Ob beim Chatten oder in Diskussionsforen: Viele Menschen schreiben im Internet unter einem Pseudonym. Foto: dpa

In Diskussionsforen, Chats und Kommentarspalten im Internet schreiben viele Menschen unter Pseudonym. Eine nicht ganz ernst gemeinte Typologie.

Stuttgart - In Diskussionsforen, Chats und Kommentarspalten im Internet schreiben viele Menschen unter Pseudonym. Eine nicht ganz ernst gemeinte Typologie:

Sonnenschein72

Pseudonym: Kombination aus einem positiv besetzten Wort und Geburtsjahr der Person.

Typ: Sympathische, gesellige Frau, deren Leben sich um zwei Kinder und Mann, Ratschabende mit Freundinnen, Vorstadtgarten, Step-Aerobic-Kurse und den nächsten Club-Urlaub dreht.

Was der Name sagen will: Ich bin unkompliziert, gut drauf und habe alles im Griff – nur manchmal fühle ich mich so leer. . .

Im Netz: Kommentiert bei Bunte.de die Trennungsgerüchte um Monacos Fürstenpaar, verkauft auf Ebay Kinderspielsachen und alte Badarmaturen, stellt Rezepte auf Chefkoch.de und hat sich heimlich bei einer Datingplattform angemeldet.

Varianten: Supermausi73, Flotte_Biene78, Supermario77 (männlich),

Herr von Bödefeld

Pseudonym: Nach der gleichnamigen Figur (Meerschweinchen) aus der Kindersendung Sesamstraße.

Typ: Großstadtbewohner Mitte 30, fährt Retro-Rennrad, macht irgendwas mit Design und verschiebt das Erwachsenwerden auf die 40er.

Was der Name sagen will: Der Name ist ein ironischer Verweis auf die Sesamstraße und die 80er Jahren, in denen ich groß geworden bin. Die unnahbare Figur von Bödefeld ist mein Vorbild, ironische Distanz mein Lebensmotto, damit begegne ich allem – der Welt, mir selbst, meinem Hipsterbärtchen, Frauen.

Im Netz: Ist im Vinyl-Forum des Musikmagazins Rolling Stones aktiv, kommentiert Artikel des Lebensgefühlmagazins Neon. Sein Traum: Der Wohn-Blog „Freunde von Freunden“ zeigen seine Altbau-WG.

Varianten: Ich-Maschine, Hansekind, Fuerimmerinsgruene, Fräulein _Wunderbar (weiblich)

Günther Müller

Pseudonym: Schreibt unter Klarnamen.

Typ: Mittsechziger, Ingenieur oder Lehrer im Ruhestand, am Zeitgeschehen interessierter Staatsbürger mit Ehrenämtern.

Was der Name sagen will: Ich steh’ zu meinem Wort. Die einzige, die mich beim Kosenamen (Günni) nennen darf, ist meine Mutter.

Im Netz: Vertritt im Forum seiner Regionalzeitung eine klare Meinung, unter anderem zu Bauprojekten, der Streichung kommunaler Vereinszuschüssen oder dem Tabellenplatz der Fußballmannschaft.

Varianten: Stuttgarter, Pforzheimer

PaulsMami

Pseudonym: selbsterklärend

Typ: Früher mal Eventmanagerin, seit der Geburt des Sohnes PaulsMami, hat ihr eigenes Gesicht in den sozialen Netzwerken gegen das ihres Kindes ausgetauscht.

Was der Name sagen will: Ich bin Pauls Mami.

Im Netz: Schreibt in Eltern-Foren über Themen wie „Kinderkleidung selbst gewalkt“, „Tod dem Plastiklöffel“ und „Kein Zucker vor dem zehnten Lebensjahr!“. Gründete kürzlich ihren eigenen Blog „Eine Frau, eine Mutter“.

Varianten: Wunschkind83, Hippiemom, Tigerente, Papa_ist_der_Beste (männlich)

Gregor Samsa

Pseudonym: Hauptfigur aus Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“, in der Gregor Samsa eines Morgens als Ungeziefer erwacht.

Typ: Promovierter Germanist mit halber Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter, melancholischer Systemkritiker und Halter exotischer Insekten in Terrarien.

Was der Name sagen will: Ich bin studiert und reflektiert, ich verzweifle an den Umständen meiner Existenz.

Im Netz: Kommentiert den Blog des Philosophiemagazins Agora 42, sowie Artikel der Zeitungen Freitag und Taz. Sucht auf Elitepartner nach der Liebe, trifft dort aber nur Karrierefrauen, denen er zu sanft ist.

Varianten: Karl Kandis, Holden Caulfield, Lulu (weiblich)

Alf A. Romeo

Typ: Witzbold, der statt „zum Beispiel“, „zum Bleistift“ sagt und zur Begrüßung seiner Kumpels fragt „Alles fit im Schritt?“.

Was der Name sagen will: Ich bin locker und unglaublich witzig.

Im Netz: Guckt lustige Videos auf Youtube und ist vor allem in Autoforen unterwegs. Beim Thema Maut ist bei ihm allerdings Schluss mit lustig.

Varianten:  Ann Geber, Peter Silie, Wanda Bra.