Dreidimensionales Training im „Cave“ des Rechenzentrums Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Warum real, wenn es auch virtuell geht: Zahlreiche Feuerwehrleute und Rettungskräfte aus der Region haben an der Universität Stuttgart am Computer beziehungsweise per dreidimensionaler Technik geübt, wie Einsätze verbessert werden können.

Stuttgart - Wie gut, wenn man nicht nur Deutsch oder Englisch, sondern auch das sogenannte Denglisch beherrscht. Denn die Veranstalter vom Virtual Dimension Center Fellbach (VDC), vom Technologiezentrum (TZ) St. Georgen und vom Höchstleistungsrechenzentrum (HRLS) der Universität Stuttgart haben nicht nur zu einem „Virtual Fires Workshop“ eingeladen, sondern diesen noch unter das Motto gestellt: „Serious Gaming für das Training von Einsatzkräften im Feuerwehr- und Rettungsbereich.“

Serious Gaming, das bedeutet wohl so etwas wie ernsthafte Übungseinheiten mit spielerischem Charakter. Zwar durchaus mit amüsanten Einlagen, aber ansonsten zumeist sehr seriös gestalten Guido Plischek, der Böblinger Kreisbrandmeister, und seine Mannen von der Taktischen Führungsfortbildung (Taff) den Nachmittag. Taff-Ausbilder Ralf Ruthardt sitzt mit Jürgen Mayer von der Freiwilligen Feuerwehr in Weinstadt im Remstal, vor dem Laptop.

Auf dem Bildschirm ist zu erkennen, wie Mayer die Lage vor Ort sieht – wie durch eine Kamera, die auf seinem Helm angebracht ist. Per Joystick, also einem Steuerknüppel, dirigiert Mayer, in welche Richtung er marschieren oder ob er über Hindernisse springen will.

In der Simulation geht es um einen Brand samt Rauchentwicklung in einer Regionalbahn . Auf dem Bildschirm inspiziert Mayer die Lage: Im Eingangsbereich des Waggons liegt eine Seniorin auf dem Rücken, sie röchelt und wimmert. Mayer erkennt: Sie hat einen Oberschenkelhalsbruch und muss umgehend aus dem Triewagen raus. Ruthardt freilich ist der Meinung, dass Mayer diese Erkenntnis ein wenig schneller per Funk an die anderen Kollegen weitergeben müsste: „Ja, aber dann nore macha!“

Diplom-Ingenieur Plischek präzisiert: „Wir wollen hier nicht die Grenzen und Fehler der Kameraden aufzeigen, sondern sie besser machen.“ Das Programm ist denn auch nicht gedacht für die normalen Feuerwehrleute – die Simulation am Computer könne kein Ersatz sein für die Arbeit mit schwerem Löschgerät, „das sie in der Hand halten und bedienen können müssen“.

Vielmehr sollen die Führungskräfte auf diese Weise und durchaus mit einem langsameren Tempo und vielen Erklärungen und der Analyse der Situation lernen, welche Gefahren und Herausforderungen bei einem Einsatz lauern können. „Damit es dann draußen beim realen Einsatz im Katastrophenfall schneller und fehlerfrei läuft“, so Plischek.

Später am Nachmittag dürfen die Floriansjünger dann noch in den sogenannten Cave; so heißt ist die Höhle im Höchstleistungsrechenzentrum, ein fünfseitiger Projektionsraum (je eine Fläche links, rechts, oben, unten, hinten). Uwe Wössner, Abteilungsleiter Visualisierung im HRLS, präsentiert übt mit den Gästen den dreidimensionalen Gang durch eine große Sporthalle in der Region Stuttgart. Dort hatte es kürzlich eine Schlägerei unter Rockergangs gegeben. Mit Hilfe der dreidimensionalen Technik können Polizeibeamte nun beispielsweise rekonstruieren, welcher Angreifer wann wo seine Fausthiebe ausgeführt haben muss.