Während der Bauarbeiten kümmerten sich eine Baumpflegefirma und ein Gutachter um die Blutbuchen entlang der Straße Am Wallgraben. Schäden gibt es trotzdem. Foto: S. Hintermayr

Die Blutbuchen entlang der Straße Am Wallgraben auf der Gemarkungsgrenze zwischen Stuttgart-Vaihingen und Stuttgart-Möhringen haben beim Bau der U-12-Trasse Schaden genommen. Einige sind wohl nicht mehr zu retten.

Vaihingen/Möhringen - Die Vaihinger Grünen fordern in einem Antrag mehr Sorgfalt beim Baumschutz und der Baumpflege. Es geht um die Blutbuchen entlang der neu gebauten Stadtbahnlinie U 12. Schon bei der Planung des Projekts war den Menschen der Erhalt der Bäume wichtig. Sie forderten, dass so viele wie möglich und vor allem die großen und ökologisch wertvollen Blutbuchen erhalten bleiben. Im Ergebnis mussten dennoch um die 90 Bäume gefällt werden, darunter auch 14 Blutbuchen.

Dennoch bemühten sich die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) als Projektträger und das Garten-, Friedhofs- und Forstamt um die Bäume. Die Bauarbeiter kamen den Blutbuchen gefährlich nah. Um auf die besondere Situation einzugehen, beauftragten die SSB in Abstimmung mit dem Gartenamt eine Baumpflegefirma und einen Gutachter. Die Mitarbeiter versorgten die Bäume mit einer Bioturbation. Das bedeutet, dass den Wurzeln gezielt Nährstoffe, Wasser und Luft zugeführt werden.

Die Bäume haben dennoch stark gelitten. „Wie sich nunmehr zeigt, ist es zu großflächigen Rindenschädigungen gekommen. Die noch stehenden Bäume sind mehrheitlich so stark geschädigt, dass ihr Absterben nur noch eine Frage der Zeit ist – einzelne Bäume stellen möglicherweise bereits heute ein Verkehrssicherungsproblem dar“, heißt es in dem Antrag der Grünen.

Die Lebenserwartung der Bäume ist reduziert

Für Volker Schirner sind die Blutbuchen „eine wichtige Angelegenheit“, wie der Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts sagt. Er ergänzt: „Wir als Amt sind dazu da, Baumstandorte zu schützen und zu erhalten.“ Der Bau der U 12 sei jedoch eine große infrastrukturelle Maßnahme gewesen. „Das Projekt war wichtig für die Bevölkerung, und da haben dann technische Dinge Vorrang.“ Das Gartenamt habe versucht, die Bäume zu schützen. „Aber Blutbuchen reagieren besonders empfindlich auf Veränderungen im Boden“, sagt Schirner. Er verweist auf die beauftragte Baumpflegefirma und den Gutachter und betont: „Es wurde alles richtig gemacht. Es ist niemanden ein Vorwurf zu machen.“ Man habe versucht, die Eingriffe in das Wurzelwerk durch einen Rückschnitt der Kronen zu kompensieren. „Aber ein Eingriff ist eben ein Eingriff“, sagt der Amtsleiter.

Fakt sei, dass die Bäume Schaden genommen haben. Ihre Vitalität und damit ihre Lebenserwartung sei reduziert. „Wenn geschnitten wird, kann immer auch Fäulnis eindringen. Das führt dann zum Absterben von Kronenteilen“, sagt der Fachmann. Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt habe nun erneut einen Gutachter eingeschaltet. „Der geht rigoros vor“, sagt Schirner und ergänzt: „Der Gutachter hat für acht der Blutbuchen keine gute Prognose abgegeben und empfiehlt, für diese so schnell wie möglich Neupflanzungen durchzuführen.“ Schirner will das noch nicht so stehen lassen und sagt: „Wir werden die Sache noch einmal beraten.“

An der Liebknechtstraße sind Bäume abgestorben

Die Grünen weisen in ihrem Antrag auch darauf hin, dass nach dem Bau des Wertstoffhofs an der Liebknechtstraße neue Bäume gepflanzt wurden. Diese seien dann aber nicht ausreichend gewässert worden, 80 Prozent der Bäume seien mittlerweile abgestorben. „Das Gewerbegebiet ist zu wenig durchgrünt. Um so wichtiger wäre es, wenigstens das vorhandene Grünvolumen pfleglich zu behandeln. Nachdem weitere Bauvorhaben mit Eingriffen in den Grünbestand vorbereitet werden, ist deutlich mehr Sorgfalt erforderlich“, so das Fazit der Grünen.

Auf die Frage, ob sich solche Schäden wie an den Blutbuchen bei künftigen Bauprojekten vermeiden lassen, antwortet Schirner: „Das ist schwierig.“ Bei großen Bauprojekten gebe es immer eine Güterabwägung. „Wir achten auf die Bäume und geben als Fachverwaltung unsere Stellungnahme dazu ab. Letztlich ist es aber immer eine politische Entscheidung.“