So können Sie dabei sein

"Über Kunst" mit Johan Holten am Montag, 18. Juli. Beginn in der Galerie Klaus Gerrit Friese (Stuttgart, Rotebühlstraße 87) ist um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Moderiert wird der Abend von Nikolai B. Forstbauer, Kulturressortleiter unserer Zeitung. Wir freuen uns über Ihre Anmeldung unter 07 11 / 72 05 - 75 01 (Frau Arnold, Mo bis Fr 10 bis 15 Uhr) oder

unter kultur@stn.zgs.de.

Haben Sie Fragen an Johan Holten? Wir nehmen diese gerne für unsere "Über Kunst"-Veranstaltung auf. Ihre Fragen senden Sie bitte an kultur@stn.zgs.de.